Für die ganze Familie

„Herr der Ringe“ in Höxter: Virtual Reality macht Brunsberg-Schlacht hautnah erlebbar

Vor 1.250 Jahren kämpfen die Vorfahren der Höxteraner gegen Frankenkönig Karl. Ihre Schlacht wird so familiengerecht dargestellt, dass auch Kinder mit ihren Eltern sie besuchen können.

Eine Sächsin (Reenactment-Darstellerin Sally Schönnekess), gekleidet wie im achten Jahrhundert, hält ein Webgewicht, das mit einem Kreuz verziert ist, in ihren Händen. | © Huxarium-Gartenpark Höxter/Manuela Puls

11.03.2025 | 11.03.2025, 09:10

Höxter. Ab Mai bietet eine Ausstellung eine Zeitreise ins frühchristliche Höxter mit Virtual Reality, Exponaten zum Anfassen und Kreativ-Kursen für Kinder: Eine Welt wie in „Herr der Ringe“ – so könnte man sich das achte Jahrhundert vorstellen, als in der Region über Jahrzehnte die Sachsenkriege tobten. Hier geht es aber ausdrücklich nicht um Fabelwesen wie Hobbits oder Orks, sondern um historisch ganz reale Menschen – die Sachsen und die Franken.

Die neue Ausstellung in Höxter erweckt die Zeit vor 1.250 Jahren zum Leben, als die Vorfahren gegen Frankenkönig Karl kämpfen. Die Schau im Historischen Rathaus lässt die Besucher mit Virtual Reality eintauchen in die Schlacht am Brunsberg, die sich tatsächlich 775 im heutigen Godelheim nahe Höxter zugetragen hat. „Ort, Jahr und Ereignis sind in den fränkischen Reichsannalen überliefert, die den Ort Brunsberg ausdrücklich nennen“, sagt Stadtarchivar Michael Koch, der die Ausstellung gemeinsam mit Stadtarchäologe Ralf Mahytka und Georg Eggenstein von Eggenstein Expo Dortmund vorbereitet.

Die digitalen Erlebnisräume wurden programmiert von den 3D-Artists von Nusec XR aus Beverungen. Sie schufen computeranimierte Charaktere, die sehr detailgetreu gekleidet und ausgerüstet sind – vom Lederschuh bis zur Lanzenspitze. Die digitalen Erlebnisräume sind bewusst familienfreundlich konzipiert – ohne Blutvergießen und Gemetzel.

Newsletter
Update zum Abend
Informiert bleiben mit täglichen News aus dem Kreis Höxter, OWL und der Welt.

Ein Vorgeschmack auf die Exponate, die in Höxter zu sehen sind

Die Ausstellungsmacher empfehlen sie Kindern ab einem Alter von etwa zehn Jahren. Zu Beginn stehen die Gäste an einem Pult vor einem leeren Buch, dann füllen sich die Seiten und sie werden quasi hineinzogen in das Geschehen vor 1.250 Jahren. So plant es Fernando Norpoth von Nusec XR.

Lesen Sie auch: Hommage an den ersten Westfalen: Oper „Widukind“ auf der Weserscholle in Höxter

Dazu kommen zeitgenössische Exponate, die in Ostwestfalen gefunden wurden. Orakelstäbchen treffen auf archäologische Funde aus dem frühchristlichen Höxter – als dort mit St. Kiliani um 800 die erste Kirche gebaut wurde. „Wir haben ein Webgewicht von einem Webstuhl und eine emaillierte Fibel zum Verschließen von Gewändern, beides mit einem Kreuz verziert – ein Zeichen des neuen Glaubens“, sagt Stadtarchäologe Ralf Mahytka.

Digital und doch zum Anfassen: Ausstellung für Kinder geeignet

Haushaltsgegenstände und Grabbeigaben, die Archäologen in der Region gefunden haben, machen das alltägliche Leben der Sachsen lebendig. Darunter ist auch ein Schreibgriffel aus Paderborn – denn auch die Schrift kam mit Karl dem Großen in die Region. Eine Glasperlenkette ist eine von vielen Leihgaben des LWL-Museums in der Paderborner Kaiserpfalz.

