Großbrand mit giftigen Folgen erschüttert die noch junge Stadt Löhne

Löhne. Im Januar 1975 ist in Löhne einiges passiert, die Neue Westfälische hat ins Archiv geschaut und die wichtigsten Ereignisse zusammengetragen. Ein Brand hätte fast die Villa Meyer, in der sich heute das Standesamt befindet, zerstört. Außerdem: Die Planungen für eine Stadthalle nehmen langsam Form an und Grenzstreitigkeiten mit Bad Oeynhausen belasten die Beziehungen der beiden Nachbarstädte. Großbrand in der Zigarrenfabrik Meyer Direkt zu Jahresbeginn wird Löhne mit einem Großbrand in der damaligen Zigarrenfabrik Meyer konfrontiert. Am Abend des 4. Januars brennt es an der Oeynhausener Straße gegenüber vom Rathaus und neben der Villa Meyer, die heute als Standesamt dient. Die Fabrik gilt zwar schon länger als abbruchreif, in der Villa Meyer, die vom Feuer bedroht wird, feiern aber noch Gäste der Diskothek &bdquo;Casino Royal“. Und die lassen sich von so einem einfachen Großbrand natürlich nicht beirren, weshalb &bdquo;trotz des Brandes in unmittelbarer Nähe weitergefeiert und -gezecht wurde“, heißt es im Nachbericht der Neuen Westfälischen. Die 120 Feuerwehrleute haben das Feuer aber auch schnell in den Griff bekommen. Die Schäden waren nicht so groß, sollte die alte Fabrik doch ohnehin abgerissen werden. Einige Tage später fallen bei den Abrissarbeiten allerdings Giftfässer auf. Die mit einem Totenkopf versehenen Metallfässer werden umgehend in Bielefeld analysiert. Die Feuerwehr bewacht die Fässer, während die Frage aufkommt, warum diese dort überhaupt lagern. Sie würden mit 100 Kilogramm Natriumcyanid &bdquo;zur Tötung der gesamten Löhner Einwohnerschaft (39.000 Menschen) ausreichen“, heißt es im Bericht. Lesen Sie auch: Vor 50 Jahren beschäftigte ein Zugunglück ganz Löhne Ein zurate gezogener Chemiker hat zwar keine Antwort diese Frage, dafür kann er bestätigen, dass in den Fässern tatsächlich hochgiftiges Natriumcyanid lagert, das als Natriumsalz der Blausäure bekannt ist. Die Giftfässer sollen nach Bielefeld gebracht und dort unschädlich gemacht werden. Derweil ergeben Nachforschungen der Neuen Westfälischen, dass die Chemikalien wahrscheinlich Hinterlassenschaften der &bdquo;Westdeutschen Füllfederhalterfabrik Hermann F. Bachmann“ sind. Diese Firma befand sich bis 1964 in der Fabrik, ging dann allerdings Pleite. Vorher hatte ein benachbarter Landwirt jedoch schon mit den giftigen Chemikalien zu tun. Um 1960 herum starben nämlich drei seiner Kühe ohne erkennbare Gründe. Nach Analyse der Kadaver stellte sich heraus, dass die Kühe Wasser aus dem Mühlenbach getrunken hatten, das mit Natriumcyanid verseucht war. Im Anschluss musste die Firma dem Bauer Schadensersatz zahlen. Ein Slogan für Löhne 1975 ist Löhne noch eine recht junge Stadt gewesen. Erst sechs Jahre zuvor ist sie durch die nordrhein-westfälische Gemeindereform zu einer Stadt geworden. Dementsprechend hat sich die Politik damals noch mit grundlegenden Themen beschäftigt, zum Beispiel einen Slogan. Für einen Werbeprospekt bittet Stadtdirektor Karl-Heinz Gaul um Vorschläge aus der Bevölkerung, obwohl ein Bad Oeynhausener mit dem Vorschlag &bdquo;Löhne lohnt’s“ bereits auf viel Zuspruch gestoßen ist. In Herford hat man sich derweil auf &bdquo;Herford hat’s“ und in Münster auf &bdquo;Münster macht’s“ geeinigt, beide sind mittlerweile geändert worden. Löhne kommt hingegen bis heute ohne Slogan aus. Planungen für die Stadthalle Ein anderes wichtiges Thema in den Anfangsjahren der Werrestadt ist der Wunsch nach einer Stadthalle. Wie wir heute wissen, sollte später einmal die Werretalhalle diese Funktion übernehmen. Diese war damals aber noch eine Fabrik. Anfang der 80er-Jahre war diese insolvent und wurde von der Stadt umfunktioniert. 