ICE-Trasse: Bahn plant Neubau nur in OWL

Bad Oeynhausen. Die Deutsche Bahn schließt den Ausbau der Nordbahn in Ostwestfalen zu einer Hochgeschwindigkeitstrasse aus. Das Planungsteam um Projektleiter Carsten-Alexander Müller arbeitet ab sofort nur noch an Varianten zum Bau der ICE-Trasse "Hannover-Bielefeld", auf denen eine Fahrtzeit von 31 Minuten möglich ist. Das bestätigt ein Bahnsprecher auf Nachfrage der NW. Diese Vorentscheidung führt in der Region zu heftigem Widerspruch. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat offenbar den Planungsauftrag nachgeschärft. 31 Minuten Fahrtzeit sind nun "Mindestanforderung" für die weiteren Planungen. Der Auftrag vom November 2020 sah neben dem Lückenschluss zwischen Minden und Wunstorf auch Tempo 300 und eine Fahrtzeit von 31 Minuten vor. Die Bahn sollte prüfen, ob das überhaupt möglich sei. Nach zwei Jahren Prüfung ist die Bahn zu dem Ergebnis gekommen: Diese superschnelle Fahrtzeit ist möglich. Allerdings müsste dafür eine neue Trasse quer durch OWL gebaut werden. In Niedersachsen wäre dagegen auch ein weitgehender Ausbau der Bestandstrasse möglich. Bei einer nichtöffentlichen Besprechung von Bahn-Mitarbeitern mit Vertretern der Ampel-Koalition hat das Projektteam nach Informationen der NW am Montagabend insgesamt zehn Korridore näher vorgestellt. Vier Korridore fallen allerdings raus, weil auf ihnen die Fahrtzeit deutlich länger wäre. Sie sind auf einer Karte rot dargestellt. Rot eingezeichnet ist auch die bestehende Eisenbahnverbindung über Herford, Löhne, Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Minden. Schwartze: "Vielzahl der Sorgen unserer Region bestätigt" Auf den verbliebenen sechs Korridoren, die auf der Karte grün dargestellt werden, soll das Planungsverfahren fortgesetzt werden. Hier könnte nach Ansicht der Bahn eine neue Hochgeschwindigkeitstrasse gebaut werden. Am 31. Januar steht ein Treffen des Projektteams mit Vertretern der betroffenen Region sowie der zahlreichen Bürgerinitiativen an. Details will die Bahn im Regionalrat in Detmold am 13. März vorstellen. Der Stadtrat Bad Salzuflen kommt dem Vernehmen nach zu einer Dringlichkeitssitzung am 15. März zusammen. Der Landrat des Kreises Herford, Jürgen Müller (SPD), hat das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Kreistagssitzung am 17. März gesetzt. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze sieht mit den Bahn-Vorschlägen "eine Vielzahl der Sorgen unserer Region bestätigt". Schwartze hat sich von Anfang an gegen 31 Minuten Fahrtzeit ausgesprochen, weil dieses Kriterium nach Ansicht aller Bahnexperten von vorneherein einen Ausbau der bestehenden Gleise ausschließt und stattdessen einen Großteil von Neubauten nötig macht. Schwartze verweist darauf, dass die Finanzierung des Bauprojekts "überhaupt noch nicht gesichert" sei. Bislang seien gerade einmal 1,8 Milliarden Euro durch den Deutschen Bundestag genehmigt. Angesichts der Neubau-Pläne quer durchs Hügelland OWL sagte Schwartze: "Da sind wir deutlich drüber." Der Vorschlag des Projektteams ist nahezu das Gegenteil von dem Gutachten der Bürgerinitiave Widuland. Die Ingenieure vom Bahnzentrum Bielefeld hatte einen Ausbau der Bestandsstrecke in OWL, aber einen Neubau der ICE-Trasse in Niedersachsen vorgeschlagen. Sie berechneten dafür eine Fahrtzeit von 41 Minuten bei einer Höchstgeschwindigkeit von Tempo 250. Widuland fordert weiterhin Bestandsausbau Jens Köster, Widuland-Vorsitzender, zeigte sich enttäuscht von den Planungsergebnissen der Bahn und sprach von einer "Vorentscheidung gegen den Ausbau". Im Gespräch mit der NW erinnerte Köster an das Versprechen des Planungsteams, "ergebnisoffen" an die Planungen zu gehen. Köster: "Was ist daran noch ergebnisoffen?" Wenn der Bestandsausbau als mögliche Planungsvariante ganz herausfalle, stelle sich die grundsätzliche Frage, wozu eine Öffentlichkeitsbeteiligung noch nötig sei. Die Region OWL habe sich klar gegen einen Neubau der ICE-Trasse ausgesprochen und genau das fordert Widuland auch weiter. Köster: "Wir sind nicht amüsiert." Die Deutsche Bahn verschickte am Dienstag eine schriftliche Stellungnahme und spricht von "verkehrlichen Zwischenergebnissen möglicher Korridorvarianten". Zwei der sechs schnellen Korridore lägen in weiten Teilen an der Bestandsstrecke zwischen Hannover und Bielefeld. Ein Ausbau der Bestandsstrecke habe in den Voruntersuchungen dagegen nur eine Fahrtzeit von 42 Minuten ergeben. Im weiteren Planungsverfahren untersuche die Bahn nun Kriterien wie Umweltverträglichkeit und Kosten der geplanten Hybridstrecke.

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