Bad Driburg. Hätte man Eva-Maria Jovanovic in ihrer Jugend gefragt, ob sie denn später auch in der Gastronomie arbeiten möchte, wäre die Antwort „mit Sicherheit nicht" gewesen. „Als Teenager wollte ich das auf gar keinen Fall machen, denn ich habe gesehen, wie viel Arbeit ein solcher Betrieb macht", erzählt die 30-Jährige. Später hat sie dann auch im Bad Driburger Restaurant der Eltern mitgeholfen und dabei festgestellt: „Das macht mir eigentlich doch Spaß".
In einem 5-Sterne-Hotel im Schwarzwald hat die junge Frau nach dem Abitur ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert, besuchte 2008 ein Jahr lang die Wirtschaftsschule für Hotellerie und Gastronomie (WIHOGA) in Dortmund. Danach arbeitete sie im Siegerland nahe der österreichischen Grenze. Dort lernte Eva-Maria Jovanovic auch ihren Mann Sandro (33) kennen. „Wir waren Arbeitskollegen", erzählt sie.
"Mama ist die beste Köchin"
32 Jahre lang hat ihr Vater, Reinhold Jacob, das Hotel-Restaurant mit 26 Betten in der Badestadt geführt, Mutter Gabriele bereitet noch heute in der Küche des Restaurants die leckeren Gerichte zu. „Mama ist die beste Köchin, die ich kenne", schwärmt Eva-Maria Jovanovic. Sie und ihre Schwester sind in der Bad Driburger Traditionsgaststätte groß geworden.
„Mama und Papa hatten nie frei, einen Ruhetag gab es nicht – und wir waren als Kinder immer mitten drin", erinnert sich die junge Mutter. Trotz der vielen Arbeit sei dies aber auch eine schöne Zeit gewesen, sagt die gelernte Hotelfachfrau. „Auch Weihnachten haben wir mit den Hotelgästen zusammen gefeiert. Es war immer eine sehr festliche Stimmung", erzählt sie.
Als Tochter Emma (5) geboren wurde, zogen Eva-Maria und Sandro Jovanovic dann zurück nach Bad Driburg. Sandro Jovanovic, gelernter Restaurantfachmann, war zunächst im Betrieb des Schwiegervaters angestellt. Im Januar 2018 haben die inzwischen zweifachen Eltern, Sohn Max ist heute zwei Jahre alt, das Hotel-Restaurant dann übernommen.
Etwas rustikaler eingerichtet
Aus „Eggenwirth" wurde „Egge Wirt" und auch sonst haben die beiden jungen Gastronomen einiges verändert. Der vordere Bereich des Restaurants ist mit modernen Holztischen nun etwas rustikaler eingerichtet.
„Wir möchten damit zeigen, dass man gerne auch herkommen kann, um einfach nur ein Bier zu trinken oder eine Kleinigkeit, wie zum Beispiel einen unserer neuen Burger, zu essen. So soll sich auch das jüngere Publikum angesprochen fühlen, dennoch wollen wir keine reine Bierkneipe werden", erzählen Eva-Maria und Sandro Jovanovic.
Der hintere Raum lädt mit den festlich eingedeckten Tischen daher weiterhin dazu ein, die gehobene deutsche Küche zu genießen. Küchenchefin Gabriele Jacob wird seit Juni von Sebastian Siewert, ehemaliger Koch in der Gaststätte „Zur Linde", unterstützt. Auch das beliebte Kartoffelessen aus dem Bad Driburger Traditionslokal, das im Mai dieses Jahres schloss, möchten die neuen Inhaber des „Egge Wirts" übernehmen.
Spagat zwischen Tradition und Neuerungen
Und das junge Paar hat für die Zukunft des Betriebes noch viele weitere Ideen. „Es ist allerdings nicht immer so leicht, den Spagat zu schaffen, zwischen Tradition und Neuerungen. Manches Mal trauen wir uns nicht, unsere Vorstellungen umzusetzen, aber da wachsen wir auch so langsam rein", sagt Eva-Maria Jovanovic. Denn Papa Reinhold Jacob steht den beiden als Ratgeber stets zur Seite. „Mittlerweile haben wir ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt, was wir machen können – und was nicht", schmunzelt sie. Und das neue Konzept käme bei den Gästen gut an, freuen sich die beiden Gastronomen.
Die junge Familie wohnt über der Gaststätte. „Wir sind so immer nah dran an unseren Kindern und können den ganzen Tag für sie da sein", betont Sandro Jovanovic. „Das ist sehr schön, auch wenn es manchmal anstrengend sein kann", ergänzt Eva-Maria. Aber auch Oma und Opa sind nicht weit weg und kümmern sich gerne um die Enkel, wenn im Restaurant viel zu tun ist.
"Kein Tag ist gleich"
Der persönliche Bezug zu den Gästen sei nun im eigenen Hotel-Restaurant in der Badestadt viel wichtiger, als in den Gourmet-Restaurants, in denen die beiden gelernt und gearbeitet haben. „In der Sterne-Gastronomie war man praktisch unsichtbar, der perfekte Dienstleister im Hintergrund", betonen Eva-Maria und Sandro Jovanovic.
Aber gerade der Kontakt zu den verschiedenen Menschen mache ihren Beruf so spannend. „Kein Tag ist gleich, man trifft immer wieder andere Charaktere – und das macht wirklich Spaß", sagen die beiden jungen Gastronomen.
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