Schwarz-grüne Mehrheit in Bad Oeynhausen beschließt neuen Busbahnhof

Bad Oeynhausen. Der alte ZOB wird der neue - nur fast ohne Gebäude. Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat Mittwochabend den Entwurf für die Sanierung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) mit Stimmen der CDU und der Grünen beschlossen. Die Grünen kritisierten die dürren Skizzen der Entwurfsplanung aber derart heftig, dass es eine Zeit lang so aussah, als würde das ganze Projekt noch auf den letzten Metern kippen. Erst nachdem Bürgermeister und Technischer Beigeordneter die Kommunalpolitiker an die Silvester ablaufende Förderfrist erinnerten, stimmte die schwarz-grüne Rathausmehrheit zu. Für alle Innenstadtbesucher bedeutet das voraussichtlich weitere Hindernisse beim Besuch der Innenstadt. Wenn die Deutsche Bahn ihre Brückenbaustelle an der Herforder Straße zum Jahresende besenrein 2025 verlässt, will die Stadt wenige Meter weiter selbst ihre Großbaustelle aufreißen. Ab Anfang 2026 sollen die ersten Bauarbeiten auf dem Busbahnhof beginnen. Benutzbar könnte der neue alte ZOB dann Mitte 2027 sein, erläuterte der Planer vom Ingenieurbüro Bockermann und Fritze. Bei der Umgestaltung gebe es allerdings einige &bdquo;Zwangspunkte“, so der Planer, weil sich unterm ZOB die Tiefgarage &bdquo;Salzhof“ befindet. Treppenhäuser, Lüftungsschächte sowie Ein- und Ausfahrten der Tiefgarage bleiben erhalten. Alle anderen Gebäude auf dem Busbahnhof sollen dagegen abgerissen und auch nicht wieder aufgebaut werden. Das betrifft vor allem die öffentlichen Toiletten sowie den Kiosk, in dem zuletzt die Garküche eines &bdquo;Deli“-Imbisses war. Planungsziel ist ein angstfreier Raum Die Eingänge der Treppenhäuser und Aufzüge auf der Mittelinsel sollen verbreitert werden. Auf der freien Fläche sollen zudem mehrere Unterstände für Fahrgäste und ein behindertengerechtes Leitsystem gebaut werden. Die wenigen neuen Bauten sollen gläserne Fassaden bekommen, um möglichst freie Sicht über den gesamten ZOB zu ermöglichen. Ziel der Planung ist ein angstfreier öffentlicher Raum. Die Busse sollen wie bisher auf dem Dach der Tiefgarage halten, allerdings werden die Haltestellen neu sortiert. Fünf Busbuchten werden dicht am Bahndamm angelegt, fünf Haltestellen gegenüber auf der sogenannten &bdquo;Mittelinsel“ eingerichtet. Der Autoverkehr soll künftig in einer neuen Tempo-20-Zone direkt vorm Hotel Mercure entlang geführt werden, wo derzeit bloß Busse fahren dürfen. Kostenpunkt für die Abriss- und Aufbauarbeiten: Vier Millionen Euro. Die Frist für den Förderantrag ans Land NRW, darauf wies der Technische Beigeordnete Thomas Lüer hin, ende Silvester. Die Diskussion im Ausschuss nahm danach erst richtig Fahrt auf. Lesen Sie auch: Neugestaltung in Bad Oeynhausen: Kiosk soll für modernen Busbahnhof weichen Ingrid Schley (Grüne) lehnte die Pläne in Bausch und Bogen ab. Sie kritisierte die vom Ausschuss mehrheitlich in Auftrag gegebenen Planungen als &bdquo;Fehlentscheidung“. Vor allem habe der Ausschuss bei seiner damaligen Entscheidung gegen ihre Stimme nicht bedacht, dass das Bad Oeynhausener Krankenhaus künftig an die Auguste-Viktoria-Klinik und damit auf der Nordseite der Nordbahn gebaut werde. Ein ZOB an der Kanalstraße mit Durchstich durch den Nordbahnhof sei deshalb, so Schley, die bessere Alternative gewesen. Weite Umwege beim Umstieg Frank Michna (FDP) wollte wissen, wie Menschen mit Behinderungen auf dem ZOB von der Mittelinsel zur Busbucht am Bahndamm gelangen können, wenn sie am ZOB umsteigen. Auf den Plänen sei keine direkte Fußgängerfurt zu erkennen. Und das soll auch so sein, erläuterte der Planer. Diese Planung bedeutet allerdings, dass Menschen mit Gehbehinderungen mitunter sehr weite Umwege in Kauf nehmen müssen, wenn sie am ZOB von einer Buslinie in die andere umsteigen wollen. Die alten