Vor 50 Jahren: Weltpolitik sitzt auf Löhner Stühlen

Löhne. Im April 1975 sind die Themen, mit denen sich Löhne beschäftigt, äußerst vielfältig. Die Neue Westfälische hat ins Archiv geschaut und die wichtigsten Ereignisse zusammengetragen. Ein örtliches Unternehmen verkauft Bürostühle in die ganze Welt, in Obernbeck wird am Hochwasserschutz der Werre getüftelt, der Streit um Bebauungsplan Nr. 111 findet ein vorläufiges Ende und ein weiteres örtliches Unternehmen wird beauftragt, das Dach der Bundesgartenschau zu entwerfen. Löhner Chefsessel Mit dem &bdquo;BSW 30“ ist einem Löhner Unternehmen ein wahrer Verkaufsschlager auf einer Messe in Hannover 1974 gelungen. Das auch &bdquo;Chefsessel“ genannte Sitzmöbel wird von &bdquo;Westaro-Möbel“ vollständig in Löhne konstruiert und montiert. Seither hat der Sessel mit verstell- und abschraubbaren Armlehnen, automatischer Höheneinstellung sowie einem Kunstlederbezug für zahlreiche Anfragen aus dem Ausland gesorgt, sodass schon einige wichtige Personen auf den Sesseln gesessen haben dürften. Bestellungen seien demnach aus Kuwait, Libyen, Syrien, Luxemburg und den Niederlanden eingetroffen, zusätzlich habe das Bundesarbeitsministerium Bestellungen aufgegeben. Außerdem habe dem Geschäftsführer zufolge sogar ein Unternehmen aus Japan Interesse angezeigt. Allerdings sei das Familienunternehmen gar nicht auf so große Nachfrage aus dem Ausland vorbereitet. Eine Vergrößerung des Unternehmens sei in Planung, der Geschäftsführer verweist aber auf die Solidität. Das Löhner Familienunternehmen existiert heute noch und produziert nach wie vor hochwertige Bürostühle in Handarbeit. Lesen Sie auch: Zeitreise nach Löhne 1975: Spannende Geschichten aus der Stadtgeschichte Hochwasserschutz Seit mehr als zehn Jahren liegen die Planungen für eine Staustufe oberhalb der Fünf-Pfennigs-Brücke an der Werre schon in den Schubladen, als das Projekt im April 1975 wieder herausgekramt wird. Organisatorische und finanzielle Gründe haben eine vorherige Umsetzung verhindert. Der Werre-Wasser-Verband beschließt, mehr als 1,2 Millionen Mark aufzuwenden, um ein Rückhaltebecken oberhalb der Brücke zu schaffen. Alle 15 bis 20 Jahre wird damit gerechnet, dass es vollläuft. Die Fünf-Pfennigs-Brücke ist mittlerweile nicht mehr vorhanden, dort verläuft jetzt die Schützenstraße mit dem Werrewehr. Das Thema Hochwasser spielt heute erneut eine Rolle. So gibt es in Löhne seit 2022 ein Handlungskonzept für Starkregen. Erst Weihnachten 2023 ist es zum ersten Mal in der Geschichte des Werrewehrs zu seiner Schließung gekommen. Außerdem sollen Bebauungspläne mit Blick auf Gefahren durch Hochwasser aufgestellt werden. Bebauungsplan Nr. 111 Um einen Bebauungsplan aus der damaligen Zeit geht es derweil in Melbergen. Weiterhin treibt der Grenzsstreit zwischen Löhne und Bad Oeynhausen sein Unwesen. Begonnen hat das Ganze damit, dass die Kurstadt bei seiner Gründung im Jahr 1973 einen Teil Gohfelds zugeschlagen bekommen hat, also Löhner Stadtgebiet. Eigentlich hatte die Kurstadt sich auch noch Melbergen einverleiben wollen, wogegen die Löhner protestierten. Entsprechend groß war die Abneigung, als Pläne vorgelegt wurden, die mehrstöckige Sanatoriumsbauten an der Stadtgrenze zu Bad Oeynhausen vorsahen, dort wo heute die Berolina-Klinik ist. Schon im März 1975 mehrten sich allerdings Stimmen, die das Projekt in einem positiveren Licht sahen. Lesen Sie auch: Großbrand mit giftigen Folgen erschüttert die noch junge Stadt Löhne Nun, einen Monat später, berichtet die NW, dass nach es einer zweiten Korrektur laut Stadtdirektor Karl Heinz Gaul keine Beanstandungen von den Bewohnern mehr gebe. Statt sieben sind nun nur sechs Stockwerke geplant, der Mindestabstand zu den Siedlungen ist erhöht worden und die Parkplätze sind weiter nach Süden verlegt worden. So seien dem neuen Plan nach drei Kurheime, eine kardiologische und eine neurologische Klinik mit Sanatoriumsbetrieb, ein dreigeschossiges Kurhotel und eine Heizungsanlage sowie gegebenenfalls ein Kinderhort angedacht. Zur Abgrenzung von den Häusern am Osterbachweg ist eine grüne Wallanlage geplant. Einen endgültigen Beschluss aber gibt es auch im April nicht. Dachentwurf für Gartenschau Die Firma Poppensieker zog in den Jahren vor 1975 viel Aufmerksamkeit auf sich. Das liegt unter anderem an einer Radrennbahn sowie der eigenartig konstruierten Tribüne des Reitsportzentrums bei den Olympiabauten in München. Die Holzleimbauten brachten das Unternehmen ins Gespräch, das dann mit dem Bau der Nürnberger Messehallen für Beifall und fachmännische Anerkennung sorgte. Im April 1975 ist die Firma wieder im Rampenlicht, diesmal wegen ihrer Konstruktion der weltweit größten hölzernen Gitterschale, die das Dach der Bundesgartenschau in Mannheim bildet. Für die Konstruktion kamen auf einer Fläche von rund 7.400 Quadratmetern etwa 72.000 laufende Meter Latten, 120 Kubikmeter verleimte Träger, 30 Kubikmeter verleimtes Sperrholz, 38.000 Schrauben und 160.000 Tellerfedern zum Einsatz. Der Holzverbrauch sei mit 70 Dachstühlen normaler Einfamilienhäuser zu vergleichen, heißt es in der NW. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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