So funktioniert die Notbetreuung in Zeiten der Corona-Krise

Wenig Bedarf an Notbetreuung für Kinder im Kreis HöxterKreis Höxter. &bdquo;Wir bleiben Zuhause" ist die aktuelle Parole in Zeiten der Corona-Krise. Sie gilt natürlich auch im Kreis Höxter – aber nicht für alle: Auf Kita- und Grundschul-Kinder, deren Eltern in sogenannten systemkritischen Berufen arbeiten, wird in den jeweiligen Einrichtungen weiterhin aufgepasst. Um dies in Anspruch nehmen zu können, ist eine Bescheinigung des jeweiligen Arbeitgebers nötig. Allerdings wird die Notbetreuung, die auch in den Osterferien zur Verfügung steht, im Kreis Höxter kaum in Anspruch genommen. Katholische Kitas Die meisten Kindergärten im Kreis Höxter sind katholisch und in Trägerschaft der katholischen Kindertageseinrichtungen Hochstift gGmbH. Aktuell werden in den Einrichtungen zwischen Steinheim und Warburg insgesamt 46 Kinder betreut, wo bei sich die Zahl täglich leicht ändert, wie Personalleiter Wilhelm-Josef Finger berichtet. Zwischen einem und bisher maximal fünf Kindern sind in Obhut, wobei nicht jede der 39 Kitas derzeit überhaupt geöffnet ist. &bdquo;Wenn ein Betreuungsbedarf entsteht, werden wir diesen kurzfristig umsetzen", erklärt Finger. Und das auch am Wochenende. Waren bisher in dieser Zeit die Kitas generell geschlossen, so muss in der derzeitigen Krise auch über Ostern ein Betreuungsangebot garantiert werden. So will es das Land NRW. Dafür müssen die Erzieher zusätzlich arbeiten. &bdquo;Unsere Mitarbeiter sind sehr engagiert", sagt Finger. Ausgenommen von der Betreuung hat der Träger übrigens Erzieher über 59 Jahre sowie gesundheitlich vorbelastete. Sie werden weitgehend mit anderen Aufgaben betraut. Evangelische Kindergärten Ähnlich wie in den katholischen Einrichtungen ist die Situation in den acht evangelischen Kindergärten, die sich über den gesamten Kreis Höxter verteilen. In allen Kitas findet aktuell eine Notbetreuung statt, zwischen ein und fünf Kindern sind jeweils in Obhut, erklärt Rena Sokolski, Kita-Fachberaterin des evangelischen Kirchenkreises Paderborn Höxter. Es gebe weitere Anfragen von Eltern, die allerdings jeweils einzeln geprüft werden. Wer eine Notbetreuung braucht, muss dafür eine Arbeitgeberbescheinigung vorlegen. Für die jetzt ebenfalls mögliche Wochenend- und Ferienbetreuung muss zusätzlich eine Kopie des Dienstplanes vorgelegt werden, aus der hervorgeht, dass auch wirklich ein Bedarf besteht, erläutert Sokolski.&bdquo;Das erfordert von den Kita-Mitarbeitern eine enorme Flexibilität, denn der Bedarf von Eltern komme manchmal sehr spontan", sagt die Fachberaterin. Manchmal müsse eine Betreuung innerhalb weniger Stunden ermöglicht werden. Und das funktioniere auch. &bdquo;Eine wirklich tolle Leistung der Mitarbeiter in einer herausragenden Situation", unterstreicht Sokolski das Engagement. Wie sich der Bedarf in den kommenden Tagen weiter entwickle, könne im Moment niemand vorhersagen. Auf jeden Fall versuche der Kita-Verbund, sich auf alle möglichen Entwicklungen einzustellen. So sind zwar bisher alle Erzieherinnen und Erzieher gesund, das könne sich in der aktuellen Situation aber schnell ändern. Und dann müssten auch die direkten Kollegen, zu denen Kontakt bestand, in Quarantäne. Um dann die Notbetreuung zu gewährleisten, sollen Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen aushelfen. Eine Notmaßnahme, die in Corona-Zeiten eigentlich vermieden werden soll. Zumal auch für die kleinen Kinder bekannte Bezugspersonen enorm wichtig sind. Pari-Sozial Der Träger Pari-Sozial betreut insgesamt sechs Kindergärten in Höxter und Beverungen. n den vier Beverunger Einrichtungen wurden am Stichtag insgesamt fünf Kinder betreut, in zwei von vier Kitas war eine Betreuung nicht nötig. In Höxter wurde ein Kind betreut, eine Einrichtung war geschlossen. &bdquo;Wir merken, dass viele Eltern ihre Kinder im Moment nicht in den Einrichtungen betreuen lassen wollen, auch wenn sie berechtigt wären", sagt Katrin Büker von Pari-Sozial. Die Unsicherheit bei den Familien werde allerdings umso größer, je länger die Zwangsschließung dauere. Mit zunehmender Zeit werde es für die Eltern auch immer schwieriger, die Betreuung der eigenen Kinder zu organisieren. Deshalb sei es schwer abzuschätzen, wie sich die Notbetreuung in den kommenden Wochen entwickle. Büker weist