Paderborn. Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat nach dem Anschlag in Magdeburg in seiner Weihnachtspredigt vor vorschnellen Schuldzuweisungen und Hass gewarnt. „Gerade jetzt kommt es darauf an, dass wir den Ressentiments und den Ängsten nicht die Macht überlassen“, sagte Bentz an Heiligabend, 24. Dezember, in der Christmette im Paderborner Dom.
„Als weihnachtliche Menschen glauben wir fest: Gottes ’Fürchte dich nicht!’ ist jetzt wichtiger denn je“, sagte der Erzbischof laut Redetext. Die Schreckenstaten sollten genau das bewirken, „dass wir in Angst fallen und uns lähmen lassen; dass wir in Ressentiments verfallen und uns in unserem Zusammenhalt auseinanderdividieren lassen“, sagte Bentz weiter.
Zudem sei beabsichtigt, dass Hass und Schuldzuweisungen um sich griffen und die Gesellschaft spalteten, sagte der Theologe angesichts des Anschlags auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg am vergangenen Freitag.
Erinnerung an die Hoffnungskraft der Weihnachtsbotschaft
Der Erzbischof rief dazu auf, die Botschaft des Engels, „Fürchte dich nicht!“, in der biblischen Weihnachtsgeschichte neu zu hören, um die Hoffnungskraft der Botschaft erkennen zu können. Mit der Geburt Jesu wähle Gott den Weg des Menschen. Dieses Maß der Menschlichkeit Jesu sei der Weg zur Versöhnung. Das sei „der einzige Weg zum Frieden, wie er uns auf den Feldern von Bethlehem zugesprochen wird“, unterstrich Bentz.

Udo Markus Bentz entfaltete in seiner Predigt, „Nacht hat ein doppeltes Gesicht“, ein Sinnbild als Zeit der Bedrängnis, aber auch Heilszeit. „Nacht“ könne einerseits für das dumpfe Leid des Menschen stehen, andererseits würden sich gerade in der Nacht außerordentliche Dinge ereignen. „Nacht“ werde als Zeit der Stille, Zeit gesammelter Kraft, besonderer Empfindsamkeit erfahren.
Für den religiös sensiblen Menschen sei die Nacht auch Zeit des Gebets, des schöpferischen Schweigens. Die Nacht könne auch von heutigen Menschen, nicht nur von den Menschen der Bibel, als Zeit besonderer Gottesnähe erfahren werden: Schutz und Hilfe in der nächtlichen Bedrohung finde der Mensch bei Gott, göttliche Eingebungen, himmlische Träume und prophetische Worte würden in der Nacht ergehen.
Die „Nacht“ sei im Glauben ein entscheidender Punkt
Der christliche Glaube sei der Überzeugung, dass sich in der „Nacht“ das Heil für den Menschen entscheide, betonte der Paderborner Erzbischof. „Gott beginnt sein Heil dort zu wirken, wo die Not des Menschen am bedrohlichsten erfahren wird, nämlich in der Mitte der Nacht. Da beginnt der neue Tag. Gott antwortet auf die Sehnsucht des von der Nacht bedrängten Menschen.“ Die großen rettenden Taten Gottes hätten sich laut der Bibel alle in der Nacht ereignet: der Durchzug durch das Rote Meer, die Berufungen der Propheten, das Pascha-Mahl Jesu mit seinen Jüngern, die österliche Nacht und vor allem die Weihnacht auf den Feldern von Bethlehem. Deswegen feierten die Christen Weihnachten am späten Abend beziehungsweise in der Nacht.
Mit Informationen des epd erstellt.