Anmeldeboom in Löhne: Realschule vor Platzproblem

Löhne. Beliebt waren die Realschulen der Werrestadt schon immer, in diesem Jahr aber sprengt das Interesse von Schülern und Eltern alle Kapazitäten. Nach Angaben der Stadtverwaltung verzeichnet insbesondere die Städtische Realschule für das kommende Schuljahr einen regelrechten Anmeldeboom. Längst steht die Frage im Raum, ob Schüler abgewiesen werden oder eine zusätzliche Klasse eingerichtet wird. Eine knifflige Entscheidung, denn die Auswirkungen auf die Schullandschaft könnten gravierend ausfallen. Noch im vergangenen Jahr hatte die Städtische Realschule 57 Anmeldungen registriert – und damit so viele, dass die vorgesehenen zwei Eingangsklassen regelkonform gebildet wurden. Als Richtwert gelten laut Schuldezernent Matthias Döding 27 Schülerinnen und Schüler pro Klasse. In diesem Jahr aber sind die Zahlen exorbitant gestiegen, schon jetzt liegen stolze 95 Anmeldungen vor. &bdquo;Das sind deutlich mehr, als wir in zwei Klassen aufnehmen können“, sagt Döding. Lesen Sie auch: Präferenzen bei Schulwahl: Löhner Gesamtschule erfreut sich wachsender Beliebtheit Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage Die Gründe für das hohe Interesse an der Städtischen Realschule können derweil nur gemutmaßt werden. Fakt ist aber, dass Angebot und Nachfrage derzeit weit auseinanderliegen. Und zwar so sehr, dass die Schule selbst mittlerweile die Initiative ergriffen hat. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung beantragt Schulleiter Armin Perrey die Einrichtung einer Mehrklasse für die Jahrgangsstufe 5. &bdquo;Ich halte es für notwendig, dem enormen Interesse an unserer Schule seitens der Eltern der Grundschulkinder, gerecht werden zu müssen“, schreibt er. Die Stadtverwaltung stellt dieses Ansinnen vor eine Herausforderung. Denn eine zusätzliche Klasse an einer Schule bedeutet in der Regel auch, dass wegen der verschobenen Nachfrage an einer anderen Schule eine Klasse weniger gebildet werden muss. Die Genehmigung einer Mehrklasse ist daher auf eine Zustimmung der Bezirksregierung angewiesen und zudem an gewisse Voraussetzungen geknüpft – etwa an personelle oder räumliche Ausstattungen. Zudem darf laut NRW-Schulgesetz der Bestand anderer Schulen durch die Genehmigung nicht gefährdet werden. Andere Schulen haben noch Platz Auch deshalb richtet sich der Blick der Verwaltung jetzt auf die übrigen weiterführenden Schulen im Stadtgebiet. Die Goethe-Realschule etwa hätte nach Angaben aus dem Rathaus noch Kapazität: Aktuell wurden 54 Anmeldungen registriert, Platz wäre laut Matthias Döding für 62 Schülerinnen und Schüler. &bdquo;Aber selbst wenn wir noch acht Viertklässler dort unterbringen könnten, hätten wir an der Städtischen Realschule noch zu viele Schüler für zwei Klassen“, sagt Döding. Anders sieht das schon bei der Bertolt-Brecht-Gesamtschule aus, an der ebenfalls ein Realschulabschluss erworben werden kann. Dort liegen momentan lediglich 79 Anmeldungen vor. Das sind nicht nur deutlich weniger als die 124 im vergangenen Jahr – sie reichen auch bei Weitem nicht aus, um die eigentlich vorgesehenen fünf Eingangsklassen zu bilden. Und selbst für eine Vierzügigkeit wären laut Matthias Döding grundsätzlich 100 Schülerinnen und Schüler erforderlich. Auch interessant: Städtische Realschule Löhne muss auf Sanierungsabschluss noch ein Jahr warten Warum die