ICE-Trasse: So steht's um die Planungen vor Ort

Bad Oeynhausen. Irgendwann nach sehr zähen Stunden mit bunten Tabellen und Bildern mit Prozessschemata sagt Karsten Otte einen Satz, der hängen bleiben wird: "Wir werden am Ende Äpfel mit Birnen vergleichen müssen." Der Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz OWL meint damit: Was kostet die Zerschneidung eines Naturschutzgebiets im Vergleich zum Abriss eines Fußballplatzes? Und wird das in Euro oder Kohlenstoffdioxid-Ausstoß gemessen? Die Planungen zum Aus- oder Neubau der ICE-Trasse zwischen Bielefeld und Hannover kommen in die entscheidende Phase. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat am Mittwoch zudem in der Bundespressekonferenz seinen Fahrplan für die Zukunft der Deutschen Bahn vorgestellt. Demnach will der Minister die Probleme der Bahn zur Chefsache machen, ein "Hochleistungsnetz aus Hochleistungskorridoren" schaffen und die Bahnstrecken in Deutschland modernisieren, statt eins zu eins ersetzen. Baustellen sollen gebündelt werden, so dass nach einer Sperrung die jeweilige Strecke leistungsfähiger werde. Das Ministerium veröffentlichte dazu eine Deutschlandkarte der dringendsten Problemstellen im Netz. Die ICE-Trasse "Hannover-Bielefeld" kam in der Aufzählung der Problemstellen mit der höchsten Auslastung allerdings nicht vor. Eine Vorentscheidung für oder gegen die ICE-Trasse "Hannover-Bielefeld" ist das jedoch nicht. Auf Nachfrage erläuterte ein Sprecher der Bundesverkehrsministeriums, dass die Liste nur die Stellen im Schienenwegenetz bezeichnen, die für 80 Prozent der Störungen im Schienenverkehr sorgen. Die Planungen für den Korridor "Hannover-Bielefeld" seien davon unbenommen und durch den Bedarfsplan Schiene gedeckt. So steht's um die Planungen vor Ort Das Projektteam der Deutschen Bahn für die ICE-Trasse "Hannover-Bielefeld" hat inzwischen einen Kriterienkatalog aufgestellt, um am Ende des Planungsverfahrens Trassenvarianten vergleichen zu können. Und um endlich eine Antwort auf die Gretchenfrage zu liefern: Aus- oder Neubau? Zwei Gutachter haben am Montag in einer im Internet übertragenen Videokonferenz mit Interessengruppen aus der Region ihren Bewertungsmaßstab vorgestellt. Gleichzeitig haben die Gutachter mehrere neue Kriterien eingeführt, die bisher nicht Teil der Untersuchung waren. Die Mehrzahl dieser neuen Kriterien betrifft den Bereich Technik. Die Gutachter wollen auch untersuchen und bewerten, ob für eine Trasse und wie viele Tunnel und Talbrücken gebaut werden müssen. Genauso soll die "Sperrpausennotwendigkeit" ein neues Kriterium der Begutachtung sein. Alle Kriterien fließen in die sogenannte Raumwiderstandsanalyse und das Umweltgutachten ein, nach der am Ende beurteilt werden soll, ob eine Trasse auf großen Raumwiderstand oder auf weniger großen Raumwiderstand trifft. Karsten Otte hakte an dieser Stelle nach: Wie wirkt sich die Gewichtung der auf das Gesamtprojekt aus? Wer entscheidet über die Gewichtung? Doch einer Antwort darauf, wie stark die einzelnen Kriterien gewichtet werden, wichen die Gutachter aus. Stefan Balla vom Büro Froelich & Sporbeck machte allerdings deutlich: "Das letzte Wort hat der Vorhabenträger." Und das ist die Bahn. DB-Projektleiter Carsten-Alexander Müller betonte dagegen, dass das Bauvorhaben nur umgesetzt werden könne, wenn Akzeptanz und Transparenz erfüllt werden: "Das ist unser Anspruch." Und dann griff Müller das Bild von den Äpfeln und den Birnen auf. Letztlich gehe es darum, am Ende des Planungsprozesses Trassen miteinander vergleichen zu können. "Wir werden viele, viele, viele Trassen haben", sagte Müller: "Und natürlich auch die Bestandsstrecke." Das Projektteam der Bahn hat zuletzt Grobkorridore veröffentlicht, auf denen die ICE-Trasse gebaut werden könnte. Weitere Einzelheiten zur Trassenführung waren Müller am Montag aber nicht zu entlocken. "Wir sind auf einem guten Weg." Die nächste öffentliche Vorstellung der Planungen ist am Donnerstag, 3. November. Die Videokonferenz wird voraussichtlich wieder im Internet auf www.hannover-bielefeld.de gezeigt.

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