Windenergie im Kreis Höxter

Bürgerinitiative in Warburg: Windkraftausbau soll Natur und Anwohner respektieren

Die Mitglieder der Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal diskutieren im neuen Dalheimer Infozentrum über die Windenergie und bilanzieren die Arbeit der vergangenen zwölf Monate.

Für viele gefährdete Vogelarten wie den Rotmilan, stellen Windräder eine tödliche Gefahr dar. | © Frank Grawe

03.12.2024 | 03.12.2024, 08:28

Warburg-Dalheim. Das Thema Windkraftanlagen im Kreis Höxter beschäftigte die Bürgerinitiative (BI) Lebenswertes Bördeland und Diemeltal bei der Mitgliederversammlung in der Alten Schule in Dalheim. Frank Grawe bewertete die derzeitigen Planungen aus naturschutzfachlicher Sicht. Grundsätzlich sei nicht gegen Windkraftanlagen, bekannte der Leiter der Landschaftsstation im Kreis Höxter. Doch müsse der Ausbau der Windenergie mit Augenmaß erfolgen.

Kreisweit seien derzeit 177 Windräder im Betrieb. „Genehmigt und im Bau befinden sich 128 Windenergieanlagen und beantragt sind 254“, nannte Grawe Zahlen. Alle Anlagen zusammen kämen auf eine Leistung von rund 2.800 Megawatt. „Das ist etwa die vierfache Leistung des ehemaligen Kernkraftwerks in Würgassen“, heißt es in einer Mitteilung der BI. Dieses leistete 670 Megawatt.

Bestehende Anlagen wiesen eine durchschnittliche Höhe von 130 Metern auf, die Höhe der geplanten Anlagen betrage 255 Meter. „Windräder werden im gesamten Kreis weithin sichtbar sein.“ Auf einer Fläche von mindestens 7.100 Hektar seien im Kreis Höxter die Hälfte aller Windkraftanlagen in ganz Ostwestfalen geplant. Die Landschaftsstation im Kreis Höxter habe vor Offenlage des Regionalplans für mehrere aus Sicht des Artenschutzes besonders kritischen Stellen eine teilweise Rücknahme oder Verschiebung der Konzentrationszonen angemahnt. „Von diesen wohlbegründeten Eingaben ist nichts berücksichtigt worden“, zeigte sich Grawe enttäuscht.

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Besonders Kritik ab Abstandsregelungen

Die neuen Anlagen hätten mit durchschnittlich 255 Metern vom Fuß bis zur Flügelspitze etwa die doppelte Höhe wie aktuell bestehende. „Der Mindestabstand zu Wohngebäuden beträgt teilweise gerade einmal die zweifache Anlagenhöhe, die Abstände zu Naturschutzgebieten, teils mit zahlreichen Individuen kollisionsgefährdeter Vogelarten, betragen oftmals nur wenige Meter“, hielt Grawe fest.

Frank Grawe referierte zur Windkraft. Der Vorstand mit Josef Jacobi (am Tisch v. l.), Rainer Mues und Huberta Schreier hört zu. - © Günter Schumacher
Frank Grawe referierte zur Windkraft. Der Vorstand mit Josef Jacobi (am Tisch v. l.), Rainer Mues und Huberta Schreier hört zu. | © Günter Schumacher

Durch die vom Gesetzgeber gewollte Beweislastumkehr (die Genehmigungsbehörde hat, anders als bisher, Konflikte zum Beispiel beim Artenschutz nachzuweisen) seien Hürden für eine Genehmigung auf Kosten zahlreicher Arten deutlich gesenkt worden. Dies bedeute, dass Genehmigungsbehörden „durch jüngst geänderte Gesetze oder neue Gesetzgebungen kaum mehr Möglichkeiten haben, beantragten Anlagen selbst bei großen Konflikten unterschiedlicher Art wie dem Artenschutz, dem Schutz des Menschen und des Landschaftsbilds, die Genehmigung zu versagen“.

Hinzu komme, dass dort, wo erst einmal Anlagen stehen, nach geltendem Recht der Bau weiterer Anlagen genehmigungstechnisch sogar außerhalb der festgelegten Konzentrationszonen und Vorrangflächen leichter möglich sei“, unterstrich der Leiter der Landschaftsstation.

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Bedeutung erneubarer Energien stehe für BI nicht infrage

In der Versammlung folgte unter den Mitgliedern eine lebhafte Diskussion. „Die Bedeutung der erneuerbaren Energien stellen wir nicht infrage. Ein völliger Wildwuchs von Windrädern im Kreis Höxter muss aber verhindert werden“, brachte es BI-Vorstand Josef Jacobi auf den Punkt.

Neben der Diskussion über die Windkraft wurde von den zahlreichen Aktivitäten der BI im vergangenen Jahr berichtet. Im April hatte die Bürgerinitiative den Borgentreicher Pflanzenflohmarkt am Steinernen Haus ausgerichtet. Mehr als 20 Aussteller, zahlreiche Hobbygärtner und Pflanzenfreunde waren dabei.

Die bundesweite Bio-Brotbox-Aktion wurde wieder von der BI unterstützt. Diesmal fand die Verteilung der Frühstücksboxen mit einem gesunden Frühstück aus regionalen Bio-Produkten an den Grundschulen in Peckelsheim und Willebadessen statt. „Rund 100 Kinder freuten sich über die gelben Boxen, gefüllt mit Äpfeln und Möhren vom Biolandhof Engemann, Käse vom Biohof Jacobi und Bio-Brötchen von der Lebenshilfe aus Ottbergen“, meldet die BI.

BI verbucht erfolgreiche Feierabendmärkte und Aktionswochen

In Warburg hatte die BI in diesem Jahr drei Feierabendmärkte organisiert. „Die Märkte in der Warburger Altstadt sind stets sehr gut besucht.“ Das Konzept, in entspannter Atmosphäre bei Musik, regionalen Speisen und Produkten den Abend zu genießen, komme an. Auch im neuen Jahr seien in Warburg wieder drei Feierabendmärkte geplant.

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Im September hatte die BI die Aktionswochen für nachhaltige Ernährung, gefördert von der Rentenbank, angeboten. Neben dem Feierabendmarkt mit Kochaktion hatte die Bürgerinitiative eine Frühstücksmeile auf dem Warburger Neustadtmarkt, einen Erzeuger-Verbraucher-Dialog im Pädagogischen Zentrum und eine „Tour regional“ durch die Warburger Altstadt organisiert.