Schulleiterin verlässt die Löhner Gesamtschule und geht nach Guatemala

Löhne. Auf Daniela Gehrings Schreibtisch stapeln sich die Abschiedsgeschenke. Gerade ist die Schulleiterin der Bertolt-Brecht-Gesamtschule (BBG) offiziell verabschiedet worden. Von der Feier, bei der sich Kolleginnen und Kollegen, Schüler- und Elternvertreter sehr engagiert haben, ist sie immer noch ganz gerührt. Bis 20. Dezember ist die Direktorin noch da, dann geht es nach Guatemala. Gehring wird in Guatemala-Stadt die Leitung des Colegio Alemán, der Deutschen Schule, übernehmen. In der vom Bund im Sinne der Kultur- und Sprachförderung unterstützten Privatschule werden Kinder deutschsprachig unterrichtet. &bdquo;Es gibt dort auch die Möglichkeit, das deutsche Abitur zu machen“, erklärt Gehring. Auf dem Campus gibt es einen Kindergarten, eine Grundschule und eine weiterführende Schule. Die Schülerinnen und Schüler seien beispielsweise Nachfahren von deutschen Auswanderern. Lehrkraft im Ausland auf Zeit Zusammen mit zwölf weiteren Kolleginnen und Kollegen ist sie von Deutschland aus auf Zeit am Colegio Alemán angestellt. Das sei für die international rund 130 Deutschen Schulen im Ausland so üblich. &bdquo;So soll die aktuelle Schulentwicklung in Deutschland auch dort ankommen“, sagt Gehring. Dazu gesellen sich dann noch Ortskräfte, die dauerhaft an der Schule arbeiten. Sie selbst werde vier bis sechs Jahre in Guatemala bleiben. &bdquo;Wenn nichts dazwischen kommt.“ Der Plan sei aber, danach nach Deutschland zurückzukehren. &bdquo;Ich habe ja hier Familie, auch wenn meine Kinder alle schon erwachsen sind.“ In ihrer neuen Stelle sucht die 62-Jährige eine neue Herausforderung. &bdquo;Und es ist die Möglichkeit, meine Kompetenzen und Erfahrungen an einer anderen Schule einbringen zu können.“ Dass sie diesen Schritt geht, habe übrigens nichts mit der BBG zu tun. &bdquo;Ich brenne für die BBG.“ Eine andere Schule in Deutschland hätte sie nie von ihrer Gesamtschule weglocken können, es sei der &bdquo;Auslandseffekt“, meint sie. &bdquo;Es ist also keine Entscheidung gegen die BBG, sondern für meine persönliche Entwicklung“, betont die Detmolderin. Mehr als zehn Jahre Gesamtschulleitung Zehneinhalb Jahre hat Daniela Gehring die BBG immerhin geleitet. Bevor sie 2014 die Schulleitung übernahm, war sie außerdem schon mal von 2000 bis 2012 als Lehrerin an der Schule tätig. In ihre Zeit als Direktorin fallen durchaus einige Erfolge – für das gesamte Team. &bdquo;Die BBG ist eine Teamschule“, erklärt sie. Die Kolleginnen und Kollegen teilen sich auf sieben Teams auf, die sich jeweils um einen Bereich kümmern. Und auch die Schulleitung sei ein Team, mit ihrem Stellvertreter Matthias Buske, drei Abteilungsleitungen und dem didaktischen Leiter. Vor allem die Mensa habe sich in den vergangenen zehn Jahren echt gemacht, findet Gehring. &bdquo;Als ich angefangen habe, haben zehn bis 15 Leute da gegessen, heute sind es 230.“ Dazu beigetragen habe unter anderem die Kooperation mit dem Wittekindshof, die in den vergangenen Jahren noch einmal auf eine andere Ebene gehoben worden sei. Gleich drei Mal in diesen zehn Jahren hat die Bertolt-Brecht-Gesamtschule außerdem den Schulentwicklungspreis &bdquo;Gute gesunde Schule“ gewonnen. Dazu sei gesagt, dass sich eine Schule nur alle drei Jahre darauf bewerben kann. Der Preis wird von der Unfallkasse NRW ausgelobt. Mit den Prämien sei schon einiges angeschafft worden – etwa eine hochwertige Sitzecke im Bereich der Sporthalle. Auch die &bdquo;Ackerdemie“, bei der im Schulgarten von Schülerinnen und Schülern Gemüse angebaut und geerntet wird, hat von den Preisgeldern profitiert. Internationale Anknüpfungspunkte Ihre Begeisterung für das Internationale verbindet Gehring auch mit der Löhner Gesamtschule. &bdquo;Wir sind hier ziemlich multikulti aufgestellt.“ Die Schülerinnen und Schüler brächten 34 Grundsprachen mit, Austausche mit Namibia und der Partnerstadt Mielec in Polen oder das Erasmus-Plus-Programm gehören seit Jahren dazu. &bdquo;Es hat also immer schon internationale Anknüpfungspunkte gegeben.“ Dass sie sich erstmals für eine Tätigkeit im spanischsprachigen Ausland interessierte, sei schon vor einigen Jahren gewesen. &bdquo;Ich liebe einfach die spanische Sprache“, erklärt sie. Damals habe sie aber keinen Stellvertreter gehabt und die BBG nicht alleine lassen wollen. Später hatte sie zwar wieder einen Stellvertreter, aber: &bdquo;Dann kam Corona.“ Das sei eine sehr herausfordernde Zeit gewesen, in der gerade das Leitungsteam sich gut koordinieren musste. &bdquo;Das hat gut funktioniert. Diese Zeit hat das Team auf ein höheres Level gebracht.“ Als nun nach der Pandemie und ihren Folgen wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, habe sie die Auslandspläne wieder in Angriff genommen, berichtet Gehring. Im vergangenen Jahr habe sie sich dann beworben, im Frühjahr war sie in Guatemala zu Besuch, um zu schauen, ob es auch passt. &bdquo;Dem war dann so.“ In Guatemala startet das neue Schuljahr zum Januar und damit auch Gehrings Stelle als neue Schulleiterin. Ihre Fächerkombination – Biologie und Sport – enthält zwar nicht das Fach Deutsch. Das ist aber aus ihrer Sicht gar kein Hinderungsgrund. &bdquo;Deutschförderung muss in allen Fächern stattfinden.“ Ein Abschied, der nicht leicht fällt Wenn Gehring von ihrem neuen Arbeitsort spricht, ist ihr die Begeisterung anzusehen und anzuhören, wenn sie etwa von den sozialen oder geologischen Gegebenheiten in der Millionenstadt Guatemala-Stadt berichtet. Gleichzeitig dringt auch durch, dass ihr der Abschied von ihrer BBG nicht einfach fällt. Das Besondere an der Löhner Gesamtschule sei immer schon die gute Atmosphäre gewesen, berichtet sie. &bdquo;Wir haben in jedem Jahrgang Referendare, die bleiben wollen.“ Einige heutige Lehrerinnen und Lehrer seien selbst hier schon zur Schule gegangen und hätten sich bewusst für die BBG entschieden. &bdquo;Das sagt eigentlich alles“, meint Gehring. Die Schulleitung übernimmt ab Januar jetzt erst einmal Gehrings Stellvertreter Matthias Buske kommissarisch. Die Nachfolge stehe zwar noch nicht fest, solle aber schnell geregelt werden. &bdquo;Ich verlasse ein wunderbares Team, das sich gerade auch verjüngt“, sagt Daniela Gehring. Diese neuen, jungen Kolleginnen und Kollegen werden die Schule mit ihren eigenen Ideen weiterentwickeln, da ist sie sich sicher.

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