noch auf einen anderen Aspekt hin: Auch für die Kinder sei die aktuelle Situation sehr schwierig, denn es fehlt der Rest der Kita-Gruppe. Während einige die ungewohnte Aufmerksamkeit der Erzieher genießen, wird sie für andere zum Problem. Das Beispiel Petri-Ganztag Nicht nur in Kindergärten, auch in den Grundschulen beziehungsweise den Offenen Ganztagsschulen werden Kinder derzeit betreut. Manchmal eine nicht ganz einfache Situation – für Kinder wie Erzieher. Denn eine Einzelbetreuung sei zwar für die Kinder einige Tage ganz angenehm, es fehlen aber die anderen zum Spielen, wie Gabi Schubring, Leiterin der Offenen Ganztagsschule in der Petrischule, berichtet. Auch der sonst übliche Lärm ist völliger Stille gewichen. Kein Streit, aber auch wenig Lachen. &bdquo;Es ist im Moment ganz komisch", räumt Schubring ein. So müssen Erzieher und Lehrkräfte derzeit Betreuer und Spielkameraden zugleich sein. Aber auch das hat Grenzen: &bdquo;Fußball kann man einfach nicht zu zweit spielen", erinnert Schubring. Deshalb versuchen sie und ihr Team, ein bisschen Normalität und Struktur für die Kinder in der Notbetreuung aufrecht zu erhalten. Denn eine Betreuung von 7 bis 16 Uhr kann sehr lang werden. In der Petrischule wird die Obhut von Lehrkräften und Mitarbeitenden des Petri-Ganztags übernommen. Die Frühbetreuung in der Katholischen Grundschule startet wie gewohnt von 7 bis 8 Uhr. &bdquo;Zuerst wird gemeinsam gefrühstückt", erzählt Schubring. Dann wird gemeinsam überlegt, wie der Tag gestaltet werden soll, während die Betreuung zwischenzeitlich wechselt. Denn von 8 bis 11.30 Uhr übernehmen die Lehrkräfte und im Anschluss wieder die Mitarbeitenden der Offenen Ganztagsschule (OGS) bis 16 Uhr. Wenig Bedarf an Notbetreuung für Kinder im Kreis Höxter Hoch im Kurs beim Spielen steht übrigens aktuell Monopoly, berichtet Schubring. &bdquo;Das macht besonders viel Spaß, wenn das Kind die Lehrerin schlägt", erzählt sie weiter. Auch das Aussortieren alter und kaputter Spielsachen geht gemeinsam schneller und macht zudem Freude. Aber bei dem schönen Wetter geht es auch raus an die frische Luft. Vergangene Woche wurde Boccia gespielt. &bdquo;Für diese Woche haben wir uns überlegt, das Hochbeet vorzubereiten." Umgraben und Unkraut jäten stehen auf dem Plan. Bei all dem vergisst das Team um Gabi Schubring allerdings nicht, wie hoch angesichts der Corona-Pandemie die Ansteckungsgefahr ist – und sie gesteht: &bdquo;Natürlich habe ich Angst angesichts der Bilder, die uns aus anderen Ländern wie Italien erreichen." Um das Infektionsrisiko eingrenzen zu können, gibt es an der Petrischule für den Zeitraum der Notbetreuung ein festes Team. Um alle Beteiligten – insbesondere natürlich die Kinder – bestmöglich schützen zu können, hat OGS-Mitarbeiterin Vanessa Manke auf Wunsch von Gabi Schubring Mundbedeckungen mit Filter genäht. &bdquo;Die Masken sind bei 60 Grad waschbar und der Filter (Kaffeefilter) kann problemlos ausgetauscht werden", berichtet Gabi Schubring. Trotz der Mundbedeckung werde selbstverständlich auf den Sicherheitsabstand und die anderen Hygieneregeln geachtet. Für Joshua war es schon komisch, die Betreuerinnen mit Mundbedeckung zu sehen. &bdquo;Sie sehen aber lustig aus. Man kann trotzdem damit Monopoly spielen", war sein fröhlicher Kommentar. Hygieneregeln immer wieder besprochen Die wichtigsten Hygieneregeln hat das Team um Gabi Schubring mit den OGS-Kindern schon lange vor Schließung der Einrichtungen geprobt. 30 Sekunden Hände waschen, auch zwischen den Fingern, Husten und Niesen nur in die Armbeuge. &bdquo;Wir haben das immer wieder besprochen und geübt, bis es selbstverständlich war. Selbst bei den Erstklässlern hat das sehr schnell erstaunlich gut funktioniert." Gabi Schubring denkt in diesen Tagen auch viel an die Kinder, die jetzt zuhause sind. Um auch ihnen eine Beschäftigung zu geben, hat sie einen kleinen Wettbewerb für das Titelbild des nächsten Schulplaners initiiert. &bdquo;Ich war überrascht, wie viele Bilder wir in kurzer Zeit erhalten haben", berichtet sie. Vor allem für die Kinder, denen jetzt die Sozialkontakte fehlen, aber auch für das Mitarbeiterteam wünscht sie sich eine baldige Rückkehr zur Normalität und zu gewohnten Strukturen. Die Ungewissheit sei eine große Belastung für alle.

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