Bad Driburg. „Die Schule schafft ein Wir-Gefühl, das über Freundschaft und Familie hinausgeht“, resümiert Erzbischof Udo Markus Bentz sein Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums St. Xaver in Bad Driburg. Schule – das sei ein „Lebensort“ für junge Menschen.
Nicht umsonst hat sich der Paderborner Erzbischof, der im März ins Amt eingeführt worden ist, vorgenommen, die katholischen Schulen im Erzbistum zu besuchen. Das Gymnasium St. Xaver ist dabei sein erster Halt auf der Reise durch die Schullandschaft im Erzbistum Paderborn.
Um Punkt neun Uhr läutete die Ankunft des Erzbischofs im Bad Driburger Gymnasium St. Xaver den ersten von insgesamt 14 Schulbesuchen ein. Neben einem gemeinsamen Gottesdienst stand der Austausch mit Schülerinnen und Schülern, der Schulpastoral, dem Lehrerkollegium, Eltern- und Stadtvertretern im Fokus des Besuchs.
Realistischen Einblick in den Schulalltag
„Ich möchte einen Einblick in den Schulalltag erhalten und wissen, was euch umtreibt. Auch, wo es Probleme gibt. Ich möchte, dass ihr mir die Realität abbildet“, bittet der Erzbischof die Schülervertreterinnen und -vertreter im persönlichen Austausch. Eine Offenheit, die auch den restlichen Schulbesuch prägen sollte.
Mit dem „Gleichnis von den anvertrauten Talenten“ war das Thema des Schulgottesdienstes schnell gefunden. „Während Talente zur Zeit Jesu jedoch einer Währung gleichkamen, verstehen wir sie heute als besondere Fähigkeiten“, erklärt Bentz und setzt an zu einer Predigt darüber, was Talente ausmachen, wie sie uns Menschen stark machen und was und vor allem wer uns ebenso stark machen kann.
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Nicht jeder der Schülerinnen und Schüler ist sich seiner Talente gleich bewusst. Als Bentz in die Kirchenreihen fragt: „Hast du ein Talent“, lautet eine bescheidene Antwort: „Ein Talent? Das weiß ich nicht.“ Schnell stellt sich jedoch heraus, dass die jungen Menschen zahlreiche Talente besitzen. Eine besondere Begabung für Sport, Musik oder Naturwissenschaften – all das seien Talente, erklärt der Erzbischof. Ein Talent zu besitzen, bedeute jedoch nicht, dass man automatisch der oder die Beste ist. „Es gibt immer irgendwo jemanden, der noch besser ist. Und davon lebt die Konkurrenz“, gibt der Erzbischof zu bedenken.
Stärke und Talent: Sich in die Gemeinschaft einbringen
Schnell könne da der Gedanke aufkommen, man sei „weniger wert“. „Das kann Jesus mit seinen Talenten nicht gemeint haben“, so der Erzbischof weiter. „Und Jesus sagt uns das im Gleichnis von den Talenten auch: Es ist egal, ob du viele oder wenige Talente hast – es geht nicht darum, besondere Talente zu haben, sondern überhaupt Talente zu haben und zu wissen, wie ich sie in der Gemeinschaft einbringen kann“, erklärt Bentz. Nicht das, was man besser könne als andere, sei wichtig, sondern das, was einen stark mache.

Die Antwort darauf, was uns stark macht, hat Bentz schnell parat: „Menschen machen uns stark.“ Das könnten Eltern, Trainer oder auch Lehrer sein. So sei es auch bei ihm und seiner Leidenschaft fürs Lesen gewesen. Dem Schulfach Deutsch habe er lange nichts abgewinnen können. Bis er in der elften Klasse auf einen Lehrer traf, der ihm das Interesse für Literatur nahegebracht habe. „Das ging so weit, dass ich in den Ferien einen Roman mit über 1.000 Seiten gelesen habe und anschließend ein Referat darüber gehalten habe – und das freiwillig.“
Das sei, worauf es ankommt: „Dass es Menschen gibt, die sagen, Du kannst etwas, du bist gut, du bist stark“, weiß der Erzbischof: „Wenn wir uns geliebt und angenommen fühlen, sind wir stark.“
So sei auch Gott. Er wolle, dass es uns gibt: „Gott will, dass es dich gibt – und dich – und dich – so, wie du bist“, bekräftigt der Erzbischof und zeigt auf einzelne Schülerinnen und Schüler: „Gott sagt ,ich habe dir gegeben, was du brauchst, und so wie du bist, bist du von Gott angenommen. So, wie Lehrerinnen und Lehrer Vertrauen schenken könnten, indem sie Schülerinnen und Schülern den Rücken stärken, sei es auch mit Gott.
