Zeitreise nach Löhne 1975: Spannende Geschichten aus der Stadtgeschichte

Löhne. Im Februar 1975 gibt es in Löhne einige Probleme, aber auch Hoffnung für die Zukunft. Die Neue Westfälische hat ins Archiv geschaut und die wichtigsten Ereignisse zusammengetragen. Dazu gehört die Einweihung des neuen Schullandheims auf Wangerooge, das bis heute für Fahrten genutzt wird, die Hoffnung, dass Löhne eine Universitätsstadt werden könnte sowie viel Kritik an dem Bebauungsplan 111 und einer Feuerwache, die sich nach nur zwei Jahren als Fehlplanung entpuppt. Schullandheim Die meisten Schülerinnen und Schülern, die in Löhne auf weiterführenden Schulen gelernt haben, dürften es kennen: das Bünder Schullandheim. Dass es ganze Generationen an Schülern prägt, liegt daran, dass das Gebäude auf Wangerooge im Februar 1975 feierlich eingeweiht worden ist. Die zur Zeit ihrer Erbauung eine der größten Einrichtungen ihrer Art in der Bundesrepublik hat mehr als zwei Millionen Mark gekostet. Die Einweihung hat mit Delegationen aus Bünde, Löhne und Lemgo stattgefunden. Heute gehört das Städtische Gymnasium zu einer der Schulen, die jährlich eine Klassenfahrt auf die Insel veranstaltet und dabei selbstverständlich im Schullandheim residiert. Immerhin hat sich die Stadt Löhne mit 230.000 Mark am Bau beteiligt. Zum Konzept gehört übrigens auch Unterricht, der lässt sich in der Nähe von Strand und Meer allerdings deutlich besser ertragen. Universitätsstadt Die Mini-Universitätsstadt Löhne - was heute klingt wie ein Märchen, ist 1975 eine ernsthafte Option gewesen. Denn im Februar des Jahres sucht die Fernuniversität in Hagen insgesamt acht Außenstellen. Der FDP-Bezirksvorsitzende Jürgen Hinrich wird, nachdem seine Löhner Kollegen ihm den Hinweis gaben, beim Wissenschaftsministerium vorstellig und erreicht, dass das Technisch-Wirtschaftliche-Institut im Haus Gohfeld ins Auswahlverfahren aufgenommen wird. Im Anschluss beschäftigt sich die FDP weiter mit dem Standort und stellt heraus, dass das Haus bereits alle Voraussetzungen besitze, die für eine Universitätsaußenstelle nötig seien. So gebe es neben Tagungsräumen und Appartements für Lehrkräfte vor allem auch jahrelange Erfahrung im Gebiet der Wirtschaftswissenschaften. Trotz dieser aussichtsreichen Voraussetzungen ist aus dem Vorhaben nichts geworden und Löhne ist heute keine Mini-Universitätsstadt. Pläne für &bdquo;Ratio“ Erfolgreicher verläuft dagegen der Plan, den Großmarkt &bdquo;Ratio“ in Löhne anzusiedeln. Dieser soll das stillgelegte Fabrikgebäude von &bdquo;Exzellent“ an der Koblenzer Straße übernehmen, nachdem die Firma in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist. Schließlich ist das Gebäude erst wenige Jahre alt und daher in einem guten Zustand. Außerdem ist der Standort in Gohfeld aufgrund seiner Nähe zur Autobahn ideal, um auch Kunden aus dem Umland anzulocken. Die Spitze der Stadtverwaltung sorgt sich allerdings um die Innenstadt und eine mögliche Kundenabwanderung. Lesen Sie auch: Großbrand mit giftigen Folgen erschüttert die noch junge Stadt Löhne Interesse am Standort gibt es derweil nicht nur von &bdquo;Ratio“ aus Münster, sondern auch von anderen Unternehmen in der Branche sowie Kaufhäusern. Der Münsteraner Großmarkt stellt in Aussicht 175 bis 225 Arbeitsplätze zu schaffen und diese zu 75 Prozent mit heimischen Kräften zu besetzen. Ende der 1970er ist es dann auch so weit und &bdquo;Ratio“ eröffnet und prägt den Löhner