„Die Stadt lag im Dampf“: Löhnerin erinnert sich an den Bombenangriff vor 80 Jahren

Löhne. Der Bahnhof zerstört, die Mahnener Kirche in Flammen und zahlreiche Tote: Der Bombenangriff auf Löhne vor 80 Jahren ist verheerend gewesen. Am 14. März hat die Neue Westfälische anlässlich des Jahrestags einen Artikel veröffentlicht, der sich mit den historischen Aufzeichnungen sowie einigen Augenzeugenberichten beschäftigt hat. Daraufhin haben sich Leserinnen und Leser bei der NW gemeldet, die weitere Aufzeichnungen von Zeitzeugen haben oder selber welche sind. Hildegard Freitag Als der Bombenhagel auf Löhne losgeht, ist Hildegard Freitag gerade erst 16 Jahre alt. &bdquo;In Löhne war es gefährlich. Es kamen immer Tiefflieger“, erinnert sich Freitag in Aufzeichnungen, die Tochter und Schwiegersohn Rita und Uwe Neuhaus nach ihrem Tod mit 96 Jahren im Februar gefunden haben. Das interaktive Erinnerungsbuch sei ihrer Mutter von der jüngsten Enkelin geschenkt worden, sagt Rita Neuhaus, die zudem verrät: &bdquo;Sie hat immer viel aus ihrem Leben erzählt, aber dass sie tatsächlich begonnen hat, Erinnerungen in dem Buch aufzuschreiben, hat sie niemandem erzählt.“ Zu der Zeit des Bombenangriffs muss Hildegard Freitag noch ihr Pflichtjahr absolvieren. Das macht sie bei einer Fleischerei in Bahnhofsnähe. Als der Angriff startet, steht sie mit einer Haushaltsgehilfin und den Schlachtergesellen draußen. Statt wie üblich bei Fliegeralarm in den Keller zu flüchten, steigt sie mit der Haushaltsgehilfin aufs Fahrrad. Sie radelt um ihr Leben. Lesen Sie auch: Bombenhagel vor 80 Jahren - Der Luftangriff, der Löhne in Trümmer legte Sie kommen bis zu Wortmann, dort wo heute das Pflegeheim an der Werre steht. &bdquo;Da fielen schon die Bomben“, so die Aufzeichnungen. Sie wollte unbedingt nach Hause, das sei aber nicht gegangen: &bdquo;Überall fielen Bomben und es brannte.“ Ein paar Häuser weiter findet sie Unterschlupf in einem Keller. &bdquo;Ich dachte, jeden Augenblick würde die Kellerdecke über mir zusammenbrechen. Dann war Pause.“ Trotz Brandbomben auf der Straße fährt sie weiter nach Hause. &bdquo;Bei uns standen Mutter und Nachbarn auf der Straße“, erinnert sich Freitag. Ihre Mutter freut sich, sie wieder zu sehen. Kurz darauf startet der Angriff wieder: &bdquo;14 Pflichtjahrmädchen sind umgekommen.“ Im Anschluss geht sie mit ihrer Familie auf die Suche nach ihrem Onkel, der am Bahnhof arbeitet: &bdquo;Er lebte und kam uns entgegen, mit einem einzelnen Fahrradreifen.“ Dieses Ereignis habe ihre Mutter geprägt, ist sich Rita Neuhaus sicher. Sie habe viel mit Ängsten zu kämpfen gehabt, aber auch stets von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Ebenso sei sie kommunalpolitisch sehr interessiert gewesen, sagt Uwe Neuhaus, und habe bis zuletzt auch gute Erinnerungen gehabt. Hilde Möller Mit nur sechs Jahren hat Hilde Möller an der Werster Straße den Angriff auf den Bahnhof in Löhne miterlebt. &bdquo;Es war schönes Wetter, der Angriff kam vollkommen überraschend“, erinnert sie sich. Als der Voralarm startet, gehen alle Bewohner des Hauses in den Keller. Möller und ihre Schwester klammern sich eng an ihre Mutter. &bdquo;Das ist sehr laut gewesen, wir hatten furchtbare Angst“, erklärt sie. Doch erst mal sei alles gut gegangen, nach der ersten Angriffswelle habe es ein Gefühl Erleichterung gegeben. Als die Flieger dann jedoch erneut Bomben abwerfen, geht es wieder in den Keller. &bdquo;Nach der zweiten Angriffswelle konnte ich über die Felder schauen, Löhne lag in Dampf.“ Ihre Mutter fährt daraufhin mit Fahrrad zu ihren Großeltern, die in der Nähe der Königstraße wohnen. Lesen Sie auch: So können Herforder die Rolle ihrer Ahnen im Dritten Reich erforschen Bis zum späten Abend ist ihre Mutter weg, hilft in dieser Zeit, die Großeltern zu retten. Eine Bombe ist in deren Haus eingeschlagen, sodass der Kellerausgang verschüttet war. Gemeinsam mit den Nachbarn werden die Großeltern herausgezogen, der Großvater kann durch eine Verletzung am Bein nicht mehr richtig gehen. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar, und die Großeltern finden bei Verwandten Unterschlupf. Die Tage und Wochen nach dem Angriff habe es unter den Löhnerinnen und Löhner viel Gemeinschaft gegeben, berichtet Hilde Möller. Vor allem die Frauen hätten viel geleistet, da ihre Männer im Krieg waren. Alle Aufgaben des täglichen Lebens seien somit an ihnen hängen geblieben. Gemeinsam hätten sie aber versucht, Häuser wieder aufzubauen. So auch das Haus von Hilde Möllers Großeltern. Nichtsdestotrotz könne sie sich noch daran erinnern, dass lange Zeit Trümmerlöcher und Blindgänger die Landschaft bestimmt hätten. Geprägt habe sie der Angriff schon, allerdings sei sie damit zurechtgekommen. Andere hingegen hätten bis heute mit Ängsten und Folgen der Schrecken zu kämpfen. Und während es in Löhne zu nur einem verheerenden Angriff kam, sagt Hilde Möller: &bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, wie schlimm das heute zum Beispiel in der Ukraine sein muss.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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