Ansturm auf Corona-Teststellen im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Die Verärgerung ist dem Beverunger Apotheker Thomas Rochell deutlich anzumerken. Von &bdquo;fehlender Verlässlichkeit der politischen Entscheidungsträger" und &bdquo;Versäumnissen in der Politik", spricht der Vorstandsvorsitzende des Apothekerverbands Westfalen-Lippe mit Blick auf die plötzlich wieder kostenlosen Bürgertests. Dabei geht es in seiner Kritik gar nicht so sehr um die Sache, sondern die Art und Weise, wie mit den Teststellen, vornehmlich Apotheker, umgegangen wird. Freitagnachmittag hatten sie offiziell davon erfahren, dass die Bürgertests ab Samstag wieder kostenlos für die Nutzer sein würden. Dass Tags darauf deutlich mehr Testwillige in die Apotheken kommen würden, war klar. Doch dafür in ein paar Stunden die nötigen Strukturen wieder aufzubauen, kaum möglich. &bdquo;Leider ist es nichts Ungewöhnliches im Gesundheitswesen", ergänzt Apotheker Björn Schmidt aus Nieheim. Man sei es inzwischen gewohnt, dass bisweilen sehr kurzfristige neue Erlasse aus dem Gesundheitsministerium kommen. Verdoppelung zum Vortag Nun also wieder umsonst: Die Zahl der Bürgertests im Kreis Höxter hat sich dann am Samstag auch prompt mehr als verdoppelt, wenngleich auf niedrigem Niveau: 765 Menschen ließen sich testen – tags zuvor waren es noch 359 gewesen. In den vergangenen Wochen war die Testnutzung deutlich gesunken. &bdquo;Es waren sehr viele Geimpfte unter den Testwilligen", berichtet Rochell und verweist auf die Saal-Karnevalveranstaltungen in Beverungen, aber auch in Steinheim, Peckelsheim, Ovenhausen, Bad Driburg und Nieheim. Viele wollten wohl eine zusätzliche Sicherheit für den Besuch dieses närrischen Treibens, mutmaßt Apotheker Rochell. Das bestätigt auch Apotheker-Sprecher Björn Schmidt aus Nieheim. Auch hier ließen sich viele Narren noch mal vorsorglich in der Nase bohren. Beide begrüßen, dass die Tests für die Bürger wieder kostenlos sind, denn sie bringen neben Abstand halten, Impfungen und Boostern ein Stück zusätzliche Sicherheit. Schmidt spricht auch von einer spürbar großen Verantwortungsbereitschaft in der Bevölkerung, diese zusätzliche Schutzmaßnahme zu nutzen, um Veranstaltungen besuchen zu können oder doch noch etwas im Rahmen der Möglichkeiten unternehmen zu können. Er nennt als Beispiel Familientreffen, an denen auch Angehörige teilnehmen, die zu den besonderen Corona-Risikogruppen gehören. Gerade Richtung Wochenende steige die Nachfrage. Das zeige auch schon das Online-Termin-Buchungsportal in Nieheim, das Schmidt eingerichtet hatte, um längere Wartezeiten auf der Straße zu vermeiden. Mehr Testzeiten Entsprechend wollen die beteiligten Apotheker die angebotenen Testzeiten ausweiten. In Nieheim kann Schmidt auf die Mitarbeiter vom Sommer wieder einsetzen. Andere, wie Apotheker Rochell arbeiten noch an der Zusammenstellung der Teams. Dabei lasse sich bisher nur schwer abschätzen, wie sich die Nachfrage in den kommenden Wochen genau entwickeln wird. Sicher sind Schmidt und Rochell aber, dass es nicht mehr zu einer so enormen Nachfrage wie im Frühjahr kommen wird – am bisherigen Spitzentag, dem 4. Juni, gab es 5.506 Bürgertests im Kreis Höxter. Damals hatten viele Impfwillige allerdings noch nicht ihre Dosis erhalten. 28 Teststellen für Bürgertests gibt es nach Auskunft des Kreises Höxter zwischen Steinheim und Warburg, darunter 11 Apotheken. Eine Übersicht mit Kontaktdaten hat nw.de für Sie zusammengestellt. Bei aller Freude über die Rückkehr zu den für Bürger kostenlosen Corona-Tests hätte Thomas Rochell aber gewünscht, die Politik hätte das Experiment mit den kostenpflichtigen Tests gar nicht erst auf dem Rücken der Apotheker gewagt. Es sei gegen den wissenschaftlichen Rat gewesen. Und das Ziel, den Impfdruck und damit die Impfquote zu erhöhen, sei auch nicht erreicht worden. &bdquo;Man könnte jetzt genüsslich darüber streiten, wie sinnvoll das war", sagt Rochell. Nicht wirklich kostenlos Die Apotheker, die im Kreis Höxter in den vergangenen Wochen zwischen rund 15 und 20 Euro von den Privatzahlern pro Test verlangt haben, erhalten übrigens durch die Neuregelung nur noch 11,50 Euro aus Steuermitteln vergütet. Dennoch lasse sich der Testbetrieb damit wirtschaftlich organisieren, sagt Apotheker Björn Schmidt – weil es ja jetzt wieder eine größere Nachfrage gibt. Übrigens: Zwei Bürgertests waren am vergangenen Samstag positiv. Wen dieses Ergebnis erreicht, der muss zur endgültigen Abklärung noch einen PCR-Test machen, der angeordnet wird. Dann gilt eine sofortige Quarantäne. Sogenannte &bdquo;falsch positive" Tests kommen bei den Bürgertests so gut wie nie vor, sagt Apotheker Thomas Rochell. Denn für diese Tests muss es eine entsprechend hohe Virenlast geben, damit er wirkt. Über &bdquo;falsch negative" Ergebnisse gibt es keine Statistiken, weil niemand weiß, wie oft jemand doch symptomlos mit Covid 19 infiziert ist, ohne dass es via Schnelltest nachweisbar wäre. Dennoch hält Rochell die Testungen für Geimpfte für sehr sinnvoll, weil auch sie Überträger des Virus’ sein können.

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