Einzelhandel eine lange Zeit. 2011 wird der Löhner Standort von der Unternehmensgruppe Famila übernommen, weil das Kartellamt Bedenken bezüglich einer Übernahme aller Märkte durch die Edeka äußerte. Nur zwei Jahre später schließt die Ratio-Filiale, da Umbaupläne nicht bewilligt worden sind. Der Baumarkt Globus hat das Gebäude 2021 dann abgerissen und 2023 mit einem Neubau an der Stelle eröffnet. Bebauungsplan 111 In Melbergen ist im Februar 1975 weiterhin der Grenzstreit mit der Nachbarstadt Bad Oeynhausen ein Thema. Zwar besteht nicht mehr die Sorge, dass sich die Kurstadt Melbergen einverleibt. Dafür aber, dass Löhne Baufläche für neue Sanatoriumsbauten wird. Im Vormonat hatten sich Vertreter aller Fraktionen einig gegen Sanatoriumsbauten geäußert. Wilhelm F. Hanke von der SPD bekräftigt erneut: &bdquo;Löhne ist nicht daran interessiert, Kurstadt zu werden. Es hat sich vielmehr zu einer bisher hoffnungsvollen Entwicklung zu einer mittleren Industriestadt entschieden.“ An der Stelle stellt sich natürlich die Frage, warum es dann überhaupt einen Bebauungsplan gibt, der auf einem Areal zwischen Koblenzer Straße, Osterbachweg, Südbahn und Bültestraße ein Kurheim, ein siebengeschossiges Sanatorium mit bis zu 600 Betten, ein Kesselhaus und Garagen und Einstellplätze für bis zu 500 Autos vorsieht. Schließlich ist selbst Bad Oeynhausen gegen das Projekt. Verursacher des Unmuts ist der Detmolder Regierungspräsident, der darum bat, das Sondergebiet auszuweisen. Lesen Sie auch: Vor 50 Jahren beschäftigte ein Zugunglück ganz Löhne Für die Siedler der 1971 entstandenen 18 Reihenhäuser ist das kein Trost. Sie fürchten &bdquo;keinen Sonnenstrahl mehr“ zu bekommen, so Günter Siems, Sprecher einer Interessensgemeinschaft, die sich betroffen fühlt. Aus dem Widerstand wird schließlich nichts. Heute steht auf dem Gebiet des Bebauungsplans unter anderem die Berolina-Klinik, die zu den 20 besten Rehakliniken im Bereich der Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland zählt. Fehlplanung Feuerwache Die Werrestadt und ihre hauptamtliche Feuerwehrwache sind jahrzehntelang ein Dauerthema gewesen. Pläne für einen Neubau hat es seit Ende der 1970er gegeben, erst 2006 ist der Neubau nach Finanzierungsproblemen Realität geworden. Dabei ist das Problem mit dem alten Standort am Markt schon im Februar 1975 offensichtlich gewesen. Zu dieser Zeit ist die Wache noch ziemlich neu und erst vor zwei Jahren ihrer Bestimmung übergeben worden. Vorausgegangen sind zahlreiche Warnungen über den Standort. Fachleute und Bürger haben die Fehlplanung erkannt, das städtische Planungsamt und der Stadtrat ignorierten das und beschlossen den Bau am Markt im Löhner Stadtzentrum. Da, wo heute die Löschgruppe Löhne-Bahnhof ist, steht die Wache nicht gut, sind sich viele sicher. Und nachdem die Stadt zuvor jede Warnung ignoriert hat, scheint diese Erkenntnis sich langsam auch im Rathaus zu verbreiten. Die verkehrstechnisch ungünstige Lage ist dabei das größte Problem, inmitten einer verbauten Innenstadt bleiben auch Feuerwehrfahrzeuge leicht im Verkehr stecken. Ein amtlicher Hinweis legt nun einen Standortwechsel nahe, die teure Fehlplanung ist aber schon gebaut. Immerhin zieht die Löschgruppe Löhne-Bahnhof knapp 30 Jahre später ins Gebäude, als die neue hauptamtliche Feuerwache endlich eingeweiht worden ist. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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