Bad Oeynhausen früher: Die Geschichte der Bali Therme

Bad Oeynhausen. Mit Anthony Gommersall übernimmt im November 1975 ein ausgebildeter Militärmusiker das Kurorchester. Der aber soll das Orchester nicht zackig führen, sondern nach &bdquo;Art eines englischen Gentleman“. Vor 70 Jahren muss sich der Stadtrat mit einem architektonischen Erbe der britischen Besatzungszeit auseinandersetzen. Und vor 30 Jahren hagelte es zur Eröffnung der Bali Therme Kritik von der Kirche. Stadtarchivarin Stefanie Hillebrand hat in der &bdquo;NW“ und ihrer Vorgängerin, der &bdquo;Freien Presse“, 70, 50 und 30 Jahre zurückgeblättert und ist dabei auf Themen gestoßen, die sich – in abgewandelter Form – auch Jahrzehnte später noch in der Zeitung finden. Oktober 1955: Stadtrat vor schwerwiegender Entscheidung Wohl oder übel muss die Stadt Bad Oeynhausen ein Erbe antreten, das sie am liebsten ausschlagen würde. Es geht um die Hotel-Baracke des früheren Hotels Meyer an der Eidinghausener Straße. Es ist der Ersatzbau der Hohenzollern AG, die aufgrund der Evakuierung durch die Besatzungsmacht ihre prunkvollen Hotelbauten an der Herforder-/Klosterstraße im Mai 1945 räumen musste. Die Stadt hatte 1948 das Gelände an der Werrebrücke an die Hohenzollern AG unter bestimmten Bedingungen verpachtet. Der Vertrag enthält eine Klausel, die sich mit der Rückgabe des Neubaus beschäftigt, falls eins der Stammhäuser freigegeben und nach Instandsetzung wieder in Betrieb genommen wird. Für diesen Fall ist vorgesehen, dass die Stadt den Ersatzbau übernimmt. Noch fehlt Rat und Verwaltung die Vorstellung, was mit dem Objekt passieren soll. Klar ist aber, dass die Planung in das große Bauprojekt rund um die Werrebrücke einbezogen werden muss. Auch interessant: Zurückgeblättert: So sah es früher in Bad Oeynhausen aus Mit dem für das nächste Jahr geplanten Abriss der Brücke gehen auch Veränderungen des Straßenverlaufs und Kreuzungsbereichs in diesem Abschnitt der Eidinghausener Straße einher. Außerdem wird das Stadion umgestaltet, sobald die von der Luisenschule auf dem erweiterten Gelände ersatzweise genutzten Gebäude wieder freiwerden. Nach dem Abzug der Besatzungsmacht kehren nun langsam alle Institutionen und Geschäfte, die an der Mindener und Eidinghausener Straße eine vorübergehende &bdquo;neue Heimat“ gefunden hatten, in ihre Häuser in der Innenstadt zurück. Das gilt neben dem Hohenzollernhotel auch für die Luisenschule, die ihren Unterricht für zehn Jahre in verschiedene Gebäude der Stadt auslagern musste und jetzt an ihren alten Standort an der Kaiserstraße zurückkehren kann. Oktober 1975: Dirigentenwechsel im Kurorchester Leonard Lugert scheidet als langjähriger Leiter des Kurorchesters in den Ruhestand aus. Er gehörte dem Orchester seit Mai 1957 als Geiger an, wurde 1962 Konzertmeister und übernahm 1964 die Leitung. In diesem Zeitraum stand er rund 9.450-mal vor dem Orchester. Er leitete 48 Rundfunkübertragungen des WDR und NDR, über RIAS Berlin und Rundfunkanstalten in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Jugoslawien, Ungarn und auch von der Bundesgartenschau Berlin. Auf dem Bildschirm war er mehrfach zu sehen und nicht wenige prominente zeitgenössische Solisten standen an seiner Seite. Kurdirektor Alfons W. Dole übergibt den Taktstock an den neuen Leiter Anthony Gommersall mit den Worten, dieser möge das Orchester nicht militärisch, sondern nach &bdquo;Art eines englischen Gentlemans“ leiten. Dazu muss man wissen, dass Gommersall aus der englischen Militärmusik kommt. Bereits als 16-Jähriger beginnt er als Flötist in einem militärischen Musikkorps, startet seine Ausbildung bei der Royal Military School und wird schon in jungen Jahren Kapellmeister im 1. Bataillon The Anglian Regiment, ist dann nach verschiedenen Stationen in seinem Heimatland Großbritannien, in Nord-Irland und Zypern als freischaffender Instrumentalist und Lehrer tätig. Über eine Ausschreibung kommt Gommersall 1974 nach Bad Wildungen, wo er auf die frei werdende Stelle in Bad Oeynhausen aufmerksam wird. Bei seinem Dienstantritt eröffnet der 36-Jährige sein Repertoire mit &bdquo;Malaguena“ und stellt sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Bad Oeynhausen als Solo-Saxophonist vor. Oktober 1995: Kirchenkritik an Bali-Thermen-Einweihung Kurdirektor Wolfgang Schmidt ist erschrocken und überrascht von der harschen Kritik seitens der Bad Oeynhausener Kirchengemeinden an der Weihe der Bali-Therme durch einen hinduistischen Priester. Die neue Therme war am 14. Oktober als Attraktion einer Pressekonferenz mit hinduistischem Ritus von einem indonesischen Brahmanen geweiht worden. Lesen Sie auch: Bier, Banken, Bad Oeynhausen: Mit der NW auf Zeitreise und Spurensuche Diese Zeremonie soll dem Bad Glück und den gewünschten Erfolg bringen. Sie war eine Geste des indonesischen Botschafters, der zur offiziellen Inbetriebnahme aus Bonn angereist war. Er hatte die Bali Therme schon im Vorfeld als gelungenes Beispiel dafür gelobt, die Lebensauffassung seines Landes authentisch und seriös nach Deutschland zu bringen. Die beiden Kulturkreise seien einander noch viel zu unbekannt. Die Einrichtung der Therme ist mit Original-Stücken aus Indonesien ausgestattet, die das Staatsbad über einen auf Südostasien spezialisierten Antiquitätenhändler aus Köln beschafft hatte. Die luxuriöse Ausstattung, die exotische Erlebniswelt und das gut gegliederte Serviceangebot gehören zum ganzheitlichen Ansatz, in dessen Mittelpunkt der Mensch und seine Gesundheit steht. 2.000 Besucher erwartet die Therme täglich. Die Badegäste sind am Eröffnungstag für den Nachmittag eingeladen, sich von balinesischen Tänzerinnen, Akrobaten, Märchenerzählern und Musikern in eine zauberhafte Welt entführen zu lassen. Der Brief der Kirchengemeinden ist an den Ministerpräsidenten des Landes, Johannes Rau, gerichtet, darum hält sich Kurdirektor Wolfgang Schmidt mit einer Stellungnahme noch zurück. Er äußert sich auf Anfrage jedoch dahingehend, dass die Gefühle von Christen nicht hätten verletzt und nicht für den hinduistischen Glauben hätte geworben werden sollen.

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