Kneipenszene in Herford: Dieser Altenpfleger machte das Bitter zur Kultgastronomie

Herford. Er weiß es noch wie heute: Am Nikolaustag 1991 öffnete Uwe Pörtner das Bitter zum ersten Mal. Damals empfing er die Gäste noch mit seinen beiden Kompagnons, das Bier floss, die Menschen standen dicht gedrängt, etwas zu essen gab es nicht. Die Gaststätte Bitter fügte sich ein in eine rege Kneipenkultur der Hansestadt. Das Café Cream und der Westfälische Hof, das Mona Lisa und der Ratskeller: Die Geschichten aus den Locations sind so legendär wie die Wirte, die sie betrieben. Geschlossen haben sie mittlerweile alle - bis auf Pörtners Bitter. Die Gaststätte am Logenplatz ist wohl eine der ältesten noch existierenden Kneipen in Herford. Seit mehr als 33 Jahren schließt Uwe Pörtner jeden Tag das Lokal auf. Er ist das Urgestein und auch mit nunmehr 70 Jahren noch mit Herz und Seele Gastronom. &bdquo;Ohne Herzblut geht es nicht“, sagt Pörtner am frühen Montagabend, kurz vor Öffnung. Die Küche ist schon belegt, eine langjährige Mitarbeiterin bestückt die Außengastronomie mit frischen Blumen und Uwe Pörtner hat Zeit, sich zu erinnern. Lesen Sie auch: Biergärten in OWL: Beliebte Lokale im Überblick &bdquo;Das war hier eine Bruchbude.“ Pörtner und seine beiden Partner haben in Herford nach der passenden Location für eine Kneipe gesucht und sind am Logenplatz fündig geworden. Eine alte Polsterfabrik war in diesem Gebäude einst untergebracht. Daher rührt auch der Name: Bitter. Im Anfangsjahr gab es im Bitter in Herford ausschließlich Getränke &bdquo;Wir haben hier bestimmt ein Dreivierteljahr umgebaut“, erinnert er sich. Die Decke war abgehangen, alles war schwarz, bedrückend und dunkel. So hatten sich die drei ihre Gastro nicht vorgestellt. Neuer Fußboden, neue Farbe, neues Inventar, die Decke geöffnet und Industriechic freigelegt: &bdquo;Selbst die Stühle sind aus den Anfängen und haben 33 Jahre überlebt“, sagt Pörtner, der zu Anfang ausschließlich Getränke anbot. Lesen Sie auch: Pizza, Pasta und mehr: Das sind die besten italienischen Restaurants im Kreis Herford &bdquo;Erst ein Jahr später haben wir die Küche integriert und sind mit Tapas gestartet.“ In den drei Jahrzehnten hat sich das Bitter auch kulinarisch weiterentwickelt. Es gibt Salat und Pastavariationen, aber auch Fleisch- und Fischgerichte sowie Saisonales stehen auf der großen Tafel handschriftlich geschrieben - Speisekarten gibt es nicht. Die kleinen spanischen Köstlichkeiten sind geblieben. Der Renner bei seinen Gästen ist allerdings das Schnitzel mit Bratkartoffeln. &bdquo;Aber auch das Knusperhuhn und die Spaghetti mit Garnelen sind beliebt.“ Gelernt hat der 70-Jährige eigentlich Altenpfleger. &bdquo;Ich hatte keine Ahnung vom Gastro-Business, als wir hier gestartet haben.“ Er kniete sich rein und übernahm das Lokal am Logenplatz ab 1994 in Eigenregie. &bdquo;Das war anfangs der Wahnsinn hier. Es gab Zeiten, da standen hier fünf Kellnerinnen hinter der Theke, die Gäste drängten sich in Viererreihen davor“, erinnert er sich. Das Bitter ist mehr als nur eine Kneipe, es ist zum Treffpunkt geworden. Der 70-jährige Gastronom aus Herford denkt noch nicht an den Ruhestand DJs legten hier schon auf, die Gäste feierten und tanzten, es gibt heute noch Livemusik und Kneipenquiz. Bekannte Musiker aus Afrika oder der Karibik standen hier ebenso auf der Bühne wie bekannte Persönlichkeiten, die an den Tischen Platz nahmen. Für Uwe Pörtner ist das Lokal längst zum zweiten Wohnzimmer geworden. Und auch viele Gäste kennt er schon seit Jahren, gar Jahrzehnten. &bdquo;Mit einigen Stammkunden sind sogar kleine Freundschaften entstanden“, sagt der Wirt und lacht. Lesen Sie auch: Diese Geschäfte und Restaurants haben 2025 in Herford eröffnet oder geschlossen Obwohl die Gastronomieszene durch die Corona-Pandemie und die Inflationen in den vergangenen Jahren immer angespannter geworden ist, möchte er den Schritt vor 33 Jahren nicht missen. &bdquo;Ich habe es immer gerne gemacht und mache es immer noch gerne“, sagt Pörtner, der neben einem Koch neun Aushilfen als Servicekräfte in seinem Team hat. &bdquo;Das sind feste Gesichter, die schon seit Jahren hier arbeiten. Das zahlt sich aus. Die kennen die Kneipe und die Gäste. Mein Team ist für mich ein Glücksfall.“ So will er auch mit 70 Jahren noch weitermachen. &bdquo;Ich denke noch nicht an den Ruhestand“, sagt er und fegt damit so einige Bedenken seiner Gäste vom Tisch. &bdquo;Ein paar Jahre werde ich weiter machen“, sagt er. Und mit ebenso viel Herzblut wie in den vergangenen drei Jahrzehnten das Bitter betreiben. Nichts mehr verpassen: Hier geht’s zum NW-Newsletter Essen & Erleben

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