Fußgängerfurten sollen im Wesentlichen auch die neuen werden. Auch diese möglichen Fahrgast-Umwege lösten im Ausschuss erheblichen Unmut aus. Doch das war längst nicht der einzige Kritikpunkt. Esther Dietz (SPD) lehnte die Pläne rundheraus ab, was aber nicht am Entwurf des Planungsbüros liege. Ingrid Schley nannte den Entwurf dagegen &bdquo;einen Haufen Kompromisse und eine teure Lösung“ und verwies auf Unwägbarkeiten bei den Sanierungskosten für die Tiefgarage und äußerte den Verdacht, dass der ZOB-Neubau nur dazu diene, das Tiefgaragendach abzudichten. Rainer Müller-Held (BBO) schloss sich der Kritik an und lobte den Durchstich im Bahnhof als einzige Lösung, wie sich Bad Oeynhausen von verschiedenen Problemen befreien könnte: &bdquo;Aber der Bürgermeister hat sich ja den ZOB-Umbau gewünscht.“ Thomas Heilig (Kompass) erklärte: &bdquo;Alle anderen Städte versuchen den Verkehr aus der Stadt herauszuhalten, Bad Oeynhausen holt ihn herein.“ Da platzte Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) der Kragen: &bdquo;Der ZOB gehört als Frequenzbringer in die Innenstadt.“ Man habe viel zu oft und vielleicht zu lange über den ZOB diskutiert. &bdquo;Sie als Politik haben alles dafür getan, um die Bürger aus der Stadt rauszubekommen.“ Der Bau des Werre-Parks sei der Anfang gewesen und der ZOB auf der Nordseite der Nordbahn wäre der nächste Punkt geworden. &bdquo;Die Bürger steigen aber nicht irgendwo an der Kanalstraße um.“ Bökenkröger wies &bdquo;Träumereien vom Durchstich“ zurück. Die seien angesichts der Förderfristen erst in den 2030-er Jahren möglich. Ein Behinderten-WC und zwei für Busfahrer Dirk Büssing (CDU) begrüßte die Umbaupläne ausdrücklich. Sie entsprächen genau dem, was seine Partei immer gefordert habe. Seine anschließende Frage aber löste eine Lawine von Wortmeldungen anderer Ausschussmitglieder aus: &bdquo;Ist nur eine einzige Toilette geplant?“, fragte Büssing. Infrastrukturmanager Jan Martin Müller beeilte sich, diesen Eindruck zu zerstreuen. Die Verwaltung habe nach Rücksprache mit dem Behindertenbeirat eine Unisex-Toilette auf dem ZOB vorgesehen. Außerdem solle es jeweils zwei WCs für Busfahrer geben. Andreas Edler (Grüne) nannte den Neubau eines ZOB ohne öffentliche Toilette &bdquo;ein Unding“. Er sei bislang auch wegen der möglichen Baumfällungen auf der Nordseite gegen die Verlegung des ZOB gewesen. &bdquo;Ich hadere mit mir“, sagte Edler. Der Neubau des Krankenhauses unweit der Kanalstraße sei ein gutes Argument. Und dann versuchte Edler nachdrücklich, eine Lanze für öffentliche Toiletten und für einen Kiosk zu brechen. Der sorge für mehr soziale Kontrolle, so habe die Verwaltung immer argumentiert. Lesen Sie auch: In Bad Oeynhausen entsteht ein neuer Busbahnhof Der Technische Beigeordnete Thomas Lüer hielt diesmal dagegen. Es sei wichtig, nicht noch einen Kiosk auf der Fläche zu bauen, im Randbereich können man aber eine &bdquo;öffentliche Multisex-Toilette“ prüfen. Edler forderte den gleichen Prüfauftrag auch für das WC. Esther Dietz (SPD) lehnte das ab, öffentliche Toiletten seien nur zehn Minuten am Tag &bdquo;und zwar direkt nach der Reinigung“ nutzbar. Dirk Büssing warnte den Ausschuss vor einem &bdquo;doppelten Salto rückwärts“. Sollte der Entwurf abgelehnt werden, entstünde eine neue Brache mitten in der Stadt. Mit Erfolg: Christian Fitte (Grüne) überzeugte der Entwurf zwar nicht, der ZOB auf der anderen Seite der Nordbahn sei besser: &bdquo;Ich werde aber mit großen Bauchschmerzen zustimmen.“ Also beschloss der Ausschuss mit schwarz-grüner Mehrheit von zwölf gegen acht Stimmen die Pläne weiter zu verfolgen und Förderanträge zu stellen. Allerdings muss die Verwaltung noch einmal prüfen, ob nicht doch ein Kiosk und öffentliche Toiletten auf dem neuen alten ZOB eingerichtet werden können.

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