„Wir müssen über die Finanzierung sprechen“: Kirchenkreis will Kitas in Löhne erhalten

Löhne. Die gute Nachricht serviert Kevin Potter vom Kirchenkreis Vlotho pünktlich zum anstehenden Wochenende: &bdquo;Es besteht keine Gefahr, dass wir in Löhne oder andernorts Kitas schließen“, betont der Pressesprecher entschieden. Nur über die Finanzierung, schränkt er ein, müsse noch einmal deutlich gesprochen werden. So oder so aber scheint klar: Der Antrag des Kita-Verbandes auf Übernahme der Trägeranteile und die folgende politische Debatte, haben reichlich Staub aufgewirbelt. Über allem steht dabei die Frage, wie Kitas in Löhne die Betreuung perspektivisch aufrechterhalten können - und unter welchen Bedingungen. Schon im Mai hatte sich der Verband der Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Vlotho an die Löhner Stadtverwaltung gewandt. Der Verband betreibt in der Werrestadt aktuell vier Kitas, im August 2025 kommt noch eine fünfte dazu. Um deren Fortbestand sicherzustellen, beantragte er nun eine vollständige Übernahme der sogenannten Trägeranteile durch die Stadt Löhne. Diese sind ein wichtiger Bestandteil bei der Finanzierung der Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen, den Rest zahlen laut Kinderbildungsgesetz (KiBiz) Land und Kommune. Schließungen stehen nicht auf der Agenda Im September folgte schließlich eine Ergänzung, die von manchen Beobachtern durchaus als Brandbrief gewertet wurde. Denn in dem Schreiben bekräftigte der Verband nicht nur seinen Wunsch - er erklärte auch, er sehe sich &bdquo;gezwungen, mittelfristig Einrichtungen aufzugeben“, sollte es zu keiner weiteren Unterstützung durch die Stadt kommen. Einige Politiker, wie etwa SPD-Fraktionschef Wolfgang Böhm, fassten das als Drohung auf. Und auch die Stadtverwaltung prüfte nach eigenen Angaben schon einmal vorsorglich, ob sie im Falle einer Schließung notfalls selbst als Träger einspringen könne. Lesen Sie auch: Kita-Chaos in Löhne: Kitaverband droht Kommune erhebliche Konsequenzen an Von einem solchen Szenario aber sei man weit entfernt, betont Tanja Moßwinkel als Geschäftsführerin des Kitaverbandes. Und auch eine Drohung habe man nie ausgesprochen. &bdquo;Im Gegenteil arbeiten wir seit vielen Jahren sehr konstruktiv und vor allem lösungsorientiert mit der Stadt Löhne zusammen“, sagt Moßwinkel. Als Beispiele nennt sie unter anderem die Bereitschaft, die bisherige Kita &bdquo;In den Tannen“ nach dem Ausstieg der AWO im kommenden Jahr zu übernehmen. Auch den Ausbau von Betreuungsangeboten oder die vorübergehende Beheimatung anderer Einrichtungen im Gemeindehaus – zuletzt die &bdquo;Waldwichtel“ Ende vergangenen Jahres – führt sie ins Feld. Nicht zuletzt verweist sie auf die erwähnte Antragsergänzung. Denn dort heißt es auch ausdrücklich: &bdquo;Wir möchten die Arbeit in und für die Kindertageseinrichtungen weiterführen.“ &bdquo;Wir wollten ein Zeichen setzen“ Gerade deshalb möchte Moßwinkel das Schreiben auch weniger als Drohung, sondern viel mehr als &bdquo;Wachrütteln“ verstanden wissen. Fakt nämlich ist auch, dass sich der Verband mit seiner Bitte nicht zum ersten Mal an die Stadt gewandt hat. Schon 2023 hatte er einen entsprechenden Antrag auf Übernahme der Trägeranteile gestellt – ohne Erfolg. Erst als auch auf den zweiten Antrag keine Reaktion erfolgte, legte der Kitaverband mit seiner Ergänzung nach. &bdquo;Wir wollten damit ein Zeichen setzen und verdeutlichen, dass wir dringend über die Finanzierung unserer Kitas sprechen müssen – nicht mehr und nicht weniger“, sagt Tanja Moßwinkel. Tatsächlich steht die finanzielle Grundlage des Kitaverbandes offenbar auf wackeligen Füßen. Denn auf der einen Seite sorgen Tarifsteigerungen und notwendige Sanierungen für höhere Kosten bei Personal und Investitionen. Auf der anderen Seite aber sorgt der stetige Mitgliederschwund der Kirche für niedrigere Einnahmen aus der Kirchensteuer. Bis 2035, so heißt es beim Kirchenkreis Vlotho, sei mit einer Halbierung der Mitgliederzahlen zu rechnen. &bdquo;Wir sind also zu Einsparungen gezwungen, wollen das aber nicht auf Kosten der Kinder tun“, sagt Pressesprecher Kevin Potter. &bdquo;Daher auch die Bitte um Übernahme der Trägeranteile.“ Unterschiede bei den Trägern Andere Kommunen sind dieser Bitte im Übrigen schon nachgekommen. In Porta Westfalica will die Stadt die Trägeranteile zukünftig komplett übernehmen, die Stadt Bad Oeynhausen erhöht ihren Anteil schrittweise auf immerhin 75 Prozent. Löhne hingegen hat sich zu einem solchen Schritt bislang nicht durchgerungen - allerdings übernimmt die Stadt beim Kitaverband schon jetzt 50 Prozent der Trägeranteile und das schon seit vielen Jahren. &bdquo;Bei anderen Trägern werden aber die vollen Trägeranteile übernommen“, sagt Tanja Moßwinkel. &bdquo;Deswegen halten wir es für fair und auch für eine Frage der Gleichbehandlung, ebenfalls auf 100 Prozent zu kommen.“ Kommentar: Städtische Kitas in Löhne, warum eigentlich nicht? Nach Angaben von Stadtsprecherin Ursula Nolting existieren solche Vereinbarungen derzeit mit den Einrichtungen der AWO und dem Kindergarten Plumpaquatsch. Für die aber gelten laut KiBiz auch geringere Trägeranteile: Für die AWO liegen sie bei 7,8 Prozent, beim Plumpaquatsch sind es sogar nur bei 3,4 Prozent. Für kirchliche Träger hingegen liegen die Anteile bei 10,3 Prozent, von denen die Stadt schon jetzt die Hälfte übernimmt - also 5,15 Prozent. Entscheidung noch in diesem Jahr? Das räumt auch Tanja Moßwinkel ein. Allerdings hält sie die gesetzlich festgelegten Trägeranteile auch für nicht mehr zeitgemäß. &bdquo;Die stammen noch aus Zeiten, als die Kirchen noch reich waren“, sagt auch ihr Kita-Fachberater Michael Witt. Einig sei man sich – auch mit der Stadt – dass die Trägeranteile eigentlich abgeschafft und Kitas besser ausgestattet werden müssten. &bdquo;Dafür gehen wir auch auf die Straße und machen Druck, zum Beispiel letzten Mittwoch bei der Großdemo in Düsseldorf“, sagt Moßwinkel. Für die konkrete Lage für Ort sei aber nun einmal nicht das Land, sondern die Stadtverwaltung erster Ansprechpartner. Noch in diesem Jahr soll es daher ein Gespräch geben. Bürgermeister Bernd Poggemöller hat zudem angekündigt, dass über die Anfrage des Kita-Verbandes in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 4. Dezember mit einem konkreten Vorschlag entschieden werden soll.

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