1975 sah die Lage aber noch anders aus, daher planen die Verantwortlichen noch mit einem Neubau. Den Vorstellungen von Stadtdirektor Gaul zufolge soll dieser Neubau sich in vier unterschiedlich große Räume aufteilen lassen und 800 bis 1.000 Menschen Platz bieten. Um bei den veranschlagten fünf bis sieben Millionen Mark Baukosten staatliche Unterstützung zu bekommen, sollen die fehlende Aula des Gymnasiums und das Jugendzentrum integriert werden. Die CDU fordert für das Vorhaben einen Ausschuss, um heimischen Vereinen eine Mitarbeit zu ermöglichen. Internationaler Besuch in der August-Griese-Schule Die 1975 erst drei Jahre alte August-Griese-Schule ist ein echtes Prestigeprojekt der Stadt Löhne. Entsprechend groß ist auch das Interesse aus vielen Teilen der Welt. Im zehnten ausländischen Besuch an der Schule, welcher 40 Vertreter aus den Ländern Peru, Marokko, Togo, Ecuador, Ghana, Irak, Sri Lanka, Kolumbien, Afghanistan, Jordanien, Thailand, Chile, Libanon und Pakistan erreichte, gibt es einen Rundgang mit anschließender Diskussion über die Ausbildungsprobleme in Entwicklungsländern. Mittlerweile ist der Neubau der Schule beschlossene Sache. Ab 2026 soll der Bau beginnen, drei Jahre später soll er abgeschlossen sein. Statt eines 85 Millionen Euro teurem Neubau kommt eine Sanierung für den Kreis Herford, der Schulträger ist, nicht in Frage, da diese zu aufwendig sei. Grenzstreit zwischen Löhne und Bad Oeynhausen Um Neubauten geht es im Grenzstreit zwischen Löhne und Bad Oeynhausen ebenfalls. Denn die Nachbarstadt ist erst 1973 im Zuge des Bielefeld-Gesetzes gegründet worden und hat zum Ärger der Löhner einen Teil von Gohfeld bekommen. Eigentlich wollten die Oeynhausener aber auch Melbergen, während die Kommunalpolitiker in Löhne dies vehement ablehnten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Als Ende Januar 1975 im Stadtrat der Flächennutzungsplan besprochen wird, erhitzen sich an dem Streit wieder die Gemüter. In ungewohnter Einigkeit erklärt Karl-Heinz Buschmann aus der CDU: &bdquo;Ich bin dagegen, dass Löhne Kurstadt wird“, während Wilhelm F. Hanke aus der SPD sich gegen Wolkenkratzer in Gohfeld ausspricht. Beide spielen damit auf erst kürzlich fertiggestellte mehrstöckige Sanatorien an, die auf ehemals Löhner und jetzt Bad Oeynhausener Gebiet gebaut worden sind. Ursprung der Debatte ist die geplante Sonderbaufläche an der Grenze zur Kurstadt, die &bdquo;für Kuranlagen“ freigehalten werden soll. Das sei auch in Ordnung, allerdings müsse verhindert werden, dass dort außer Parkanlagen andere Einrichtungen des Staatsbades entstehen. Salz in die Wunde streut nur wenige Tage später die Firma &bdquo;finanzbau“, die Eigentumswohnungen bauen möchte. In einer Werbeschrift schreibt sie ziemlich viel über Bad Oeynhausen, lässt aber aus, dass ihre Wohnungen an der Koblenzer Straße sich auf Löhner Stadtgebiet befinden. Die Neue Westfälische beklagt, dass zugunsten Bad Oeynhausens die Stadtgrenzen &bdquo;so mir nichts, dir nichts auf Löhner Gebiet“ verschoben würden, sobald es ums Geschäft gehe.

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