Das Besondere der Schule: ein Wir-Gefühl
„Ich wünsche euch zu jeder Zeit Menschen, die sagen du kannst das, ich glaube an dich, und ich wünsche euch, dass ihr immer daran denkt, es gibt einen Gott, der liebt euch, und sagt eben diese Dinge zu euch – auch dann, wenn es andere nicht tun.“, bestärkt Bentz die Schülerinnen und Schüler.
„Stellt euch vor, euch fragt ein Reporter, Was ist das Besondere an eurer Schule? – Was würdet ihr antworten“, möchte Bentz im Gespräch mit den Schülervertretern wissen. Regelmäßige Gottesdienste, das morgendliche Gebet und der Religionsunterricht, der anders als in anderen Schulen bis zum Abitur verpflichtend ist, sind Antworten, die schnell gefunden sind. Eine weitere wiegt jedoch viel schwerer: „Ein Wir-Gefühl“, sagt Schulsprecherin Saray Rey Mesta. Das bestätigen auch die Schülervertreterinnen und -vertreter.
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An der Schule, die von rund 800 Schülerinnen und Schülern besucht wird und an der 60 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten, herrsche ein hoher Zusammenhalt. Mit dem bevorstehenden Schulfest soll dieser auch die letzten Kulturgrenzen überwinden: „Wir möchten ein Fest veranstalten, das die vielen verschiedenen Kulturen, aus denen wir zum Teil kommen, in den Vordergrund stellt. Auf einer Landkarte soll man sein Fähnchen setzen, es soll Essen aus allen Kulturen geben und jeder soll sich repräsentiert fühlen“, schildern die Schülerinnen und Schüler dem Erzbischof ihre Pläne, bevor sie schließlich den großen Fragenkatalog ausbreiten, den sie gemeinsam mit ihren Klassen ausgearbeitet haben.
Von Erstkommunion bis zur Hochzeit
Als katholische Schule ist das Gymnasium St. Xaver nicht nur ein Ort zum Lernen. Das bestätigt auch Pastor und Schulseelsorger Maurinus Niedzwetzki. „Die Sakramente spielen bei uns eine große Rolle. Ein Schüler ist hier zur Erstkommunion gegangen. Einige verbinden auch nach der Schulzeit so viel Positives mit dem St. Xaver, dass sie sich hier trauen lassen möchten.“

Das St. Xaver bilde außerdem selbst Messdiener aus, was auf großes Interesse seitens der Schülerinnen und Schüler stoße. Davon konnte sich auch Bentz überzeugen. So sei ein Messdiener nach dem Gottesdienst zu ihm gekommen und habe stolz gesagt: „Es war mir eine Ehre, für Sie Messe zu dienen“, berichtet er schmunzelnd. Es sei erstaunlich, welches Bewusstsein und wie viel Stolz bei dieser Aufgabe mitschwinge, findet der Erzbischof. Das alles sei Kirche. „Denn Kirche muss dort sein, wo das Leben ist. Und die Schule ist ein solcher Ort für die Kinder“, so Bentz.
Der Besuch am Gymnasium St. Xaver in Bad Driburg war der erste Schulbesuch des Erzbischofs. Begleitet wurde er von Dompropst Joachim Göbel, Diakon Christian Majer-Leonhard, OStD i.K., und Susanne Wagenknecht, StD i.K. Bis Anfang 2025 wird Bentz auch die Schulen der Brede Brakel besuchen, um in den Austausch mit Schülern, Eltern und dem Lehrpersonal zu gehen.