„Ein wenig befreit“: Warburger Bürgermeisterkandidat nimmt Abschied von der Politik

Warburg-Welda. Die Seite im Internet, auf der er im Sommer für sich und die Partei warb, ist offline. Abgeschaltet. &bdquo;Wir kommen zu einem späteren Zeitpunkt wieder“, ist dort zu lesen. Wann, das sei keinesfalls absehbar, sagt der Mann, der in Warburg Bürgermeister werden wollte und bei der Wahl Mitte September gescheitert war. Mit 24,3 Prozent der Stimmen sei die Niederlage schon im ersten Wahlgang sehr eindeutig ausgefallen, sagt Hubertus Kuhaupt. Der Christdemokrat verkündete am Tag danach seinen Rückzug aus der Lokalpolitik. Die Enttäuschung steckt ihm immer noch in den Knochen. 21 Jahre lang hatte Kuhaupt im Stadtrat mitdiskutiert, war seit 2010 Chef seiner Fraktion. Auch lenkte er 21 Jahre lang als Ortsvorsteher die Geschicke in Welda. Seit mehr als 30 Jahren in der Partei hatte er sich zudem 14 Jahre lang als Vorsitzender des größten CDU-Stadtverbandes im Kreis Höxter engagiert, 2010 wählten ihn die Parteifreunde in den Kreisvorstand, heute gehört Kuhaupt zu den Stellvertretern des Kreisvorsitzenden. Ein geschätzter Kenner der lokalpolitischen Wege und Gepflogenheiten. Ob er im Kreisvorstand der CDU bleiben wird, werde sich mit Blick auf die Neuwahlen im kommenden Jahr entscheiden, sagt er. Mit Oliver Baltes ist dagegen der Nachfolger im Wohnort benannt. Die Christdemokraten haben als Wahlsieger im Dorf an der Grenze zu Nordhessen für das Amt des Ortsvorstehers im Rat das Vorschlagsrecht. In der konstituierenden Sitzung an diesem Freitag wird abgestimmt. Nach krachender Wahlniederlage in Warburg: Rücktritt angekündigt Bei der Wahl zum Warburger Bürgeremeister krachend gescheitert Dann werden auch die Ratsmitglieder, die aus dem Stadtparlament ausscheiden, verabschiedet. Kuhaupt hatte seinen Wiedereinzug über die Reserveliste nach Auszählung der Wahlzettel am Wahlabend nur denkbar knapp verpasst. Eine einzige Stimme fehlte der CDU für das eine Ratsmandat mehr. Kuhaupt wird nicht zu den 17 Frauen und Männern in der neuen christdemokratischen Stadtratsfraktion gehören. Von der Wahl habe er sich deutlich mehr erwartet, macht Kuhaupt aus seiner persönlichen Enttäuschung keinen Hehl. Nach dem niederschmetternden Ergebnis einen klaren Schnitt zu machen, stand für ihn außer Frage. An ehrenamtlichen Posten kleben und weitermachen wie bislang, ohne rechts und links zu schauen, das wolle er nicht. Kuhaupt merkt nach dem ersten Schock über das Wahlergebnis ein &bdquo;durchaus befreiendes Gefühl“ an. Auch wenn der Abschied schwerfalle: &bdquo;Von hundert auf null“, findet Kuhaupt den entsprechenden Vergleich. &bdquo;Aufhören, wenn Du mitten drin bist, und nicht erst, wenn die Leute hinter Dir hertuscheln.“ Die Wahl in Warburg war besonders: Amtsinhaber Scherf ist CDU-Mitglied. Doch hatten die Christdemokraten nach innerparteilichen Querelen mit Kuhaupt einen anderen Kandidaten aufgestellt. Scherf trat daraufhin als Einzelbewerber an. Kommunalwahl im Kreis Höxter: Ein schwerer Abend für die Warburger CDU Der Warburger merkt heftige gesellschaftliche Veränderungen an Gewohnt, mitten in den lokalpolitischen Debatten zu stehen und mitzuentscheiden, habe es ihn gereizt, das Hobby zum Beruf zu machen, begründet der Polizeihauptkommissar die Kandidatur fürs Bürgermeisteramt. Kuhaupt ist in Paderborn Leiter des Bezirksdienstes. Jetzt der Schnitt. &bdquo;Ich merke, wie gut es tut, meine Zeit wieder selbst gestalten und bestimmen zu können“, sagt Kuhaupt. Und