Warburger Gemeinde sucht neue Ideen für Hochwasserschutz: Was jetzt geplant ist

Warburg. In der Ortschaft Welda wird seit Jahren über den Hochwasserschutz diskutiert. Bereits 2016 hatten die zuständigen Aufsichtsbehörden Verbesserungen angemahnt. Darauf folgte ein Gutachten dem anderen. Zuletzt sprachen Experten dem Damm am Rückhaltebecken Hörler Bach gar die Schutzfunktion gänzlich ab. Das Bauwerk vermittle eine trügerische Sicherheit, hieß es. Es müsse dringend etwas passieren. Für den alten Dorfkern in Welda bergen heftige Regenfälle ein hohes Risiko. Denn für den Hochwasserschutz langt das Rückhaltebecken westlich der Ortschaft nach Ansicht der Fachleute keineswegs aus. Die Ingenieure suchten nach Lösungen und der Balance zwischen Kosten und Nutzen. Und stellten unlängst im Bau- und Planungsausschuss vier Varianten vor, wie der Hochwasserschutz zu verbessern sei. 60 Seiten umfasste die Analyse des Mindener Ingenieurbüros Sönnichsen und Weinert, das als Grundlage für eine weitergehende Planung dienen sollte. Und Investition in Millionenhöhe nach sich ziehen wird. Jetzt sollte erstmals im Stadtrat beraten werden und eine Entscheidung fallen. Auf Grundlage der vorliegenden Machbarkeitsstudie. Wie das Projekt weiter verfolgen? Darüber sollten die Fraktionen entscheiden. Das renommierte Fachbüro und die Stadt favorisierten eine Variante, die unter den 726 Einwohnern im Dorf wohl auf heftige Ablehnung stoßen werde, wie Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt bereits in der Bauausschusssitzung wusste. Hochwasserschutz ist Thema in der Bürgerversammlung Zwischenzeitlich stand das &bdquo;sensible Thema“, so der Ortsvorsteher, bei einer Bürgerversammlung an. 85 Teilnehmende hatten sich Ende November die Varianten des Büros aus Minden, die zuvor im Fachausschuss vorgestellt worden waren, angehört. Und wie es in der Ratssitzung am Dienstagabend hieß, &bdquo;sachlich diskutiert“. Denn die Debatte ist durchaus emotionsgeladen. Geht es doch auch um die optische Erscheinung der vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen mitten im beschaulichen Twistedorf. Hohe Mauern, wenn auch aus Naturstein oder mit Naturstein verblendet, gefallen nicht jedem. Das wenig leistungsfähige Rückhaltebecken aus den 1960er Jahren werde weichen. Dafür würden die Betonmauern, die aktuell den kanalisierten Bachlauf im Dorf einfrieden, deutlich erhöht. &bdquo;Zwischen 40 und 120 Zentimeter“, hielt Dominik Blome vom Mindener Büro bei seinen Erläuterungen fest. Manch Bürgerin, manch Bürger hält dagegen den Rückbau des Dammes für fahrlässig. Eine &bdquo;Bypass“-Lösung für das Flutwasser Beim Bürgertreff zum Thema hatte der Vorsitzende der Weldaer Dorfgemeinschaft, ein Alternative ins Spiel gebracht. Holger Sprenger möchte das Flutwasser des Hörler Baches vor der Ortschaft abgreifen, durch eine Rohrleitung um den Ortskern herumführen und in die Twiste ableiten. Wie es funktionieren könne, hatte der technikbegeisterte Tüftler sogar berechnet. Die Machbarkeit seines Vorschlages hatten die von Rat und Verwaltung beauftragten Ingenieure daraufhin geprüft. Eine ähnliche &bdquo;Bypass“-Lösung hatte das Expertenbüro selbst vorgeschlagen und verworfen, aufgrund der Kosten und weil die Leitung quer durch Schlosspark gelegt werden müsse. Der Ortsvorsteher stellt Fragen und übt Kritik Zahlen, Daten, Fakten: Ortsvorsteher Hubertus Kuhaupt hatte im Rat seine Fragen ans Protokoll, übte Kritik und stellte seinerseits einen Beschlussantrag. Der Fraktionschef der Warburger CDU sah das Ortsbild &bdquo;durch die hohen Mauern vergewaltigt“. Ein massiver optischer Eingriff, &bdquo;eine Vollkatastrophe“, betonte der Christdemokrat. Besonders im &bdquo;sensiblen Bereich der Alten Mühle“. Auch bezweifelte er die Berechnung des Kosten-Nutzen-Faktors, der eine Förderung durch das Land begründet. Im berechneten Schadenpotenzial in Höhe von 1,6 Millionen Euro fand er die Kirche aus dem 13. Jahrhundert, Denkmäler und landwirtschaftliche Betriebe nicht berücksichtigt. Und wie sich eine Flutwelle, die den Damm des Rückhaltebeckens überströme, an den drei Brückenbauwerken im kanalisierten Bachbett verhalten werde, sei ungewiss. Asphalt, Folie und Wasserbausteine: Vielleicht sei mit einfachen Mitteln der Damm zu sichern und so ein Dammbruch zu verhindern. Wer trägt die Verantwortung beim Hochwasserschutz? Katrin Weiß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt, Bauen und Geoinformationen des Kreises Höxter fand aus Sicht der Kreisbehörde die vorgelegte Studie &bdquo;aussagekräftig“. Auch im Ahrtal sei die Flut so nicht erwartet worden, erinnerte sie an die Frage, wer die Verantwortung trage. Andreas Braunst (AfD) schlug vor, eine länderübergreifende Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Eine Kaskadenlösung für das Rückhaltebecken sei mit Nachbarkommunen im Einzugsgebiet des Hörler Baches &bdquo;theoretisch machbar, praktisch am Ende aber nicht umsetzbar“, befürchten die Planer. Zwei Bundesländer, zwei Regierungsbezirke, mit Volkmarsen, Diemelstadt und Warburg drei Gemeinden. SPD-Fraktionsvorsitzender Patrick Engelbracht suchte mit mobilen Hochwasserschutzlösungen auf bestimmten Streckenabschnitten des Bachlaufs im Ort den Kompromiss. Politik möchte &bdquo;nicht der erstbesten Lösung folgen“ &bdquo;Wir sollten nicht die erstbeste Lösung nehmen“, meinte Kuhaupt und schlug für seine Fraktion vor, von der Verwaltung weitere Varianten erarbeiten und prüfen zu lassen. Den favorisierten Vorschlag des Fachbüros und der Stadt schloss Kuhaupt dabei ausdrücklich aus. Diese Pläne sollten nicht weiter verfolgt werden. Entscheidend sei der Erhalt des Rückhaltebeckens und die Absicht, Hochwasser &bdquo;vor dem Ort abzuleiten“. Mit 19 zu 17 Stimmen anschließend eine knappe Entscheidung: Gegen die Stimmen von SPD und Grüne folgte der Rat dem Beschlussvorschlag der Christdemokraten. Der Hochwasserschutz in Welda: Es sei schon wichtig, die Bedenken der Bevölkerung ernst zu nehmen, befand Bürgermeister Tobis Scherf. Doch sei es ebenso wichtig, &bdquo;auch endlich einmal ins Handeln zu kommen“.

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