Sicherheitsdienst verletzt Konzertbesucher auf Aqua Magica

Bad Oeynhausen/Löhne. Das erste Open-Air-Konzert der fränkischen Kultband "Aischzeit" vor fast zwei Jahren auf der Aqua Magica in Löhne hat ein Nachspiel vor Gericht. Nach dem Konzert soll ein Besucher vom Sicherheitsdienst überwältigt und verletzt worden sein. Aischzeit spielte auf der zweitägigen Veranstaltung "Schlager im Park", die von der Firma Entertainment Vision organisiert wird. Das Hausrecht übte an diesem Abend aber ein Wachschutzdienst aus Bielefeld aus. Dessen Chef soll den Besucher zu Boden gebracht und ihn verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld klagt den 42-jährigen Sicherheitsdienstchef und einen Mitarbeiter wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung an. Der Angeklagte und mindestens einer seiner Mitarbeiter soll "ohne rechtfertigenden Grund" den Besucher gewürgt, ihm den Arm verdreht, auf dem Boden fixiert und ihm dabei ein Knie in die Magengegend gedrückt haben. Der Besucher soll dabei Schmerzen erlitten haben und musste anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Dort wurde neben zahlreichen Prellungen auch eine Kapselzerrung am Ellenbogen festgestellt. Der Sicherheitsdienstchef widerspricht dieser Darstellung und erklärte seine Sicht der Dinge durch eine längeren Erklärung seines Verteidigers. Demnach war der Auftakt zu "Schlager im Park" auf der Aqua Magica am Freitag, 16. August 2019, eine "rundum harmonische Veranstaltung mit lockerer, gelöster Atmosphäre". Erst als der letzte Ton verklungen, das Licht auf der Bühne ausging und die meisten Besucher bereits gegangen waren, gab es Stress mit einer kleineren Gruppe, die offenbar trotz mehrfacher Aufforderung nicht gehen wollte. Auf Nachfragen der Richters spricht der Sicherheitsdienstchef von "angetrunkenen und aggressiven Besuchern", die ihm auch "ziemlich schlechte Wörter" hinterher gerufen hätten. Schubser oder Stupser? Nach Darstellung des Verteidigers sei bei einem Wortgefecht ("Was hast du überhaupt zu sagen?") ein Mann aus der Gruppe dem Angeklagten zu nahe gekommen und habe ihm einen "Schubs-Schlag ins Gesicht" gegeben. Funkgerät samt Headset sei zu Boden gegangen, der Wachschutzchef habe den Mann am Arm gegriffen, es habe ein Gerangel gegeben und man sei gemeinsam zu Boden gestürzt. Seine Mitarbeiter hätten damit nichts zu tun, sie hätten darauf geachtet, dass die anderen Gruppenmitglieder sich nicht einmischen. Der Besucher sei dann wieder auf die Beine gekommen und zum Ausgang begleitet worden. Dabei habe er allerdings noch eine Gasflasche für Luftballons umgetreten. Der Besucher, ein Dachdecker aus Bad Oeynhausen, weist die Sache mit der Gasflasche zurück. Auch seine Freundin, die direkt neben ihm ging, widerspricht. Beide schildern die Situation ganz anders. Man habe zum Ende des Konzerts mit den restlichen Getränkemarken noch Getränke gekauft und wollte die austrinken, sei aber "unfreundlich und sehr bestimmend" vom Angeklagten aufgefordert worden, das Gelände zu verlassen. Dabei habe ein anderer Sicherheitsdienst-Mitarbeiter zuvor erlaubt, die Getränke noch austrinken zu dürfen. Weil der Dachdecker beharrlich wissen wollte, mit wem er es zu tun hat, aber keine Antwort bekam, habe er den Sicherheitsdienstchef an der Schulter "angetippt". Seine Freundin sprich davon, er habe "mit zwei Fingern an der Schulter gestupst". Die Reaktion des Sicherheitschefs halten beide für überzogen. Der habe mit einer Hand den Dachdecker gewürgt, ihn auf den Boden geworfen und den Arm verdreht. Dann hätten mehrere Sicherheitsdienst-Mitarbeiter sich auf ihn gekniet. Ordnungsgeld gegen Prozess-Störer Die Verteidiger der beiden Sicherheitsleute nehmen die beiden Zeugen in die Zange, doch die bleiben bei ihrer Darstellung. Gegen den zweiten Sicherheitsdienstmitarbeiter gibt es aber keine konkreten Hinweise auf eine Beteiligung. Für ihn liegt ein Freispruch in der Luft, für seinen Chef jedoch ein weiterer Verhandlungstag mit zahlreichen Zeugen. Nach kurzer Beratung einigt sich das Gericht auf die Einstellung des Verfahrens aus prozessökonomischen Gründen. Der Sicherheitschef muss 1.200 Euro an die Gerichtskasse zahlen. Sein Mitarbeiter bekommt keine Auflagen. Diese Entscheidung gefällt einem Besucher gar nicht, der plötzlich lautstark protestiert, obwohl ihn der Richter zur Ruhe mahnt: "Der Angeklagte ist immer Unschuldslamm!" Offenbar sieht sich der Besucher selbst als Opfer des Sicherheitsdienstchefs in einer ganz ähnlichen Situation wie der Dachdecker. Der Richter verbittet sich die Störung und verhängt gegen den Besucher ein Ordnungsgeld von 200 Euro.

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