Krisen, Lügen, Fluchtgedanken: Kuriositäten aus Löhnes Städtepartnerschaften

Löhne. Vor zwei Jahren feierten sie noch &bdquo;Goldene Hochzeit“, jetzt steht ihre Ehe plötzlich vor dem Aus. Nach 52 Jahren Partnerschaft mit Löhne hat die österreichische Stadtgemeinde Spittal an der Drau die Scheidungspapiere eingereicht und möchte künftig getrennte Wege gehen. Ein Novum in der Historie der Werrestadt, sicherlich. Allerdings hat Löhne in der Vergangenheit schon so manche Beziehungskrise überstehen müssen. Mal ernster, mal kurioser Natur. Ein Überblick über die offiziellen Verbindungen und ihre Höhen und Tiefen. Spittal an der Drau (Österreich) Lange ist es her, dass sich die Werrestadt fest gebunden hat. Im Jahr 1973 besiegelte Löhne die einzige offizielle Städtepartnerschaft mit Spittal. Was aus dem Wunsch nach europäischem Zusammenwachsen und aus der in beiden Orten prägnanten Eisenbahn-Historie erwuchs, entpuppte sich bald als glückliche Liaison. Nahezu jährlich wurden Schülerpraktikanten ausgetauscht, gigantische Weihnachtsbäume auf Reisen über die Alpen geschickt, gemeinsame Feste gefeiert. Lesen Sie auch: Kaum angekommen sind drei Praktikanten aus der Partnerstadt Spittal wieder zurückgefahren 2015 aber fiel ein kleiner Schatten auf die traute Zweisamkeit: Drei Spittaler Praktikanten, die eigentlich für vier Wochen in Löhne weilen sollten, rissen aus und flüchteten Hals über Kopf in die Heimat. Nicht einmal fünf Tage hatten sie es in der Partnerstadt ausgehalten, bevor sie durchbrannten. Die Lehre aus der damaligen Untreue? &bdquo;Wir müssen uns noch mehr anstrengen“, so der damalige Spittaler Bürgermeister Gerhard Pirih (SPÖ). Der Vorsatz hielt zumindest einige Jahre, erst mit der Coronapandemie wurden die gegenseitigen Besuche weniger – bis vor wenigen Wochen der Trennungswunsch verkündet wurde. Columbus (USA) .responsive23-XbfMU61hBGxYKurR-map-loehnes-staedtepartnerschaften { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XbfMU61hBGxYKurR-map-loehnes-staedtepartnerschaften { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XbfMU61hBGxYKurR-map-loehnes-staedtepartnerschaften { padding-top: 142.86%; } } Anfang der 90er Jahre suchte die Werrestadt ihr Liebesglück auf der anderen Seite des großen Teichs. In Columbus im US-amerikanischen Bundesstaat Indiana hatte wenige Jahre zuvor der pensionierte Löhner Postbeamte Hans-Günter Lichte entdeckt, dass Verwandte seiner Frau auf dem Friedhof in Columbus bestattet wurden. Schnell fanden sich weitere Verbindungen zwischen den Orten. Etliche Bürger von Columbus reisten daraufhin nach Deutschland, um mehr über ihren Stammbaum zu erfahren. 1993 kam es zum ersten Schüleraustausch zwischen Löhne und Columbus – der Grundstein für ein Techtelmechtel war gelegt und führte zu weiteren gegenseitigen Besuchen. Auch interessant: Ein Hauch von Löhne im Weißen Haus Geschenke als gegenseitiger Liebesbeweis durften dabei natürlich nicht fehlen. Wobei es der Partner aus Übersee mit der Treue offenbar nicht allzu ernst nahm: Statt Blumen und Pralinen überreichte eine US-amerikanische Delegation einst ein historisches Wappen, das seither den Löhner Ratssaal ziert – und sich im Jahr 2018 als unauthentisch entpuppte. Tatsächlich nämlich hat die Stadt Columbus nach eigenen Angaben gar kein historisches Wappen, sondern führt lediglich ein modernes Logo, das ein grünes C in einem blauen Quadrat zeigt. Das überreichte Schild zeigt derweil die Symbolik des spanischen Gebietes Kastilien Leon. Unter dessen Flagge war einst Christoph Kolumbus nach Amerika gesegelt – und zum Namensgeber der Stadt Columbus geworden. Condega (Nicaragua) Schöne Augen machte Löhne auch einem weiteren Partner auf dem neuen Kontinent. Nachdem bereits 1988 der Condega-Verein gegründet wurde, der den gleichnamigen Ort in Nicaragua mit Entwicklungsprojekten unterstützt, besiegelte man im Jahr 1994 eine Städtefreundschaft. Mehr war zu diesem Zeitpunkt nicht drin, schließlich war Condega längst beim Kreis Herford offiziell in festen Händen. Noch heute wird diese Partnerschaft vor allem von Löhne aus gepflegt, unter anderem durch wiederkehrende Bürgerreisen und finanzielle Unterstützung. Auch interessant: Darum stellt Löhne überraschend die Hilfe für Condegas Straßenkinder ein Doch selbst in den besten Ehen können Geldangelegenheiten mitunter zu handfesten Krisen führen. Wiederkehrende Debatten um Geldüberweisungen sind daher auch in Löhne so sicher wie das Amen in der Kirche – und hätten vor einigen Jahren beinahe zu einem Aus der Partnerschaft geführt. 2019 hatte es erstmals eine politische Mehrheit gegen eine finanzielle Unterstützung gegeben, in Nicaragua wurde das mit Enttäuschung registriert. Zwar wurde der Beschluss wenige Monate später revidiert. Mit Blick auf die politischen Verhältnisse im lateinamerikanischen Land aber reißt die Kritik am Partner seither nicht ab. Mielec (Polen) Die jüngste Beziehung Löhnes entstand 2002 – auf Initiative des Ehepaares Henryk und Renata Bury. Die Unternehmer entwickeln in Löhne Freisprecheinrichtungen, die sie in ihrem Werk im polnischen Mielec produzieren lassen. Weil sie sich in beiden Orten heimisch fühlen, brachten sie die Idee einer Städtepartnerschaft aufs Tableau, der Rat der Stadt aber ließ sich nur auf eine Städtefreundschaft ein. Lesen Sie auch: LGBT-Diskriminierung? Löhnes Partnerstadt nicht mehr im &bdquo;Atlas des Hasses“ 2020 wäre es beinahe vorbei gewesen mit der Romantik. Fast schon über Nacht geriet Mielec in Verdacht, eine Agenda gegen unliebsame sexuelle Orientierungen zu verfolgen. Im Zuge einer Kampagne hatten sich Städte und Regionen in ganz Polen reihenweise zu &bdquo;LGBT-freien Zonen“ erklärt, in der Folge kam es immer wieder zu Repressionen und gewalttätigen Übergriffen. In einer von Aktivisten veröffentlichten Karte war auch Mielec als solche Zone markiert worden, was in Löhne mit reichlich Argwohn betrachtet wurde und die Liebesbeziehung auf eine harte Probe stellte. Erst später stellte sich heraus, dass es sich um ein Missverständnis handelte: Die LGBT-feindliche Resolution hatte lediglich der gleichnamige Landkreis, nicht aber die Stadt Mielec unterzeichnet. Einer glücklichen Zweisamkeit mit Löhne steht seither nichts mehr im Weg.

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