Totalausfall beim E-Rezept nervt Ärzte und Patienten im Kreis Höxter

Kreis Höxter. Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Kaum hat der Arzt eine Diagnose gestellt – schon landet das Rezept wie von Geisterhand auf dem Chip der Gesundheitskarte. Doch in der Praxis steckt das E-Rezept voller Probleme und Hürden. Zuletzt wurde etwa am Dienstag vor einer Woche deutlich: Ärzte, Patienten und Apotheker hatten den gesamten Vormittag über mit einem Totalausfall des Systems zu kämpfen. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges, wie Recherchen der Neuen Westfälischen offenbaren. Was ist da los? &bdquo;Es ist derzeit so schlimm wie vielleicht noch nie seit der Einführung der elektronischen Verordnung“, sagt Björn Schmidt, Inhaber der St.-Nikolaus-Apotheke in Nieheim und zugleich Vorsitzender der Bezirksgruppe Höxter im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Seit Wochen komme es zu Störungen und Totalausfällen beim E-Rezept, weiß Schmidt. Die Folge ist, dass die betroffenen Apotheken E-Rezepte nicht bearbeiten und ihre Patienten nicht mit den verschriebenen Arzneimitteln versorgen können. &bdquo;Krass lange“ habe die Störung dieses Mal gedauert, räumt auch Jens Grothues ein. Er betreibt eine Praxis in Beverungen und vertritt im Hausärzteverband die Interessen seiner Berufskollegen. Und die trifft - ebenso wie die Apotheken - keine Schuld an den Problemen mit der Technik. Lesen Sie auch: E-Rezept verpflichtend: Das ändert sich für Patienten Möglicherweise kam es auch bei Krankmeldungen zu Problemen Ob auch die Krankmeldungen von den Ausfällen betroffen gewesen seien, sei bislang unklar. Klar ist: Die Ursachen für das Problem liegen in der sogenannten Telematik-Infrastruktur. Und hinter vorgehaltener Hand schimpfen Mediziner im Kreis Höxter ziemlich unverblümt auf ein Unternehmen, das offenbar die Schuld trägt. Offiziell klingt die Kritik ziemlich moderat: &bdquo;Wir sind hilflos - und suchten den Fehler bei uns.“ Doch alle Praxen seien betroffen. &bdquo;Wir sehen, wie anfällig so eine Infrastruktur ist“, sagt Grothues. Über das gesicherte digitale Netzwerk im Gesundheitswesen werden E-Rezepte, aber auch elektronische Patientenakten abgewickelt. Dabei müssen von der Ausstellung eines einzelnen E-Rezeptes beim Arzt bis hin zur Einlösung in der Apotheke viele verschiedene technische Komponenten ineinandergreifen. Was das für Patienten im Kreis Höxter bedeutet Liegt nur bei einem davon eine Störung vor, läuft auch in den Apotheken nichts mehr. &bdquo;Das kann zu einem Risiko für unsere Patienten werden“, warnt Schmidt. Denn wer akut krank sei, benötige sein Arzneimittel sofort – und nicht erst Stunden später, wenn die IT wieder laufe. &bdquo;Wer krank ist, kann auch nicht mehrere Apotheken abklappern, bis er endlich eine gefunden hat, die von der jeweiligen Störung gerade nicht betroffen ist“, sagt der Nieheimer Apotheker. Für die betroffenen Apotheken bedeuteten die Störungen zudem einen wirtschaftlichen Verlust, stellt Thomas Rochell heraus. Der Apotheker aus Beverungen und Vorsitzende des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, betont, viele Apotheken hätten ohnehin bereits wirtschaftliche Schwierigkeiten, nachdem die staatlich geregelte Vergütung seit 20 Jahren nicht mehr nennenswert erhöht worden sei. Passend zum Thema: Auch im Kreis Höxter kommt das E-Rezept: Das sollten Patienten jetzt wissen Die Apotheken im Kreis Höxter fordern eine Entschädigung &bdquo;Wir fordern daher den Bund auf, schnellstmöglich für eine Ausfallsicherheit in der Telematik-Infrastruktur zu sorgen“, sagt er. Nur so könne die Gesundheits- und Arzneimittelversorgung der Menschen gesichert werden. Zudem müssten die Apotheken für die unverschuldeten finanziellen Ausfälle entschädigt werden. &bdquo;Das E-Rezept ist eine wirklich gute Sache. Aber jetzt müssen die Kinderkrankheiten rasch geheilt werden, bevor sie chronifizieren“, fordert Rochell. Doch auch dann, wenn es technisch nicht zum Totalausfall kommt, können Patienten an dem digitalen Verschreibungssystem verzweifeln, wie eine Leserin gegenüber der Neuen Westfälischen erläutert: Aufgrund starker Schmerzen suchte sie ihren Hausarzt in Höxter auf. Der untersuchte sie und verschrieb ihr anschließend Medikamente. Von einer Arzthelferin habe sie erfahren, dass das Rezept in etwa 30 Minuten auf der Karte verfügbar sein sollte. Wenn es mit dem E-Rezept mal länger dauert Unter Schmerzen fuhr sie zur Apotheke, wartete im Auto. &bdquo;Es war gut 35 Minuten nach dem Arztbesuch noch kein Rezept verfügbar“, klagt die Leserin. Sie fragte beim Arzt nach, bekam die Antwort, der Doktor sammele die E-Rezepte und gebe dann mehrere auf einmal frei. Erst nach rund 80 Minuten Wartezeit sei das E-Rezept schließlich verfügbar gewesen, so die Leserin. Bei der Verzögerung handelt es sich um eine sogennante Stapelsignatur. Die Kassenärztliche Vereinigung rät Ärzten, nicht auf diese Stapelsignatur zu setzen, sondern die Komfortsignatur einzurichten und für die direkte Signatur von E-Rezepten zu nutzen, &bdquo;damit Patienten unmittelbar nach dem Besuch in einer Praxis ihre E-Rezepte in der Apotheke einlösen können“. Dies ist aber nur eine Empfehlung - und nicht verpflichtend. Am Ende entscheidet jeder Arzt selbst, welche Technik in seiner Praxis zum Einsatz kommen soll. Ebenfalls lesenswert: Zu viel Bürokratie: Apothekerin aus dem Kreis Höxter schlägt Alarm

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