Federn, Farben, Faszination: Verbandsschau der Rassegeflügelzüchter im Kreis Herford

Rödinghausen/Kreis Herford. Ein sanftes Gurren, ein leises Glucksen, dann kräht ein Hahn so kräftig, dass sich einige Besucher erschrocken umdrehen. In der Sporthalle der Gesamtschule Rödinghausen ist an diesem Wochenende alles anders: Statt Sportgeräten füllen Reihen von Käfigen die Halle, und in jedem davon steckt ein kleines Wunder aus Federn, Farben und Formen. Die Rassegeflügelzüchter des Kreisverbandes Herford haben eingeladen – zur großen Kreisverbandsschau. Und die Resonanz ist beeindruckend: 650 Tiere, 40 verschiedene Rassen und dazu gleich zwei besondere Schauen, die angeschlossen sind – die Kreisverbandsjugendschau und die Hauptsonderschau der Zwerg Plymouth Rocks. &bdquo;So viel Vielfalt sieht man nicht alle Tage“, sagt Klaus Reichel, der erfahrene Ausstellungsleiter, während er durch die Gänge geht. &bdquo;57 Züchter haben in diesem Jahr ihre Tiere gemeldet“, erzählt Reichel, &bdquo;vom deutschen Reichshuhn über die Ägyptischen Segler bis zur Zwergente ist hier alles vertreten.“ Der Kreisverband der Rassegeflügelzüchter Herford zählt derzeit über 800 Mitglieder und die Begeisterung scheint ungebrochen. Besonders beliebt sind nach wie vor die Deutschen Zwergwyandotten – &bdquo;Es sind ruhige, zutrauliche Tiere, die nicht nur Züchtern, sondern auch Familien Freude machen“, berichtet Klaus Reichel. Doch Hühner sind längst nicht alles. Auch Zwergenten und Tauben sind zu sehen – in beeindruckender Vielfalt. &bdquo;Die Ägyptischen Segler und die Deutschen Modeneser sind aktuell sehr beliebt“, schwärmt Reichel. Eine Rasse ist schön und nützlich zugleich Besonderes Augenmerk gilt in diesem Jahr den Zwerg Plymouth Rocks, einer ursprünglich amerikanischen Rasse, die als echte Zweinutzungsrasse gilt – schön und nützlich zugleich.“ Etwa 160 Eier legt eine Henne im Jahr. Das ist für eine Zwergrasse eine beachtliche Legeleistung“, weiß der erste Vorsitzende des SV der Zwerg Plymouth Rocks, Holger Stern, zu berichten. Das beste Tier der Sonderschau stammt aus der Zuchtgemeinschaft von Jörg und Daniel Richter aus Zwönitz. Sein Hahn wurde mit der VZV-Medaille ausgezeichnet – der höchsten Ehre, die der Verband vergibt. &bdquo;So ein Tier hat man nicht jedes Jahr“, lobt der Ausstellungsleiter. Der kleine Hahn plustert sich auf, als hätte er verstanden, dass gerade über ihn gesprochen wird. Zwischen den erfahrenen Züchtern fällt ein besonders junger Teilnehmer auf: Theo Rahe sieben Jahre alt, aus Kirchlengern. Er erzählt mit leuchtenden Augen von seinen Hühnern. &bdquo;Ich züchte Vorwerkhühner“, sagt er. &bdquo;Eine Vorwerkhenne legt ca 180 Eier im Jahr und ein Vorwerkhahn wiegt zwischen 3,5 und 4 Kilogramm.“ Sein ganzer Stolz: Ein Vorwerkhuhn mit goldschwarzem Gefieder, das ihm bei der Jugendschau den Landesverbands-Ehrenpreis eingebracht hat. Neben ihm lächelt seine Mutter Anja Müller, Jugendleiterin des Vereins. Sie freut sich über den Nachwuchs: &bdquo;Wir haben 93 Jugendliche im Verein – und 758 Senioren. Die Mischung stimmt. Wir wollen den Kindern zeigen, dass Tierzucht mehr ist als Pokale und Preise. Es geht um Verantwortung und Respekt vor dem Lebewesen.“ Eine weitere Jungzüchterin, Dana Mertens (13 Jahre) aus Bad Driburg, züchtet seit einem Jahr die Zwerg Plymouth Rocks.“ Es war meine erste Sonderschau. Meine Tiere sind sehr gut bewertet worden.“ Leidenschaft, die Generationen verbindet Doch die Schau ist nicht nur eine Leistungsschau, sondern auch ein Mahnmal für das Bewahren alter Rassen. Einige der Tiere, die in Rödinghausen zu sehen sind, gehören zu den gefährdeten, oder unter Beobachtung stehenden Haus- und Nutztierrassen: unter anderem das Vorwerkhuhn und besonders die Zwerg-Minorka, die als &bdquo;extrem gefährdet“ gilt.&bdquo;Das ist gelebter Artenschutz“, sagt Reichel. &bdquo;Unsere Züchter erhalten, was sonst verloren ginge. Jede Rasse erzählt ein Stück Geschichte.“ Was bleibt, wenn die Preise verteilt und die Käfige wieder abgebaut sind? Vielleicht das, was diese Schau wirklich ausmacht: die Leidenschaft für ein Hobby, das Generationen verbindet. Während draußen die Herbstsonne über Rödinghausen steht, packen die Züchter langsam und vorsichtig ihre Tiere ein. Federn wirbeln durch die Luft. Ein Wochenende voller Leben, voller Lachen – und voller Liebe zum Tier geht zu Ende.

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