Welda. Die letzten Starkregenereignisse Mitte Juli hat das Warburger Land glimpflich überstanden: Für den Weldaer Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt sind sie erneut ein Anlass, auf die Gefahren des Hochwassers im 800 Einwohner zählenden Twistedorf hinzuweisen und Maßnahmen einzufordern. Ein Blick in die Weldaer Ortschronik zeige, dass der Ort an der Twiste in den vergangenen 100 Jahren, zuletzt 1965 bei der Heinrichsflut, immer wieder stark vom Hochwasser betroffen gewesen sei. In den 1950er- und 1960er-Jahren sei massiv in den Hochwasserschutz investiert und die Gefahr eingedämmt worden. Doch: „Nach wie vor besteht aber eine latente Gefahr für die Bevölkerung im Ortskern", so Kuhaupt.
Forderung
In einer schriftlichen Stellungnahme hat er die zuständigen Stellen der Hansestadt Warburg erneut auf die Schwachstellen des Hochwasserschutzes an Twiste und Hörler Bach hingewiesen und sie zum Handeln aufgefordert. Es gibt aus seiner Sicht „dringenden Handlungsbedarf" bei der baulichen Unterhaltung der in die Jahre gekommenen Hochwasserschutzeinrichtungen und beim Bevölkerungsschutz.
Niederschlagsmenge
Mitte Juli fielen seinen Angaben zufolge in Welda innerhalb von 24 Stunden 75 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Im hessischen Einzugsgebiet der Twiste war die Niederschlagsmenge ähnlich. Zum Vergleich: Im Rheinland fielen im gleichen Zeitraum 200 Liter pro Quadratmeter. Wegen des anhaltenden Niederschlags hatte der Pegel der Twiste in Welda am 14. Juli gegen 20.30 Uhr einen Wasserstand von 250 Zentimetern (Normalwasserstand: 55 Zentimeter) erreicht. Damit wurde die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) für den Pegel Welda festgelegte höchste „Informationsstufe 3" (Warnstufe) erreicht. Kuhaupt: „Der Wasserstand stieg in der Nacht kontinuierlich weiter und erreichte am 17. Juli um 6.45 Uhr mit 295 Zentimetern seinen Höchststand. Damit fehlten nur noch 20 Zentimeter bis zum Eintritt des Ereignisses HQ100 (Pegelstand 315 Zentimeter), also eines für die Twiste definierten 100-jährlichen Hochwassers in Welda.
Pegelstand
„Glücklicherweise führte der Hörler Bach nur verhältnismäßig wenig Wasser." Kuhaupt stellt aber die Frage: „Was wäre passiert, wenn bei uns die doppelte Menge, also 150 Liter, oder sogar 200 Liter pro Quadratmeter gefallen wären und der Hörler Bach ebenfalls Hochwasser gehabt hätte?" Charakteristisch und zugleich beängstigend sei die Tatsache, dass der Pegelstand der Twiste nach derartigen Niederschlagsereignissen innerhalb kurzer Zeit stark ansteige und innerhalb weniger Stunden ein großes Schadensrisiko entstehe. „Da bleibt auch uns nur wenig Zeit zur Vorbereitung und Reaktion", so der Ortsvorsteher.
Alarmplan
Neben der baulichen Unterhaltung der Hochwasserdämme in der südlichen Ortslage, des Hochwasserrückhaltebeckens Hörler Bach und der Retentionsflächen am Unterlauf der Twiste sollte aus seiner Sicht zudem der bestehende Hochwasseralarmplan der Stadt Warburg in Erinnerung gerufen und überarbeitet werden, fordert der Weldaer. In dem Alarmplan sei festgelegt, zu welchem Zeitpunkt Maßnahmen des Krisenstabs und von Feuerwehr und Katastrophenschutz an Diemel und Twiste greifen und wann die Bevölkerung einzubeziehen und zu warnen sei. Kuhaupt sieht Verbesserungsbedarf bei der Alarmierungssituation der Bevölkerung. Wie wichtig eine rechtzeitige und umfassende Warnung sei, habe die Katastrophe im Rheinland deutlich gemacht: „Im Ortskern gibt es auf der alten Jungenschule eine Motorsirene. Bei Auslösung ist sie nicht in allen Teilen des Dorfes, besonders zur Nachtzeit zu hören", so seine Einschätzung.
Sirene
Es solle eine zweite Sirene im westlichen Siedlungsbereich installiert werden, die es bis Anfang der 1990er Jahre gegeben habe. Sie sei nach dem Ende des Kalten Kriegs abgebaut worden. Kuhaupt begründet seine Forderungen: „Derartige extreme Wetterereignisse mit anhaltenden Niederschlägen und Hitze werden von Klimaforschern und Meteorologen häufiger vorausgesagt. Auch wenn in den heute betroffenen Gebieten im Rheinland und Bayern spezifische Faktoren möglicherweise die Situation beeinflusst haben, besteht für Welda mehr den je ein hohes Hochwasserrisiko. Durch die Gegebenheit, dass die Twiste und der Hörler Bach mitten durch die Ortslage fließen und dort aufeinandertreffen – anders, als bei allen anderen Orten an Twiste und Diemel im Stadtgebiet Warburg – ergibt sich ein erhöhtes Schadensrisiko. Deshalb müssen wir jetzt handeln."