wiederholt: Da fühle er sich schon ein wenig befreit. Zudem hätten die heftigen gesellschaftlichen Veränderungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten mächtig an ihm und am Ehrenamt gezehrt. Auch innerhalb der CDU, merkt er an. Wofür nimmt er sich jetzt die Zeit? &bdquo;Derzeit sortiere ich meine Freizeit neu“, sagt Kuhaupt. Und blickt zurück auf die eineinhalb Jahre des Wahlkampfes. &bdquo;Massiv vollgespickt mit Terminen“, hält der 54-Jährige fest. Er schaue, was auf der Strecke liegen geblieben sei, was er immer schon einmal gern gemacht hätte. &bdquo;Back to the roots“, fasst er für sich zusammen. Radfahren, wandern, Haus und Garten, die Familie, der Hund, die Mofa aus Jugendtagen in der Garage, zählt er auf. Es gebe immer etwas zu tun, zitiert der dreifache Familienvater den Slogan einer bekannten Baumarktkette. Natürlich auch in der Gruppe, die sich in Welda in der Ortsheimatpflege engagiere, blickt er kurz zur Seite, vergisst aber auch diplomatisch die weiteren Vereine im Heimatdorf nicht. Aktuell gönne er sich eine &bdquo;Findungsphase“. Das rührt den Warburger Kommunalpolitiker Gerührt haben ihn allerdings die Worte, die ihm jetzt vom Vorstand des Dorfgemeinschaftsvereins in Welda entgegengebracht wurden. Der hatte sich am Freitag zunächst in der Iberg-Halle über die Bauarbeiten zum Projekt &bdquo;Offener Treff Welda“ informiert. &bdquo;Unser neuer Mehrgenerationentreffpunkt“, sagt Vereinsvorsitzender Holger Sprenger, der Kuhaupt, der als Ortsvorsteher dem Gremium zwei Jahrzehnte angehört hatte, verabschiedete. Über 16 Jahre hatte er den Verein sogar geleitet. &bdquo;Erfolgreich“, begann Sprenger die Laudatio. Kuhaupt sei jemand, der nicht nur den lauten Stimmen folge, sondern vor allem auf die leisen höre. Er beteilige die Menschen im Ort &bdquo;und prägte den Verein“. Zu den wegweisenden Entscheidungen zählte Sprenger die Übernahme der Iberg-Halle und der 2008 geschlossenen alten Schule, &bdquo;die in 2.900 ehrenamtlich geleisteten Stunden zum heutigen Dorfgemeinschaftshaus umgebaut wurde“, auf. 2018 habe Kuhaupt mit Bernhard Eder von der Landvolkshochschule die Zukunftswerkstatt eröffnet und Projekte wie Bolzplatz, Boulebahn oder den Umbau der Iberg-Halle auf den Weg gebracht. Zukunftsweisend habe Kuhaupt die Rentner AG und später das Digitalteam Welda ins Leben gerufen. Lieblingsplätze im Kreis Höxter: Ein Weldaer auf den Höhen des Ibergs Bestrebt, Gemeinsinn zu erhalten und zu fördern Doch auch bei kleineren Dorfgemeinschaftsprojekten wie dem Rastplatz am Radweg, der Mitfahrbank, bei der Reaktivierung des Mühlrades der Alten Mühle am Hörler Bach, beim Obstbaumschnitt und Nistkastenbau habe Kuhaupt mit angepackt, erinnert der Vorsitzende &bdquo;an den ehrenamtlichen Einsatz und die Unterstützung der Vereine“. Kuhaupts Bestreben, Gemeinsinn zu erhalten und in der Gesellschaft eine positive Grundeinstellung zu fördern &bdquo;war ihm immer eine Herzensangelegenheit“, bedankte sich Sprenger. &bdquo;Deine Verabschiedung als Ortsvorsteher steht noch aus“, wandte er sich dann direkt an Kuhaupt. &bdquo;Dafür werden sich die Weldaer sicherlich etwas einfallen lassen.“ Wird es nun zu einem späteren Zeitpunkt wieder den Politiker Kuhaupt geben, wie es die abgeschaltete Homepage verspricht? &bdquo;Man soll nie Nie sagen“, sagt Kuhaupt. Er wolle sich weiterhin für Stadt, Gesellschaft und Demokratie engagieren. &bdquo;Aber nicht mehr in der ersten Reihe.“

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