Aufatmen in Löhne: Städtisches Gymnasium wird kein Bündelungsgymnasium

Löhne/Enger. Der Schock war groß, als im Februar vergangenen Jahres ein Schreiben des NRW-Schulministeriums im Löhner Rathaus eintrudelte. Das Städtische Gymnasium, so wurde darin suggeriert, sei als Bündelungsgymnasium für den gesamten Kreis Herford auserkoren worden. Und das, obwohl sich sowohl die Schule selbst, als auch die Stadt als Träger klar gegen das Vorhaben positioniert hatten. Jetzt aber steht fest, dass der Kelch an der Werrestadt vorübergeht - zumindest weitgehend. Denn mit dem Widukindgymnasium Enger übernimmt nun eine andere Schule diese Funktion. Und das ist insbesondere, aber nicht nur für Löhner Schüler eine gute Nachricht. Viele Jahre lang wechselten Gymnasiasten nach der 9. Klasse in die Oberstufe. Die G8-Regelung, nach der sich die Schulzeit bis zum Abitur auf zwölf Jahre reduzierte, machte es möglich. Ab dem Schuljahr 2023/2024 aber ist das Geschichte, die Schüler verbleiben dann wieder im Klassenverband in einer 10. Jahrgangsstufe. Eine reguläre 11. Klasse gibt es in dem Schuljahr nicht mehr. Sehr zum Leidwesen vieler Realschüler, die eine Qualifikation für die Oberstufe erlangen – und denen nun kein gymnasiales Angebot unterbreitet werden kann. Auch diejenigen Schüler, die aufgrund ihrer Noten die 11 wiederholen müssten, würden unter diesen Umständen leer ausgehen. Zunächst keine Alternative Um diesen Bedarf aufzufangen, werden nun in ganz NRW sogenannte Bündelungsgymnasien eingerichtet. Wie der Name vermuten lässt, werden dabei alle betroffenen Schüler eines Kreises an einer einzigen Schule in einer gemeinsamen 11. Jahrgangsstufe gebündelt. Auch im Kreis Herford. Lange hatte vieles auf Löhne als Standort für ein solches Angebot hingedeutet. Weil das Städtische Gymnasium bereits im Schuljahr 2011/20122 – also vor mehr als zehn Jahren – im Rahmen eines Schulversuchs zu G9 zurückgekehrt war und infolge dessen ohnehin schon eine 11. Jahrgangsstufe anbietet, war es vom Land NRW zunächst als Bündelungsgymnasium auserkoren worden. Auch mangels Alternativen, wie das Schulministerium noch vor knapp einem Jahr betont hatte. Bereitschaft in Enger Dann aber trat das Widukindgymnasium Enger auf den Plan. Nach mehreren Gesprächen zwischen den Schulträgern im Kreis Herford hatte die Schule bereits im vergangenen Jahr die Bereitschaft signalisiert, die anstehende Aufgabe zu übernehmen. Als schließlich auch der Rat der Stadt Enger im Juni grünes Licht für das Vorhaben gab, war das Aufatmen der Löhner Verantwortlichen fast schon hörbar. Und zwar weit über die Grenzen der Werrestadt hinaus, wie Matthias Döding vom Löhner Schulamt bestätigt: "Die Erleichterung über diese Entwicklung ist wirklich groß, sowohl bei der Verwaltung als auch beim Städtischen Gymnasium", sagt er auf Nachfrage. Tatsächlich hätte ein Bündelungsgymnasium in Löhne für erhebliche Probleme gesorgt. Nicht trotz, sondern gerade wegen der bereits bestehenden G9-Voraussetzungen. Die reguläre Jahrgangsstufe 11, so hieß es stets von Seiten der Verwaltung, könne schließlich nicht unbegrenzt durch weitere Schüler ergänzt werden. Zwar nehme man schon jetzt jährlich etwa 25 externe Schülerinnen und Schüler auf und hätte sogar noch Platz für 20 weitere. Dem geschätzten Bedarf von mindestens 60 Plätzen aber könne man nach Einschätzung der Schulleitung nicht gerecht werden. Ablehnungen drohten In der Folge wäre wohl mit Ablehnungen von Schülern zu rechnen gewesen, wäre das Bündelungsgymnasium dennoch in Löhne eingerichtet worden. Leidtragende wären dann möglicherweise ausgerechnet Jugendliche aus Löhne gewesen, da eine bevorzugte Aufnahme aufgrund des Wohnortes rechtlich unzulässig ist. "Auch vor diesem Hintergrund sind wir den Kollegen in Enger wirklich sehr dankbar, dass sie sich zur Einrichtung eines Bündelungsgymnasiums bereit erklärt haben", sagt Matthias Döding. Mittlerweile ist diese Entscheidung auch offiziell bestätigt. &bdquo;Wir wissen seit letzter Woche, dass wir ein Bündelungsgymnasium werden“, sagt Ulrich Henselmeyer, Leiter des Widukindgymnasiums. Auch er spricht von einer "guten Nachricht" – vor allem auch für alle Realschüler aus Enger, die ihre Schullaufbahn jetzt direkt vor Ort in der Widukindstadt fortsetzen könnten. Aber auch Realschülerinnen und -schüler aus allen anderen umliegenden Kommunen – aus Bünde, Herford, aber zum Beispiel auch aus Bielefeld-Jöllenbeck – könnten sich am Widukind-Gymnasium für den Jahrgang 11 anmelden. Der Schulleiter geht davon aus, dass sich für den neuen Einführungsjahrgang zwischen 40 und 50 Kinder anmelden werden. &bdquo;Das ist für uns ein belastbarer Wert“, sagt er. Und die übrigen Schüler? Denen steht trotz der Entscheidung aus Enger auch das Städtische Gymnasium Löhne zur Verfügung, wie Matthias Döding bestätigt. "Die Jahrgangsstufe 11 am SGL besteht schließlich weiterhin", sagt er. Und dementsprechend auch ein Angebot für eine gewisse Zahl externer Schülerinnen und Schüler. So mache es etwa für Jugendliche aus Vlotho wenig Sinn, täglich nach Enger zu pendeln. Auch aus Bad Oeynhausen ziehe es erfahrungsgemäß einige Realschüler zum SGL. "Da stehen wir aber im Austausch mit Enger."

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