Trauer um Modemacher und Kulturmäzen Ernst Leffers - ein Nachruf

Rödinghausen. Seine Leidenschaft galt viele Jahrzehnte seinem Modeunternehmen, im Ruhestand widmete er sich der Renovierung und Erhaltung des Gut Böckels in Rödinghausen. Nun ist Ernst Leffers am 4. April im Alter von 87 Jahren auf seinem Gut gestorben. Ernst Leffers, der 1932 in Delmenhorst geboren wurde, war langjähriger Chef der Bielefelder Leffers AG. 1960 stieg er in das Unternehmen ein, zuvor machte er eine kaufmännische und textilfachliche Ausbildung und studierte Volkswirtschaft in Köln, Bonn und Graz. Nur sechs Monate nach der Aufnahme seiner Tätigkeit bei Leffers übernahm er die Leitung des Bielefelder Modehauses. Leffers beschäftigte einst rund 2.000 Mitarbeiter Unter der Führung von Ernst Leffers expandierte das Unternehmen. 1970 gründete er die Leffers AG, im Jahr 1989 erfolgte dann der Verkauf der Mehrheitsanteile an die Schickedanz-Gruppe. &bdquo;Das Unternehmen wuchs unter seiner Regie zu einem Filialunternehmen mit hunderten Millionen Umsatz und knapp 2000 Mitarbeitern“, schreibt die Fachzeitschrift Textilwirtschaft in einem Nachruf auf den Unternehmer. Im Jahr 1996 fusionierten die Leffers AG und die Kölner Sinn AG – die ebenfalls zur Schickedanz-Gruppe gehörte – zur Fachhandelskette Sinn-Leffers. Ein Jahr später verabschiedete sich Ernst Leffers in den Ruhestand. Abseits des Modegeschäfts erfüllte sich Ernst Leffers mit dem Engagement auf Gut Böckel in Rödinghausen noch einmal einen Lebenstraum. Dort schuf er zusammen mit seiner Frau Freifrau Karen Elisabeth von Oeynhausen-Leffers eine besondere Kultureinrichtung, in der Theater- und Musikaufführungen sowie Lesungen stattfinden. Dazu gehört auch das bekannte Literaturfest &bdquo;Wege durch das Land“. Rundgang mit der Regierungspräsidentin Nach eigener Aussage forderte ihn diese Aufgabe ebenso sehr wie der Aufbau der Leffers AG. &bdquo;Die Gebäude waren sehr sanierungsbedürftig“, erzählte Ernst Leffers im Jahr 2007 während einer Führung über das Gelände mit der damaligen Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl. Bereits 1991 kaufte Leffers das Anwesen als landwirtschaftlichen Betrieb für seinen jüngsten Sohn Börries Freiherr von Oeynhausen-Leffers. Das Interesse soll zu Beginn nur den Ackerflächen und dem Wald, nicht aber dem großen Gebäude-Ensemble, das er dennoch mit übernehmen musste, gegolten haben. Auf den zweiten Blick entdeckte Ernst Leffers aber den Reiz der historischen Anlage und scheute weder Zeit noch Kosten, um mit Hilfe seiner Frau und der jüngsten Kinder aus dem Kleinod wieder das zu machen, was es einmal war: einen Ort der Kultur. Ernst Leffers erkannte die Bedeutung der Stätte, an der Rainer Maria Rilke schrieb, Martin Heidegger philosophierte und Bundespräsident Theodor Heuss seinerzeit Hertha Koenig, die Gutsherrin, Mäzenin und Schriftstellerin, besuchte. Gründung der Hertha-Koenig-Gesellschaft Dem Engagement von Ernst Leffers ist es zu verdanken, dass 1994 die Hertha Koenig-Gesellschaft gegründet wurde, um an eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen der 1920er Jahre zu erinnern, ihr literarisches Erbe zu verwalten und ihren literarischen Nachlass aufzuarbeiten. Er war es auch, der 2004 die Vergabe des alle zwei Jahre mit 5.000 Euro dotierten Hertha-Koenig Literaturpreis initiierte. Gewürdigt wird mit dem Preis eine deutschsprachige Gegenwartsautorin für ihr Lebenswerk oder einzelne herausragende Veröffentlichungen im Bereich Prosa oder Lyrik. Die erste Preisverleihung fand im Oktober 2004 anlässlich des 120. Geburtstages Hertha Koenigs und des zehnjährigen Bestehens der Gesellschaft statt. Letzter Preisträger im Jahr 2017 war Nino Haratischwili. Offensichtlich vor dem Hintergrund der Ausbreitung des Coronavirus und den damit verbundenen erheblichen Teilnahmeeinschränkungen bei Beerdigungen findet die offizielle Trauerfeier für Ernst Leffers laut der offiziellen Traueranzeige erst im Herbst statt – am Samstag, 17. Oktober, um 12 Uhr in der Kirche von Rödinghausen-Bieren.

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