Nach den Ausgrabungen: So geht es weiter auf der größten Baustelle in Preußisch Oldendorf

Preußisch Oldendorf. Ein Teil des Pr. Oldendorfer Kerns ändert sein Gesicht. Im Bereich südöstlich der Einmündung Bremer Straße/Mindener Straße gibt es keine alte Bebauung mehr. Stattdessen soll hier eine neue Einkaufsmöglichkeit für die Menschen aus Pr. Oldendorf und umzu entstehen. Die bisherige Volksbank-Filiale und die frühere Post waren Anfang dieses Jahres abgerissen worden. Das frühere Hotel Deeke, einst erstes Haus am Platz, wurde bereits Anfang 2022 dem Erdboden gleichgemacht. In diesem großen Bereich wird der neue Edeka-Markt gebaut. Zuletzt waren an der Mindener Straße Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) tätig. Sie stießen bei den Grabungen auf altes Mauerwerk. Die Abstimmung mit den Archäologen des LWL sei gelaufen, sagt Stefan Hartmann. Hartmann betreibt das E-Center in Levern sowie Edeka-Märkte in Lemförde, Lintorf und den bisherigen Markt an der Friedhofstraße in Pr. Oldendorf. Hartmann wird auch den neuen Edeka an der Mindener Straße betreiben. Die Bauarbeiten würden weitergehen, alles liege im Zeitplan, sagt Stefan Hartmann. Stand jetzt werde der neue Edeka-Markt im vierten Quartal des Jahres 2026 eröffnen. Der künftige Edeka-Markt wird nach Angaben Hartmanns eine Verkaufsfläche von 2.000 Quadratmetern haben - mit allen Bedienungsabteilungen inklusive Fisch. Die Post werde hier einziehen und voraussichtlich auch eine Lotto-Annahme, merkt Stefan Hartmann an. In der Vorkassen-Zone werde es auch eine Marktbäckerei geben. Im neuen Edeka-Markt werden nach Angaben Hartmanns etwa 60 Beschäftigte Arbeit finden. Im 18. Jahrhundert wurde eine Synagoge eingerichtet Lassen sich die Mauerreste datieren? Die LWL-Archäologie wertet die Ergebnisse der Grabung derzeit noch aus. Mit denen befasst sich auch der frühere Stadtheimatpfleger Dieter Besserer. Das gesamte Grabungsgelände sei von dem großen Stadtbrand von 1752 betroffen gewesen und großflächig abgebrannt, teilt Besserer auf Nachfrage mit. Dazu zählten auch die Besitzung Wilmans Nr. 21, das spätere Haus Deeke und die Stätten Nr. 28 (Eggersmann) und die Stätten Nr. 34 und Nr. 35. Alle lagen nach Angaben Besserers im jetzigen Grabungsbereich bis in den Bereich der ehemaligen Volksbank hinein. Lesen Sie auch: Frühere Bank und Post weichen für Edeka in Preußisch Oldendorf Auch das heutige Bürgerhaus (Schwartzmeyer Haus-Nummer 17) brannte ausweislich des Torbogens ab. Brandspuren wurden im Grabungsbereich von den Archäologen gefunden. Nach dem Brand von 1752 wurde von der Stätte Nr. 28 nur das Heuerlingswohnhaus direkt an der Straße wieder aufgebaut. 1797 kauften zwei wohlhabende jüdische Familien in Oldendorf von Schwartzmeyer Nr. 17 (heute Bürgerhaus) das gegenüber liegende Teilgrundstück von Nr. 28 (Schmidt, später Eggersmann, dann Schwartzmeyer) mit dem Heuerlingswohnhaus, Brunnenanteil und hinteren Grundstück. Dieses hatte Eggersmann 1730 von Schmidt erworben und an Schwartzmeyer Nr. 17 verkauft. Hier wurde nun eine jüdische Synagoge/Betraum in dem bestehenden Heuerlingswohnhaus eingerichtet. Die Wohnung für einen christlichen Heuerling im westlichen Teil des Hauses blieb bestehen, sonst hätte man nach Einschätzung Besserers nicht die Genehmigung des preußischen Königs für die Synagoge bekommen. Im östlichen Teil des Hauses wurde die Synagoge/Betraum eingerichtet. Möglicherweise gehört der Fund auch zu einem Brunnen In der Zeit des Königreichs Westphalen/Kaiserreich Frankreich (1808 bis 1813), als die Juden nunmehr die gleichen Rechte wie christliche Einwohner hatten, gab es zahlreiche Zuzüge jüdischer Einwohner nach Oldendorf. Daher musste um 1813/1816 für die an Personen gewachsene Gemeinde ein eigenständiges Synagogengebäude östlich auf dem Grundstück erbaut werden. Der Grundriss ist nach Angaben Besserers im Urkataster 1828 und in einem Hausgrundriss von 1909 zu sehen. Im alten Synagogenbereich des Heuerlingswohnhauses wurde ab 1823 eine jüdische Elementarschule eingerichtet. Die Wohnung für den Heuerling blieb erhalten und wurde später Lehrerwohnung. Der christliche Heuerling war eine Art Hausmeister für die jüdische Gemeinde. Wegen angeblicher Baufälligkeit wurde 1863 an gleicher Stelle von der jüdischen Gemeinde eine neue Synagoge erbaut. Als der letzte in Oldendorf lebende jüdische Einwohner 1938 das Synagogengrundstück verkaufte, wurde das Gebäude als Abstellkammer genutzt. Um 1958 wurde es abgebrochen. Die nun gefunden Grundmauern beinhalten nach Erachten von Dieter Besserer eine Grundmauer der jüdischen Synagogen von 1813/16 und 1863 an gleicher Stelle. Weitere Mauerreste direkt an der B65 könnten nach Einschätzung Besserers von dem Heuerlingshaus/Synagoge/Betraum stammen. Auch der sogenannte &bdquo;Eggermnannsche Brunnen“, an dem die jüdische Gemeinde ein Mitbenutzungsrecht hatte, könnte gefunden worden sein. Weitere Grundmauern eines Gebäudefragmentes nördlich des Grundstückes der jüdischen Gemeinde, hier sei im Urkataster von 1828 nichts zu sehen, seien noch älter. Die Grundmauern sind also älter, sie könnten zur Stätte des Kaufmannes Eggersmann gehört haben. Zu sehen ist nach Angaben Besserers ein hochwertig gepflasterter Boden, wobei sich in den Fugen Glassplitter fanden und im Randbereich Eisenhaken. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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