
Höxter. Sie schlagen eine Brücke von Enger nach Höxter, von der Widukind-Stadt zur Region von Karl dem Großen, von den Sachsen zu den Franken, vom frühen Mittelalter in die Jetzt-Zeit: Und das machen sie auf unterhaltsame Art und Weise. Mit Musik, mit Tanz, mit großer Oper. An einem Platz, der seit der Landesgartenschau in Höxter ein Wunderbarer für Veranstaltungen ist: Die Widukind-Oper, uraufgeführt 2022 in Enger, wo der Sachsen-Herzog in der Kirche begraben sein soll.
Nun wird sie an vier Terminen in Höxter erneut aufgeführt, von wo die Christianisierung der Sachsen ihren Ursprung nahm und wo Mönch Widukind von Corvey (ein Nachfahre des großen Sachsen) die Geschichte dieser Zeit im frühen Mittelalter aufgeschrieben hat in der „Res gestae Saxonicae, eine „Sachsengeschichte“: Ende August nun wird „Widukind. Die Oper“, eine Hommage an den Anführer der Sachsen, auf der Weserscholle in Höxter Open-Air aufgeführt. Und das in einem Jubiläumsjahr.
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Verbindung zur erstmaligen Erwähnung Westfalens
Der Westfalen-Herzog führte die aufständischen Sachsen an im Kampf gegen Frankenkönig Karl, den man später den Großen nannte und zum Kaiser krönte. Er wollte das Sachsenland erobern und christianisieren. Im Zuge der Sachsenkriege ist 775 erstmals in der Geschichtsschreibung von den „Westfalen“ die Rede.

Dieses Jubiläum feiert die LWL-Kulturstiftung zusammen mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe mit einem Kulturprogramm „1.250 Jahre Westfalen“ – zu den 44 beteiligten Projekten gehört auch diese Oper. Madita Alberding, Geschäftsführerin im Huxarium Gartenpark, spricht gar von einem „westfälischen Bregenz“ .
Das sagen die beiden Rathauschefs
Die Verantwortlichen für das Opern-Projekt von der Autorin und Regisseurin und dem Komponisten über die musikalische Leitung und Ausführung bis hin zu den beiden Bürgermeistern stellten jetzt das Großprojekt vor, das in Schmallenberg und zwei Mal noch in Enger weitere Aufführungen erleben wird. „Eine Oper geht auf Reisen“, freute sich Engers Rathauschef Thomas Meyer und sprach von der „gemeinsamen Region“. Sein Höxteraner Amtskollege Daniel Hartmann nennt das Projekt ein „tolles Beispiel überregionaler Zusammenarbeit“. Die Weserscholle als Veranstaltungs- und Kulturort werde noch einmal „auf ein neues Level“ gehoben.
Für Regine Krull vom Förderverein Widukind-Museum Enger ist klar: „Was wäre das Jubiläum ohne den ersten berühmten Westfalen Widukind?“ Der seiner Zeit voraus war, wie Autorin und Regisseurin Birgit Kronshage betont. Widukind und Karl hätten als Heerführer die Menschen gesehen und auf Augenhöhe Frieden geschlossen – weil Widukind das Töten, das menschliche Elend und Blutvergießen nicht länger habe ausgehalten, habe er dem Gegner die Hand gereicht. Ohne der Unterlegene zu sein.
Warum Widukind von einer Frau dargestellt wird
In der Oper werde Widukind von einer Frau dargestellt – der Koreanerin Yewon Kim –, weil Frauen das Bewahren und Beschützen zugeschrieben sei. So auch dem Sachsenherzog, der sich nach dem mutigen Friedensschluss habe taufen lassen. Die Widukind-Oper sei also mehr als nur ein historisches Epos: Sie sei ein eindrucksvolles Plädoyer für Verständigung und den Sieg der Vernunft über die Gewalt. Heute wieder aktueller denn je.
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Duplizität der Ereignisse: Kurz vor Beginn des Vorsingens habe vor drei Jahren der Ukraine-Krieg begonnen. „Widukind ist ein ganz und gar moderner Mensch. Ein Zweifler, der seine Angst vor dem Neuen und Unbekannten überwindet. Solche Menschen braucht es auch heute“, sagt Birgit Kronshage bestimmt.

In Enger war eine Industriehalle Kulisse für die mit zwei Kulturpreisen ausgezeichnete Oper. In Höxter wird sie auf dem Hochplateau Weserscholle draußen aufgeführt – vor der Kulisse der Weser und der Stadtansicht von Höxter. Die Idee dafür hatte Esther Hünnekens. „Die Aufführung der Geschichte Widukinds und Karls des Großen unter freiem Himmel an der Weser, in Sichtweite des Weltkulturerbes Corvey und des historischen Schlachtfelds am Brunsberg, ist spektakulär“, sagt die Konzertagentin des Detmolder Kammerorchesters. Denn Godelheim war tatsächlich im Jahr 775 Schauplatz einer wichtigen Schlacht, bei der Karls Truppen über die Weser gelangten.
Wie die Musik charakterisiert wird
Die Aufführungen sind nicht nur etwas für Opern-Fans, sondern auch für Opern-Neulinge, betont Komponist Thomas Lotz aus Berlin. Dazu vermischte er verschiedene Klangwelten: „Die Oper verbindet mittelalterlich anmutende Weisen, (spät)romantische Szenarien und Anleihen aus Rock-und Popmusik.“ Sopranistin und Seherin Sabine Paßow – auch seine Ehefrau – beschreibt die Musik als „sehr eindringlich und unique“.
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Zum Ensemble der etwa zweistündigen Oper zählen 50 Mitwirkende, darunter auch die Bad Oeynhausener Breakdancer „Last Action Heroes“, die fränkische Kämpfer darstellen. Arie, Duett und Chorgesang wechseln sich ab mit gesprochenen Passagen, um den historischen Kontext erklären zu können. Dirigentin in Höxter ist Olivia Lee-Gundermann aus Dortmund.
INFORMATION
Vier Aufführungen in Höxter – drei weitere folgen
Karten für die Aufführungen am 23., 24., 30. und 31. August jeweils um 19.30 Uhr sind ab sofort online im Ticketshop des Huxarium Gartenparks Höxter in zwei Preiskategorien für 33 Euro und 43 Euro (vordere Sitzreihen) erhältlich. Stationär gibt es die Karten in der Tourist-Info am Höxteraner Bahnhof zu kaufen. Ermäßigt kosten die Karten 30 beziehungsweise 40 Euro (zum Beispiel für Besucher mit Huxarium Dauerkarte, für Schüler, Studierende, Azubis). Weitere Aufführungstermine sind im sauerländischen Schmallenberg (5. September, Stadthalle) und in Enger (6. und 7. September, Aula des Widukind-Gymnasiums) geplant.