
Paderborn. Erzbischof Udo Markus Bentz hat in der Jahresabschlussmesse 2024 im Paderborner Dom zu einem geistlichen Umgang mit der Zeit aufgerufen. In seiner Predigt am Silvesterabend bekräftigte Bentz laut einer Mitteilung, dass aus der Erfahrung, wie Gott sein Volk in der Vergangenheit begleitet und durch Krisen hindurchgeführt habe, Vertrauen und Hoffnung auf Zukunft hin geschöpft werden könne.
„Die Vergangenheit habe ich nicht mehr. Die Zukunft habe ich noch nicht“, so Bentz. Das Leben in der Gegenwart sei die größte geistliche Herausforderung. Denn oft flüchte der Mensch in die Vergangenheit oder erträume sich irgendeine Zukunft.
Weder nostalgische Romantik noch der Hang zu Utopien hätten den Menschen vorangebracht, betonte der Theologe: „Die einzige Zeit, die uns gehört, ist das Jetzt.“ Dementsprechend brauche es „Entschlossenheit für die Gegenwart“ und „Mut zur Gegenwart“.
Paderborner Erzbischof: Kraft, Vertrauen, Mut und Hoffnung
Bentz rief dazu auf, das Gewesene nicht als erledigt abzuhaken. Man solle sich vielmehr des Vergangenen erinnern, um daraus die geistliche Kraft, Vertrauen, Mut und Hoffnung zu schöpfen, in die Zukunft zu gehen.
Der Mensch sei nicht „Herr über die Zeit“. Zeit und insbesondere persönliche Lebenszeit seien Gabe und Geschenk Gottes, erläuterte der Erzbischof. Für einen gläubigen Menschen laufe die geschenkte Lebenszeit nicht ab, sondern sie „erfülle“ sich von Tag zu Tag mehr bis hin zur Vollendung. Dadurch könne der glaubende Mensch die Kostbarkeit der geschenkten Zeit spüren, aber auch gelassen sein. Denn die Zeit müsse nicht maximiert und optimiert werden, um Erfüllung zu finden. Die aus diesem Vertrauen hervorgehende Grundhaltung sei „Dankbarkeit“ für die geschenkte Zeit, erklärte Bentz.
Bentz, für den es der erste Jahreswechsel als Paderborner Erzbischof war, ging auch auf seine persönlichen Erfahrungen ein: „Voller Dankbarkeit schaue ich auf ein besonderes Jahr zurück“, sagte er zu Beginn des Gottesdienstes. Für ihn sei zu spüren, dass sich etwas ansammele und fülle, so Bentz, der seit März der 67. Bischof und 5. Erzbischof von Paderborn ist. Zum Abschluss der Messfeier spendete er den Gläubigen den traditionellenEucharistischen Segen für das neue Jahr 2025.
Evangelischer Pfarrer spricht über Attentat von Magdeburg
Das alte Jahr stecke den Menschen noch in den Knochen, befand der evangelische Pfarrer Eckhard Düker am Silvesterabend. „Das Attentat in Magdeburg hat uns erschüttert. Kriege und Konflikte wollen nicht enden. Politische Veränderungen geben uns Anlass zur Sorge“, sagte er laut Manuskript in seiner Predigt. Diese hielt er wie schon vor zwölf Monaten wegen der Bauarbeiten in der Abdinghofkirche erneut in der katholischen Marktkirche.

„Wer kann frohen Herzens in das neue Jahr gehen?“, fragte Düker mit Blick auf die immer neuen negativen Meldungen von Bedrohungen und Katastrophen. In dieser Situation suchten die Menschen nach Vergewisserung, Halt und Orientierung, wenn sie die Schwelle des neuen Jahres überschritten.
In seiner Predigt über die Bibelstelle Jesaja 51,4-6 machte er dann jedoch deutlich, dass der Prophet den Völkern darin drei Perspektiven eröffne: „Gott schenkt Orientierung, Gottes Gerechtigkeit ist nahe, Gottes Heil bleibt ewig.“
An der Schwelle zu einem neuen Jahr gebe und empfange man viele Segenswünsche, so Düker. Er schloss seine Predigt zum Jahresabschluss mit den Worten: „Wir tragen diese Hoffnung zu den Menschen, die auf Hilfe warten. Wir widersprechen denen, die Neid und Egoismus predigen. Wir halten daran fest, dass Demokratie und Toleranz besser sind als Angstmache, Schwarzmalerei und Spaltung. Wir haben keine Angst vor dem, was auf uns zukommt. Wir gehen gelassen, mutig und zuversichtlich über die Schwelle zu einem neuen Jahr. Unter dem Segen Gottes.“