
Höxter. Andi Rüther ist der Kumpeltyp, mit dem man sich gerne auf ein Bier trifft. Locker und entspannt wirkt er, und er begegnet auch unangenehmen Situationen mit Humor. Kein Wunder also, dass er seinen Arbeitsschwerpunkt - vor allem zeitlich gesehen - in die Kneipe verlegt hat. Seit November 2018 betreibt der 26-Jährige die Höxteraner Traditionskneipe Bürgerstuben am Schalker Markt. "Ich bin glücklich." Und das ist es, worauf es ihm im Leben und im Job ankommt.
Finanziell steht er auf sicheren Füßen, dank seines Jobs beim Kreis Höxter, wo er sich mit dem Immobilienmarkt im Kreis beschäftigt. Zweieinhalb Tage die Woche ist er dort im Büro. Kundenkontakt hat er dort selten. Die Kneipe ist Kontrastprogramm. Mit Leidenschaft geht er seinem Dasein als Wirt nach. Auch, wenn dieser Beruf seine Schattenseiten hat. Wenn es mal stressig wird zu den Hochzeiten "und die Kneipe aus allen Nähten platzt". Dann rastet er nicht aus oder wirkt hektisch, sondern wird ruhig und ist mal nicht ganz so gesprächig. Dank des guten Teams, welches er sehr lobt, seien aber auch stressige Situationen gut zu managen. Grundsätzlich ist er dankbar für die Unterstützung von den früheren Betreibern Mechthild Vogt und Liborius Schmidt, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und auch Familie und Freunde stärken ihm den Rücken. "Ohne sie geht es nicht", so Rüther.
Er arbeitet nicht für Prestige und Geld
Familie und Freunde sind es auch, weswegen er nach seinem Studium der Geoinformation und Kommunaltechnik in Frankfurt am Main - die Liebe zu Eintracht Frankfurt bestand aber schon lange vorher - zurück nach Höxter gekommen ist. Lange getrennt sein von Liebsten, das kann der junge Mann sich nicht vorstellen. "Ich habe auch früh erkannt, was für mich im Leben wichtig ist: Familie, Freunde und Zufriedenheit." Für ihn geht es im Leben nicht um das große Geld und Karriere. Deswegen entschloss er sich, die Bürgerstuben zu übernehmen. Nicht wegen Prestige und Geld, "ich habe einfach Spaß daran". Und weil er seine Arbeit gerne macht, auch wenn es deutlich mehr Stunden als in anderen Jobs sind, ist er zufrieden. Freunde bezeichnen ihn als Workaholic. Da widerspricht er. "Ich arbeite einfach viel und gerne."

Er könne zwar nicht mehr zu jeder Party oder zu jedem Event, "aber wir haben hier auch immer Spaß am Wochenende". Was ihn jedoch schmerzt ist, dass der Kontakt zu Freunden unter dem zeitintensiven Beruf leidet. "Ich habe mir immer eingeredet, das würde bei mir nicht so sein, wurde dann aber schnell eines Besseren belehrt", gesteht sich der 26-Jährige ein. Er will den Fokus wieder verstärkt auf sein soziales Umfeld legen. "Es geht für mich nichts über Freunde und Familie." Dennoch bereut er es nicht, den Schritt gewagt zu haben von der Aushilfe in den Bürgerstuben zum Betreiber. "Ich will es einfach probieren. Und nicht in 20 Jahren bereuen, dass ich es nicht gemacht habe."
Aufbrausend im Auto, gelassen in der Kneipe
Bisher laufe es gut. Er hat Freude am Umgang mit den Gästen, freut sich auch nach anstrengenden Wochenenden wieder auf die neue Woche in der Kneipe. Nur mit Bestellungen, Vorbereiten und Organisation tut er sich noch schwer. Da muss auch mal der Lieferant anrufen und an die Getränkebestellung erinnern, berichtet Rüther mit einem verschämten Lachen. "Ich habe die Hoffnung, dass das noch besser wird."
Von seiner aufbrausenden Art, die er gerne beim Autofahren an den Tag lege, ist in der Kneipe aber nichts zu spüren. Und wenn er sich mal aufregt, "dann rege ich mich auch schnell wieder ab". Selbst wenn jemand mal neben das Klo gekotzt hat, nimmt er es mit Humor. "Das sind Dinge, die weiß man vorher, die gehören eben dazu." Und er packt immer selbst an. Das Personal für sich arbeiten lassen und selbst nur vor der Theke sitzen, das ist nicht seine Art. Und das will er auch nicht. Sich selbst der beste Kunde sein ist zudem ein absolutes No-Go für den Höxteraner. "Ich trinke gerne mal ein Bier mit, aber mir schmecken alkoholfreie Getränke genauso gut."
"Ich freue mich auf jede einzelne Woche"
Für fünf Jahre hat er einen Mietvertrag für die Kneipe. "Ich freue mich auf jede einzelne Woche." Wie es dann weitergeht, weiß er noch nicht. Erst einmal konzentriert er sich auf das Jetzt. Er hat noch viele Ideen für Veranstaltungen, ein Kneipen-Quiz beispielsweise, und die Außengastronomie wird neu gemacht dieses Jahr. "Man muss sich was einfallen lassen, dann kommen die Leute auch gerne", so der 26-Jährige, der gerne Initiative zeigt. Deswegen freut er sich auch über neue Lokale und Ideen für die Stadt, wie die Spießbar und das Cosmo. Rüther sieht sie nicht als Konkurrenz, sondern als Gewinn für die Stadt. Denn auch gerne in der Freizeit in andere Lokale, wenn auch nicht mehr so häufig so früher. "Aber ich zufrieden und glücklich, darauf kommt es an."
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