Warburg. Zum Jubiläumsjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ hat der Vorstand des Warburger Denkmalvereins den Jüdischen Friedhof in Warburg als Denkmal des Monats Oktober ausgewählt. Dazu hatte es bereits im September eine öffentliche und sehr gut besuchte Führung des Landesamtes für Denkmalpflege beim LWL gegeben, bei der über die Geschichte des Friedhofes und derzeit laufende Erhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen berichtet wurde.
Der Jüdische Friedhof befindet sich in der Nähe des Sackturms am Emil Herz-Platz und am Burggraben. Er wurde am 3. Mai 1985 in die Liste der Baudenkmäler in Warburg eingetragen. Auf dem Friedhof sind 285 Grabsteine erhalten.
Geschichte alter jüdischer Friedhof (1687 bis 1828)
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Warburg geht bis mindestens in das 16. Jahrhundert zurück. Da sie keinen Grundbesitz erwerben konnte und Bestattungen im Stadtgebiet nicht erlaubt waren, pachtete sie zunächst ein Grundstück am Mollhauser Graben nordwestlich der Neustädter Stadtmauer zur Anlage eines eigenen Friedhofes. Dieser Friedhof, der von 1687 bis etwa 1828 belegt wurde, wurde in den Jahren 1758, 1772 und 1796 erweitert. Die Fläche wurde zu der Zeit und auch noch danach „Judengraben“ genannt. Heute befinden sich dort keine Grabsteine mehr.
Geschichte neuer jüdischer Friedhof (1820 bis heute)
Nach der Übernahme des ehemaligen Hochstifts Paderborn durch Preußen und dem Preußischen Judenedikt von 1812 nutzte die jüdische Gemeinde die Gelegenheit, einen eigenen Friedhof anzulegen. Hierzu erwarb sie um 1820 ein großes und fast ebenes Grundstück am Burggraben, das wieder direkt an die Stadtmauer, hier die ehemalige Burgmauer, grenzte. Gleichzeitig legte die Stadt auf dem ihr gehörenden ehemaligen Burggelände einen neuen städtischen Friedhof an, den Burgfriedhof, so dass beide Friedhöfe, nur durch eine Mauer getrennt, direkt nebeneinander liegen. Der jüdische Friedhof wurde von etwa 1828/30 bis 1971 mit mehr als 400 Grabstellen belegt.
Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden, besonders während der Novemberpogrome 1938, die meisten Grabsteine umgestürzt und viele dabei sehr stark beschädigt. Im September 1945 veranlasste die amerikanische Militärregierung die Wiedererrichtung durch Warburger Jugendliche und den Bau eines Mahnmales zum Gedenken an die Opfer. 1994 und 1995 wurde an der Eingangsmauer eine bronzene Erinnerungstafel mit den Namen der aus dem Warburger Stadtgebiet deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger angebracht.
Heute gehört der jüdische Friedhof mit seinen knapp 300 Steinen zu den bedeutendsten Anlagen ihrer Art in Westfalen. Trotz der Verwüstungen und Verwahrlosungen hat sich eine große Anzahl historischer Grabmale erhalten, die eine nachhaltige Erinnerung an die jahrhundertelange Teilhabe jüdischer Familien in der Geschichte Warburgs bieten.