Schwerter, mit denen die alten Sachsen Karl den Großen bekämpften, präsentieren Michael Koch (Stadtarchivar, v. l.), Ralf Mahytka (Stadtarchäologe), Martin Kroker (LWL-Museum in der Kaiserpfalz Paderborn) und Georg Eggenstein (Eggenstein EXPO Dortmund). - © Huxarium-Gartenpark Höxter/Madita Alberding
Schwerter, mit denen die alten Sachsen Karl den Großen bekämpften, präsentieren Michael Koch (Stadtarchivar, v. l.), Ralf Mahytka (Stadtarchäologe), Martin Kroker (LWL-Museum in der Kaiserpfalz Paderborn) und Georg Eggenstein (Eggenstein EXPO Dortmund). | © Huxarium-Gartenpark Höxter/Madita Alberding

„Wir steuern zudem beispielsweise das Fragment eines Schwertes bei, das in einem Wald bei Salzkotten von spielenden Kindern gefunden wurde “, sagt Museumsleiter Martin Kroker. „Die Ausstellung zur Schlacht am Brunsberg vermittelt Geschichte auf eine ganz moderne, innovative Art und Weise und spricht besonders Kinder und Jugendliche an“, freut sich Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann. „Die Ausstellung ist auch für Kinder wegen der digitalen Angebote und der Dinge zum Anfassen sehr spannend“, sagt Gizem Cevik vom Bunten Klassenzimmer im Huxarium-Gartenpark.

Lesungen und Vorträge zur Zeit der Sachsenkriege

Sie organisiert die dazugehörigen museumspädagogischen Angebote. Beispielsweise können Schulklassen oder Kindergeburtstagsgruppen hölzerne Schilde oder Glasperlen-Ketten aus Fimo basteln. Für Erwachsene sind Schönschrift-Kurse mit einer Kalligraphin im Angebot. Interessierte können per E-Mail an: BuntesKlassenzimmerNRW@hoexter.de Kontakt aufnehmen.

Mehr zum Thema: Ins Schlachtfeld der Sachsenkriege eintauchen: Neue Ausstellung kommt nach Höxter

Dazu gibt es rund um die Ausstellung ein Rahmenprogramm. Historiker und Archäologen halten Fachvorträge. Bestsellerautorin Martina Kempff wird im Sommer aus ihrem Karolinger-Roman „Die Beutefrau“ lesen, der sich um Widukind-Tochter Gerswind dreht. Hubertus Grimm liest bereits am 13. Mai aus seinem Roman „Das Sachsenkloster“, der ebenfalls in der Zeit der Sachsenkriege spielt. Um die Bedeutung des Beverunger Ortsteils Herstelle geht es in einem Vortrag mit Martin Hörning „Von Karl dem Großen zur Burg Herstelle“ am 10. September.

Erdbeeren, Spargel und ein mittelalterlicher Walking-Act

„Ein besonderer Höhepunkt werden die Westfälischen Resonanzen, ein kostenfreies Picknick-Konzert am 6. September am Wall“, kündigt Madita Alberding an. Frühmittelalterlich gewandete Reenactment-Darsteller kommen als Walking-Acts zur Eröffnung am 10. Mai und zur Spargel- und Erdbeermeile am 14. und 15. Juni.

Die Ausstellung „Die Schlacht am Brunsberg – Aufbruch in eine neue Zeit“ ist vom 10. Mai bis zum 19. Oktober in der Markthalle des Historischen Höxteraner Rathauses zu sehen. Sie wird gefördert von der LWL-Kulturstiftung anlässlich des Jubiläums „1.250 Jahre Westfalen“.

Anreise, Parkmöglichkeiten und Eintritt

Die Anreise mit dem Zug bietet sich an, da das historische Rathaus nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt ist, sagt Madita Alberding vom Huxarium-Gartenpark Höxter. Kostenfreie Parkplätze für Pkw stehen im Brückfeld auf der anderen Weserseite ebenfalls ausreichend zur Verfügung. Auch der Weser-Radweg und der Europa-Radweg R1 führen direkt vorbei.

Der Eintritt kostet für Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Ermäßigungen gelten beispielsweise für Kinder ab zehn Jahren und Gruppen. Für jüngere Kinder ist der Eintritt frei. Geöffnet ist die Ausstellung täglich außer montags von 13 bis 18 Uhr, für Schulklassen und Gruppen auf Anfrage auch vormittags.