Unverpackt-Laden Bio-Provinz im Bad Oeynhausener Bahnhof gibt auf

Bad Oeynhausen. Mit einem Café-Betrieb wollten Orhan Bro und Dimitrij Nikulicev ihren "Unverpackt-Laden" im Bahnhof retten. Nun haben die beiden die Umbauarbeiten abgebrochen. "Wie werden die Bioprovinz dauerhaft schließen", teilen die beiden Geschäftsmänner mit. Der Mietvertrag für die rund 200 Quadratmeter Geschäftsfläche läuft noch vier Jahre. Bei der Suche nach einem Nachmieter hoffen sie nun auf Unterstützung. Im Sommer 2018 hatten Orhan Bro und Dimitrij Nikulicev ihre Bio-Provinz an der Herforder Straße eröffnet und waren damit einer der ersten Unverpackt-Läden der Region. Das Konzept kam an, die Kundenschar wuchs. Mit dem Kauf des Bahnhofes und der Modernisierung setzte die Stadt im vergangenen Jahr auf Bro und Nikulicev. Sie sollten Leben in den Bahnhof bringen. Beide Seiten hatten stetigen Kundenstrom vor Augen, als Ende November der Bio-Laden eröffnete. Rund 3.000 Artikel standen damals in den Regalen. Als "Vollsortiment" beschrieb Bro das Angebot. Und das auch noch mit vielen Auswahlmöglichkeiten beispielsweise bei Weinen, Brotaufstrichen, Tee, Körperpflegeprodukten und Reinigungsmitteln. Auch Käse, Brot und Fleisch waren in den Kühltheken zu finden. Kein Interesse bei Stammkunden "Durch den Ukraine-Krieg sind die Lebensmittelpreise stark gestiegen und die Nachfrage nach unverpackten Waren ist deutlich zurückgegangen", mussten Orhan Bro und Dimitrij Nikulicev im Sommer feststellen. Mit über 30 Prozent bilanzierten sie den Einnahmerückgang. Mit einer Umstellung auf konventionelle Produkte versuchten sie gegenzusteuern, allerdings ohne Erfolg. Aus Sicht der Geschäftsinhaber durchaus verständlich: "Viele unsere treuen Kunden wollen Bio-Produkte kaufen". Im September startete dann ein zweiter Versuch, aus der Krise zu kommen. Nur noch im hinteren Teil des Geschäfts sollten einige Lebensmittel aus regionaler Produktion verkauft werden, die weitaus größere Fläche sollte zu einem Café umgebaut werden. Einschlägige Erfahrungen bringen beide mit - seit zwei Jahren führen sie auch das Café auf der Aqua Magica. Doch nun ist einer der beiden Geschäftspartner erkrankt, soll sich auf aufgrund gesundheitlicher Probleme auf ärztlichen Rat für unbestimmte Zeit zurückziehen. Die Umbauarbeiten wurden unterbrochen, die für September geplante Eröffnung verschob sich. "Das bedeutete allerdings auch das Ausbleiben von Einnahmen bei laufenden Fixkosten, sodass wir trotz größter Bemühungen und Motivation an unsere Grenzen kamen", betonen Bro und Nikulicev in einer gemeinsamen Pressemitteilung. "Nach sehr langem Überlegen mussten wir uns schweren Herzens eingestehen, dass wir am Ende unserer Kapazitäten angekommen sind und wir uns sowohl körperlich wie finanziell erholen müssen", schreiben beide weiter. Café auf der Aqua Magica läuft weiter Eine endgültige Schließung der Bioprovinz sei dazu die einzige Möglichkeit. Damit könne auch die Gefahr einer Insolvenz abgewendet werden. Allerdings läuft der mit der Stadt abgeschlossene Mietvertrag noch bis 2026 weiter. "Wir müssen einen Nachmieter suchen", beschreibt Bro, der das Café auf de Aqua Magica nach der Winterpause wieder eröffnen will, auf Nachfrage der NW eine neue große Aufgabe. Wobei er allerdings auch betont: "Wir werden dabei sehr stark von der Stadt unterstützt". Wirtschaftsförderer Patrick Zahn bestätigt, dass sich "unser Augenmerk nun darauf richtet, gemeinsam einen neuen Mieter zu finden". Er hebt hervor, dass der Bioprovinz durch geändertes Kundenverhalten die Geschäftsgrundlage entfallen sei und deshalb die Entscheidung zum Rückzug sehr gut nachvollziehbar sei. Erfahrungen mit der kurzfristigen Mietersuche für den Nordbahnhof hat Zahn bereits gesammelt. Die Creperie wurde nach wenigen Monaten geschlossen, erst nach über einem halben Jahr Leerstand mit dem "Mahalo" ein neuer Mieter gefunden. Und auf der anderen Seite sollte die Tourist-Info einziehen. Im Januar 2021 machte die Stadt die Entscheidung rückgängig. Schon wenige Wochen später unterschrieben Bro und Nikulicev den Mietvertrag mit der Stadt. Damals musste der Wirtschaftsförderer, wie er bei der Eröffnung freimütig bekannte, nicht viel Überzeugungsarbeit leisten: "Ein Anruf genügte". Ob das jetzt wieder reicht?

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