Pächter der Traditionsgaststätte Werster Hof in Bad Oeynhausen hören auf

Bad Oeynhausen. Er habe etwas verwegen ausgesehen, der Mann in Jogginghose und Badelatschen. Heike Susa und ihr Mann Klaus, die Inhaber des Werster Hofs, erinnern sich noch gut. Vergangenen Sommer war es, als dieser Mann mit seinem Wohnmobil an der Gaststätte hielt und ein Schnitzel bestellte. "Der stand quasi immer schon in der Küche, während mein Mann gekocht hat, und alles genau beobachtet und hinterfragt", sagt Heike Susa. Auf die höfliche Nachfrage, ob es geschmeckt habe, antwortete er schroff: "Sonst hätte ich das Schnitzel jawohl nicht gegessen." Er sei niederländischer Sternekoch. Und siehe da: "Das war schon ein Hammer. Kaum war er aus der Tür, haben wir natürlich gegooglet." Es stimmt. Klaus Susa hatte soeben Wulf Engel, dessen Restaurant "De Kastanjehof" mit mehreren Michelin-Sternen ausgezeichnet war, ein Schnitzel serviert. Eine von vielen Geschichten, die das Ehepaar lange nicht vergessen wird, auch wenn es jetzt bis zum Jahresende schnell geht. Denn es ist nicht mal mehr ein Monat, bis Heike und Klaus Susa ihren Werster Hof Mitte Dezember schließen. Nach 16 Jahren haben beide sich dazu entschlossen, den Pachtvertrag mit der Eigentümerfamilie Siekmann nicht zu verlängern. Küche ist der Grund, warum die Gaststätte überlebt hat Heike Susa hatte die Gaststätte 2003 von den Vorpächtern übernommen. Sie lernte Klaus im Werster Hof kennen, ab 2004 stieg er nach und nach mit ein. Die 50-Jährige ist für die Bewirtung zuständig, er für die Küche. "Ich habe früher als Lkw-Fahrer so oft schlecht gegessen. Ich war froh, dass ich dann in der Küche selbst dafür sorgen konnte, dass das Essen gut wird", sagt Klaus Susa. Sein Schwiegervater lernt ihn an, ab 2014 ist er alleine verantwortlich. Die Küche sei auch der Grund, warum der Werster Hof so lange überlebt habe, während andere Dorfkneipen schließen mussten, weil die Kunden wegblieben. "Früher ging man für ein Bier in die Kneipe, heute für ein Schnitzel", sagt Klaus Susa. Der Thekenbetrieb sei immer weniger geworden, während der Job in der Küche immer stressiger geworden sei. "Das überrascht uns aber nicht. Wir kochen nur frisch, holen das Fleisch beim Metzger unseres Vertrauens und setzen auf Qualität. Das bewehrt sich und die Kunden honorieren das", sagt der 58-Jährige. Mittlerweile kommen 90 Prozent Stammkunden, man kenne sie mit Namen. "Manchmal weiß man sogar mehr von der gesamten Familiengeschichte, als es einem lieb ist", sagt Klaus Susa und lacht. Aber auch die Vereine haben an der Wirtschaftlichkeit der Gaststätte ihren Anteil. Denn die 15 Vereine, die sich regelmäßig an der Ringstraße treffen, sorgen für gewissermaßen planbare Einnahmen. Da wisse man dann am Monatsanfang schon, welche Festposten man hat und welche eben nicht, sagt Heike Susa. Geschäftsbetrieb soll im besten Fall weitergehen Trotzdem jetzt ist Schluss. Das Ehepaar möchte sich beruflich orientieren. In welche Richtung es gehen soll, lassen sie sich allerdings noch nicht entlocken. Erst mal werden sie eine Pause machen. "Andere Menschen verstehen manchmal gar nicht, wie gut uns es tut, einfach mal abends zu Hause zu bleiben", sagt Heike Susa. Die Gaststätte habe abends bis "Ende offen" geöffnet gehabt. Das bestimme den Alltag komplett. "Wir haben nie nicht an das Geschäft gedacht. Keine Freizeit zu haben, ist auf Dauer eine immense Belastung", sagt Klaus Susa. Der Geschäftsbetrieb soll nach den Plänen der Pächter beinahe nahtlos weitergehen. Die Familie sucht nach Nachfolgern, die nach kurzer Renovierungsphase den Betrieb fortführen sollen. "Wir würden uns freuen, wenn wir vielleicht auch Erfahrungen weitergeben können, die wir in diesen 16 Jahren gemacht haben", sagt Heike Susa. "Dann wird das, was wir angefangen haben, ja auch in gewisser Weise fortgeführt."

Meistgelesen