Oerlinghausen. Spannend wie ein Krimi verlief die Vorbereitung der jüngsten Lesung der Buchhandlung Blume. Dies lag nicht an den beiden Autorinnen Doris Oetting und Meike Messal. Die Frage stellte sich, ob die Veranstaltung im Bürgerhaus in Zeiten von Corona wie geplant stattfinden kann. In letzter Minute hatten Martina Lange und Jörg Czyborra den rettenden Einfall.
„Heute Morgen um 9 Uhr kam uns die Idee: Wenn wir schon zwei Schriftstellerinnen haben, können wir die Doppellesung doch auf zwei Etagen verteilen“, berichtete Buchhändlerin Martina Lange. Am Abend wurden die Zuhörer dann geteilt. Die eine Hälfte nahm im Saal im zweiten Stockwerk Platz, die andere im Eingangsbereich. Auf diese Weise konnte genügend Abstand gewonnen werden. Lediglich die Autorinnen wechselten sich ab und akzeptierten ohne weiteres die Lösung, zweimal zu lesen.
Beide leben in Minden, beide haben eine Vorliebe für Norddeutschland, beide schreiben Texte voller Nervenkitzel. In Oerlinghausen stellten sie ihre neuesten Werke vor. In „Kalte Liebe in Cuxhaven“ entwickelt Doris Oetting zunächst eine Szenerie. Die junge Nina Bergmann lebt in einem „gemütlichen Zuhause im Dachgeschoss eines alten, aber gepflegten Reihenhäuschens“. Nach einer Trennung unternimmt sie mit Graupapagei Jeffrey einen neuen Anfang, auch wenn er das Bayerische bevorzugt und einfach nicht mit dem norddeutschen „Moin“ grüßen will. Witziger Einfall: Jörg Czyborra übernahm den Part mit dem krächzenden „Grüß Gott“.
Schon seit der ersten Begegnung mit dem Enkel ihrer Vermieterin hat die Protagonistin ein zwiespältiges Gefühl. Er beobachtet und verfolgt sie, beleidigt sie mit Worten. Als Nina Bergmann ihre Freundin besucht, erhält sie ein Live-Video aus ihrer eigenen Wohnung. „Mehr wird nicht verraten“, meinte Doris Oetting. Die Geschichte werde jedenfalls „ein unerwartetes, schockierende Ende“ nehmen. In ihrem Krimi verarbeitet sie das Thema „Belästigung“. „Man schenkt sein Vertrauen oft den Falschen“, meinte sie. „Stalking ist mir selbst zum Glück noch nicht passiert, aber es ist für die Betroffenen ganz furchtbar, sie finden keine Ruhe mehr.“
„Aber nachts kommt meine dunkle Seite zum Vorschein“
Meike Messal ist tagsüber als Lehrerin tätig. „Aber nachts kommt meine dunkle Seite zum Vorschein“, meinte sie. „Da schreibe ich mit Herz und noch mehr Blut.“ In „Düsterstrand“ begibt sich eine junge Frau auf die Suche nach ihrem Bruder, der seit zehn Jahren vermisst wird. Als auf Fehmarn wieder ein Junge verschwindet, „spurlos, als hätte es ihn nie gegeben“, reist Laura auf die Insel.
In der Passage, die Meike Messal für die Lesung ausgewählt hatte, geht es recht heftig zu. Drastisch schildert sie, wie jemand von einem Unbekannten in einem dunklen, kalten Raum an einem Eisenring gefangen gehalten wird. „Das Einzige, was er spürte, war der Hunger, der ihn von innen aufzufressen schien, an jeder Zelle seines Körpers nagte.“ Um den Fortgang zu erfahren, müsse man halt das Buch lesen, meinte die Autorin. Ihr ist es wichtig, dass hinter der Handlung eine Entwicklung sichtbar wird und nicht „ein irrer Psychopath“ verantwortlich gemacht wird. Der Krimi „enthält einige düstere Stellen, aber auch ganz viel Liebe“, versicherte Meike Messal. Als zweifache Mutter achte sie auch im Roman darauf, dass Kindern kein Unheil geschehe.
Vielmehr gehe sie der Frage nach, wie sie Selbstbewusstsein entwickeln könnten.