Gesamtschule so wichtig ist Zumindest in der Theorie wäre an der BBG also noch reichlich Platz für die überschüssigen Anmeldungen an der Städtischen Realschule. Und nach eigenen Angaben hat auch die Verwaltung selbst ein Interesse daran, die festgelegte Zügigkeit der Gesamtschule beizubehalten. Denn: &bdquo;Auch die Bildung einer Oberstufe an der Gesamtschule hängt von ausreichenden Schülerzahlen in der Sekundarstufe I direkt ab“, schreibt sie in einer Vorlage zur Ratssitzung am kommenden Mittwoch, 26. März. Ausreichend Eingangsklassen seien daher am Ende auch wichtig für die vielen Realschüler, die nach der zehnten Klasse das Abitur anstreben. &bdquo;Für die reicht die Kapazität des Gymnasiums nämlich nicht aus, die müssten dann Berufskollegs oder Schulen in der Nachbarschaft besuchen“, sagt Matthias Döding. Auf der anderen Seite aber betont der Schuldezernent auch den &bdquo;ausdrücklichen Elternwillen“ bei den Schulanmeldungen. &bdquo;Wenn die ihr Kind gerne zur Realschule schicken möchten, können wir sie schlecht an eine andere Schulform verweisen“, sagt er. &bdquo;Es hat ja einen Grund, dass sie da nicht gleich hingegangen sind.“ Das bestätigt auch die Schulkonferenz der Städtischen Realschule, die sich ebenfalls an die Stadtverwaltung gewandt hat. Die Anmeldezahlen seien &bdquo;ein Indiz für die Arbeit, die an der Städtischen Realschule geleistet wird“, heißt es in einem von Eltern, Schülern und Lehrern unterzeichneten Schreiben, das sich für die Bildung einer Mehrklasse ausspricht. &bdquo;Wir können den Wunsch der Eltern nachvollziehen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Elternwille gegen Bestandsgefährdung Im Löhner Rathaus müssen die Verantwortlichen nun zwischen Elternwille und Gesamtschulentwicklung abwägen – und kommen zu einem recht eindeutigen Ergebnis. Weil sich nämlich noch nicht alle Kinder aus den vierten Jahrgängen an einer weiterführenden Schule angemeldet haben, ist Matthias Döding zuversichtlich, dass die Gesamtschule zumindest vier Eingangsklassen bilden kann. &bdquo;Nach derzeitigem Stand sind 21 Schülerinnen und Schüler noch unversorgt“, sagt der Dezernent. Damit würde man auf die erforderlichen 100 Kinder kommen. &bdquo;Wir haben jedoch auch in der Vergangenheit bereits Ausnahmen bei der Bezirksregierung erreichen können, da mit einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen, zum Beispiel durch Abschulungen und Umzüge, zu rechnen ist.“ Und auch künftig sieht Döding die Gesamtschule nicht in ihrem Bestand gefährdet. So verharre etwa die Zahl der Grundschulabgänger in den nächsten Jahren auf hohem Niveau, so dass ausreichend Schüler nachkommen. &bdquo;Sollte sich jedoch abzeichnen, dass die BBG dauerhaft nur vier Eingangsklassen bilden kann, müssten Maßnahmen ergriffen werden, die dieser Entwicklung stärker entgegensteuern“, sagt Döding. Als Beispiele nennt eine Attraktivierung des Schulstandortes durch Schulbaumaßnahmen. Auch deshalb schlägt die Verwaltung dem Rat der Stadt nun vor, die Bildung einer Mehrklasse an der Städtischen Realschule zu beantragen. Allerdings nur einmalig für das kommende Schuljahr. &bdquo;Die Mehrklassenbildung sollte eine Ausnahme bleiben, um gerade die Bertolt-Brecht-Gesamtschule in ihrer Fünfzügigkeit in den nächsten Jahren nicht zu gefährden“, heißt es im Beschlussvorschlag.

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