Rödinghauser Paar verkauft 26.000 Schätze aus zweiter Hand

Rödinghausen. An der verkehrsberuhigten, von Feldern umgebenen Donoer Straße in Rödinghausen erwartet man eigentlich kein Geschäft - geschweige denn eines, das große Shopping-Erfolge verspricht. Doch die &bdquo;Schatztruhe“ mit der Hausnummer 13 trotzt diesen Erwartungen. Sie ist eine echte Trödel-Fundgrube. Schon beim Eintritt in das 400 Quadratmeter große Geschäft wird schnell klar: Hier ist der Name Programm. 26.000 Artikel stehen in den Regalen der Schatztruhe. Darunter Schallplatten, Vasen, Lampen, Damen- und Herrenbekleidung, Elektroartikel - wie zum Beispiel ein Radio aus den 50er-Jahren -, Bücher, Spielzeug und vieles mehr. Alles aus zweiter Hand und alles von Marco Maria Welter und Hildegard Balthun selbst ausgesucht. Das Paar stammt ursprünglich aus Neuss. Balthun kam bereits 1978 durch ihren ersten Ehemann, der beruflich im Außendienst arbeitete, nach Rödinghausen. Welter ist vor rund zehn Jahren in die Wiehengemeinde gezogen - für Hildegard Balthun. Die arbeitete zu der Zeit bereits in der Schatztruhe, damals noch unter einer anderen Inhaberin. Verkauf auf Kommissionsbasis 2015 übernahm Welter das Geschäft, das mittlerweile sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Während das Paar den Namen des Secondhand-Ladens behielt, änderten sie sein Erscheinungsbild. &bdquo;Wir haben die Wände gestrichen und alles bunter und freundlicher gemacht“, sagt Welter. &bdquo;Dann haben wir die Artikel nach Themen sortiert und den Laden liebevoll dekoriert“. Hildegard Balthun, die auch Kinderbuchautorin ist und bereits vier Bücher im Eigenverlag veröffentlicht hat, ist mittlerweile nur noch ehrenamtlich in der Schatztruhe tätig. Angestellte gibt es nicht. Deshalb steht Welter oft alleine hinter dem Verkaufstresen des Geschäfts - mit Zwergpudel Peggy. Die zweieinhalbjährige Hündin ist oft nachmittags mit dabei. Auch Welter betätigt sich nebenbei noch künstlerisch: Als Bildhauer fertigt er Stein- und Holzskulpturen an. In der Schatztruhe arbeitet der 60-Jährige auf Kommissionsbasis: Gemeinsam mit Leuten, die ihre Stücke bei ihm abgeben, vereinbart er einen Verkaufspreis. Nach Verkauf wird der Erlös 50/50 geteilt - eine Hälfte bekommen die Abgebenden, die andere bekommt Welter. Nichts landet im Müll Viele verzichten aber auch auf ihren Anteil, wie der Geschäftsführer sagt. Denen gehe es oft vielmehr darum, die Dinge vor dem Müll zu bewahren. Bei der Schatztruhe landet nichts in der Tonne. Artikel, die das Paar nicht verkauft, spenden sie an eine gemeinnützige Organisation in Rumänien. &bdquo;Oder die Kunden nehmen sie wieder zurück“, sagt Welter. Wichtig ist, dass die abzugebenden Stücke in einwandfreiem Zustand und sauber sein müssen. Vasen dürfen also beispielsweise keinen Sprung haben und Kleidung sollte nicht aufgetragen sein. Eine bestimmte Zielgruppe hat die Schatztruhe nicht. Mit ihren Zehntausenden Artikeln lockt sie ganz unterschiedliche Menschen an: Sammler, die auf der Suche nach Modellautos, Fingerhüten oder Eierbechern sind, aber auch Antiquitätenhändler, die hier die ein oder andere Rarität finden, gehören zur Kundschaft. Auch bei jungen Menschen beliebt Wie der Geschäftsführer berichtet, kommen auch viele junge Leute in die Schatztruhe - und werden fündig. &bdquo;Eine Zeit lang hat niemand Perlenketten gekauft, jetzt haben wir keine mehr“, sagt der 60-Jährige und lacht. Perlenketten liegen zurzeit vor allem bei jungen Männern im Trend. Ein echter Renner bei Kunden seien außerdem Vasen. Mehrere Regale stehen voll damit. &bdquo;Man hat zu Hause nie die richtige Vase für die Blümchen“, begründet Balthun die Popularität der Gefäße. Da es in der Schatztruhe viele Schnäppchen zu holen gibt - die Preise fangen bei 50 Cent an - gehören auch Menschen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben, zur regelmäßigen Kundschaft. &bdquo;Hier kriegt man eine Bluse für 6 Euro oder eine gute Jacke für 25 Euro“, sagt Welter. Viele der Kleidungsstücke in der Schatztruhe seien zudem ungetragen. Eine besondere Sammelleidenschaft Welter und Balthun, die jeweils Kinder aus erster Ehe haben, waren schon immer vom Secondhand-Konzept begeistert. &bdquo;Ich bin früher jeden Sonntag auf dem Trödel gewesen“, sagt Welter. Bereits zu Schulzeiten habe er sich auf dem Flohmarkt etwas Geld dazuverdient. Balthun hat darüber hinaus eine ganz eigene Sammelleidenschaft: &bdquo;Ich habe 394 Wandvasen zu Hause. Früher habe ich auf jedem Trödel danach gesucht, ich hatte einen richtigen Scannerblick“, sagt sie lachend. Und die 395. Vase ist bereits auf dem Weg - beim Gespräch über die Sammelleidenschaft wurde direkt die nächste bestellt. Trotz aller Trödel-Erfahrung entdeckt das Paar immer wieder neue Stücke, die sie nicht immer sofort identifizieren können. So ist es schon mal vorgekommen, dass sie ein antikes Porzellan-Bidet als Puppen-Badewanne etikettiert und verkauft haben. Bei der Erinnerung an die Verwechslung muss Welter noch heute herzhaft lachen. Öffnungszeiten Gekauft wurde das Stück von einem Antiquitätenhändler. &bdquo;Der hat uns dann gesagt, dass das keine Puppen-Badewanne ist“, erinnert sich Welter lachend. Für ihn ist das Bidet das außergewöhnlichste Stück, das er bisher in seinem Secondhand-Geschäft hatte. Die Schatztruhe in Rödinghausen hat mittwochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 14 Uhr. Sonntags bis dienstags gönnt sich das Paar eine Pause vom Geschäft.

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