
Höxter. Weil sie helfen wollen, werden sie so manches Mal zum Opfer. „Ältere Menschen werden mit zunehmendem Alter leichtgläubiger und gutwilliger. Das gesunde Misstrauen wird weniger", beobachtet Karsten Koutsky, Direktionsleiter Kriminalität bei der Kreispolizeibehörde Höxter. Dass Senioren nicht mehr so leicht Opfer von Betrügern an der Haustür, am Telefon oder im Internet werden, dafür will Katharina Willberg sorgen. Sie ist die neue Präventionsbeauftragte bei der Kreispolizeibehörde Höxter. Die 26-Jährige will Senioren helfen, kritische Situationen zu erkennen und angemessen zu handeln. Bislang hatte diese Aufgabe Kriminalhauptkommissar Rainer Schäfer übernommen. Doch der ist nun im Ruhestand.
Katharina Willberg ist keine Polizeibeamtin. Das polizeiliche Wissen musste sie sich erst aneignen. Nach ihrem Studium der Erziehungswissenschaften und der Medienwissenschaften war sie zunächst im Allgemeinen Sozialen Dienst im Jugendamt der Höxteraner Kreisverwaltung tätig. Dort wurde sie immer wieder mit den verschiedenen Facetten der Kriminalität konfrontiert. Daher kennt sie die Gefahren, in die Kriminalität abzurutschen oder zum Opfer zu werden. „Dieses Wissen kann ich in meine neue Tätigkeit einbringen", sagt sie. Was sie an ihrer neuen Aufgabe reizt? „Ich finde es spannend, die polizeiliche Seite kennenzulernen. Deshalb habe ich mich beworben."
Mysteriöse Telefonanrufe
Als eine ihrer ersten Tätigkeiten hatte sich Katharina Willberg zum Ziel gesetzt, Informationsbroschüren für Senioren zu entwickeln. Die Faltblätter liegen unter anderem in Arztpraxen, Apotheken, Rathäusern, in den Polizeiwachen und auch bei der Neuen Westfälischen aus oder sind als Download auf der Homepage der Polizei unter hoexter.polizei.nrwabrufbar. Hier gibt die Präventionsberaterin Tipps, wie sich Senioren bei mysteriösen Telefonanrufen oder verdächtigen Personen an der Haustür verhalten sollen. So versuchen Täter unter einem Vorwand, sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Sie fragen nach einem Glas Wasser oder möchten die Toilette benutzen, geben sich als Mitarbeiter einer Behörde, eines Umfrageinstituts oder als Handwerker aus.
Oftmals betritt dann ein zweiter Täter die Wohnung, während der erste sein Opfer ablenkt. Unbeobachtete Momente nutzen die Ganoven dann, um Geld oder Wertgegenstände zu stehlen. „Die Täter sind oftmals höflich und redegewandt. Es gelingt ihnen, Notsituationen wie Autopannen oder Unfälle glaubhaft darzustellen, um in die Wohnung gelassen zu werden", ist Willbergs Erfahrung. Grundsätzlich sollten Senioren immer durch die geschlossene Tür mit unbekannten Besuchern sprechen, rät sie.
Redegewandte Betrüger
Redegewandt sind auch die Betrüger am Telefon. Sie täuschen eine persönliche Beziehung oder eine Notsituation vor oder geben sich als Polizist oder Rechtsanwalt aus, um vertrauensvoll zu wirken. Hohe Geldsummen werden dann gefordert, die sofort an einen Boten übergeben werden sollen. Dabei bauen die Täter durch wiederholte Anrufe Druck auf. Obwohl laufend von der Polizei vor diesen kriminellen Methoden gewarnt wird, fallen doch immer wieder Senioren darauf herein.
„Das hat nichts mit Dummheit zu tun", betont Katharina Willberg. „Die Täter gehen sehr raffiniert vor." Und auch Kripo-Chef Koutsky sagt: „Das kann jedem passieren." Deshalb brauche sich auch niemand zu schämen und sollte sich seinen Angehörigen und in jedem Fall der Polizei anvertrauen. „Schuld sind immer die Betrüger. Nicht die Opfer", heißt es in der Info-Broschüre der Präventionsbeauftragten.
Info-Blätter auch für Bank-Mitarbeiter
Info-Blätter hat die Polizei inzwischen auch für Bank-Mitarbeiter entwickelt, die sensibilisiert werden sollen, wenn Senioren plötzlich große Bargeldsummen von ihren Konten abheben. „Wir stehen mit allen Banken in Kontakt", versichert Koutsky. „Inzwischen konnten schon viele Straftaten durch aufmerksame Bank-Mitarbeiter verhindert werden." Katharina Willberg hält zurzeit viele Vorträge, insbesondere bei Seniorennachmittagen, in denen sie über die Gefahren am Telefon, an der Haustür oder im Internet aufklärt und Tipps fürs richtige Verhalten gibt.
Neben den Senioren sind Jugendliche eine weitere Zielgruppe in ihrer Präventionsarbeit. Hier geht es vor allem um die Themen Gewaltprävention, Drogen und Sucht, Cybercrime und politische Straftaten wie Volksverhetzung. „Ich gehe in die Schulen, biete Elternabende an, aber auch eine Individualberatung ist nach Anmeldung möglich." Ziel sei es, zu verhindern, dass Jugendliche Opfer oder Täter werden. Mobbing im Internet nennt sie als ein Beispiel. Oder, dass manche Jugendliche völlig unbedarft Bilder von sich verschicken. „Hier muss man verstärkt sensibilisieren", sagt Katharina Willberg.
Wer einen Beratungstermin mit der Präventionsbeauftragten vereinbaren will oder sie für einen Vortrag gewinnen möchte, kann sich mit Katharina Willberg unter Tel. (0 52 71) 9 62 13 53 in Verbindung setzen.
INFORMATION
Die wichtigsten Polizei-Tipps für Senioren
Bei seltsamen Telefonanrufen legen Sie einfach auf.Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
Sprechen Sie nicht über ihre finanzielle Situation.
Übergeben Sie nie Geld an Ihnen unbekannte Personen.
Lassen Sie sich nicht durch den ersten positiven Eindruck einer fremden Person täuschen.
Nehmen Sie Anrufe mit unbekannter oder unterdrückter Rufnummer nicht an. Auch wenn die 110 im Display erscheint, ist dies nicht die Polizei.
Lassen Sie keine Unbekannten in Ihre Wohnung.
Öffnen Sie Ihre Tür nur mit vorgelegter Türsperre, wenn Sie keinen Besuch erwarten.
Lassen Sie Handwerker nur in ihre Wohnung, wenn Sie oder Ihr Vermieter diesem vorab einen Auftrag erteilt haben.
Bleiben Sie misstrauisch, auch wenn ein Fremder Ihnen Ihre schwere Einkaufstasche in die Wohnung tragen möchte.