Nach lebensgefährlichem Unfall: Zehnjähriger Junge aus Bünde dankt seinen Rettern

Bünde. Die blaue Beule an seiner Stirn ist die einzige noch sichtbare Spur, die der lebensgefährliche Unfall bei Elisio hinterlassen hat. Seine Haare überdecken die Wunde, die im Krankenhaus geklebt werden musste. Die Geschichte des zehnjährigen Jungen, der die Erich-Kästner-Gesamtschule in Bünde besucht, grenzt an ein Wunder. Vor rund zehn Tagen lag er noch mit lebensgefährlichen Verletzungen im Krankenhaus, jetzt strahlt er und ist voller Energie – als wäre nichts geschehen. Doch was genau ist passiert? Wie jeden Morgen war Elisio am Dienstag, 16. September, gegen 7 Uhr auf dem Weg zum Schulbus im Bünder Ortsteil Dünne. Ein starker Regenschauer prasselte auf ihn hinunter. Wie jeden Morgen überquerte Elisio die viel befahrene Wiehenstraße in Dünne, um zur Bushaltestelle &bdquo;Carl-Diem-Straße“ zu gelangen. Doch an diesem Dienstagmorgen geschah das große Unglück: &bdquo;Ich ging über die Straße. Und dann habe ich nur noch ein Licht gesehen, das von links kam“, erinnert sich Elisio. Dieses Licht waren die Scheinwerfer des Autos, das den Zehnjährigen am Dienstag frontal erfasste (die NW berichtete). &bdquo;Und dann bin ich geflogen.“ Mehr zum Thema: Schulkind nach schwerem Unfall in Bünde außer Lebensgefahr 18-jährige Ersthelferin trägt Elisio von der Straße Die Wucht des Zusammenstoßes ließ ihn vier bis sechs Meter weit durch die Luft schleudern. &bdquo;Ich habe Saltos gemacht“, beschreibt Elisio diesen Moment mit seinen Worten. Es sei ihm vorgekommen, als würde er sich selbst beobachten. Bis er schließlich auf der Straße aufprallte. &bdquo;Mir hat in dem Moment nichts wehgetan, ich habe nur sehr gefroren“, erinnert er sich an die kaum vorstellbaren Minuten unmittelbar nach dem Unfall. Und dann kam Lara – eine Nachbarin, 18 Jahre alt, die ebenfalls auf dem Weg zur Bushaltestelle war und den Unfall beobachtet hatte. &bdquo;Sie hat mich von der Straße auf eine Hofeinfahrt getragen.“ Geistesgegenwärtig klingelte sie an der Tür der Anwohner – ein Ehepaar – und erklärte ihnen schnell die Situation. Die riefen daraufhin eilig den Notruf und kümmerten sich um den Jungen, der vor ihrer Haustür lag. &bdquo;Als der Krankenwagen kam, war ich sehr müde“, erinnert sich Elisio. Was danach passiert ist, weiß er nur aus Erzählungen – der Notarzt versetzte ihn im Rettungswagen in Narkose, um ihn beatmen zu können. Von dort aus ging es für den Zehnjährigen dann zum Rettungshubschrauber &bdquo;Christoph 13“, der auf einem Feld in der Nähe wartete. Mit einer Platzwunde am Kopf und Schrammen am ganzen Körper wurde Emilio zum Klinikum Bethel geflogen – und wachte schließlich in einem Bett auf der Intensivstation des Krankenhauses wieder auf. Lesen Sie auch: So kämpft eine Bünder Familie gegen Wassermassen in ihrem Haus Zustand des Jungen stabilisiert sich schnell &bdquo;Ich hatte eine Halskrause um und konnte meinen Kopf nicht bewegen“, sagt er. Alleine war er dort glücklicherweise nicht – Sebastian Roesler, ein enger Vertrauter des Jungen, saß an seinem Bett. &bdquo;Ich war froh, dass ich noch lebte“, erzählt Elisio von den ersten Gedanken, die ihm nach dem Aufwachen durch den Kopf gingen. Das war Sebastian Roesler auch. Weil sich sein Zustand glücklicherweise schnell stabilisierte, konnte der Junge noch am selben Tag von der Intensivstation ins Kinderklinikum verlegt werden. Dort blieb er zwei Tage – und musste das Erlebte erst einmal verdauen. &bdquo;Ich hatte einen ganz großen Schock“, erzählt er. &bdquo;Ich glaube, ganz Dünne hatte einen Schock.“ Und vermutlich auch der Rest von Bünde – der Unfall hatte für viel Aufsehen gesorgt. Nun ist Elisio wieder zu Hause und besucht sogar schon wieder die Schule. &bdquo;Aber ich darf drei Wochen nicht beim Sportunterricht mitmachen“, sagt er geknickt. Sport ist das Lieblingsfach des Zehnjährigen, besonders gerne spielt er Basketball. Später möchte er Arzt werden, weil er OPs &bdquo;cool und spannend“ findet. Lesen Sie auch: Schwerer Verkehrsunfall in Spenge: Fahrerin jetzt auch schwer verletzt Der Schock sitzt noch tief Der Alltag geht jetzt für ihn weiter, doch der Schock sitzt noch tief, vor allem auf dem Weg zur Bushaltestelle. &bdquo;Ich denke immer an den Unfall, wenn ich zum Bus gehe“, sagt er. Der Zehnjährige wünscht sich, dass die Wiehenstraße für Fußgänger – insbesondere für Kinder – sicherer gemacht wird. &bdquo;Dort sollte ein Zebrastreifen hin“, sagt er. &bdquo;Und an der Bushaltestelle fehlt ein Bürgersteig.“ Tatsächlich befindet sich auf der Seite der Wiehenstraße, an der die Bushaltestelle steht, kein Gehweg. Fußgänger müssen also zwangsläufig die Straße überqueren, um dort hinzugelangen. Elisio ist bewusst, dass er großes Glück hatte und der Unfall deutlich schlimmer für ihn hätte ausgehen können. Deshalb möchte er sich bedanken, bei seinen Ersthelfern, den Rettungskräften, den Ärzten und Polizisten. In den schlimmen Minuten nach seinem Unfall nicht alleine zu sein – das war für Elisio besonders wichtig, denn er hatte Todesängste. Und er möchte dem Fahrer des Unfallautos zeigen, dass es ihm gut geht. In seinen eigenen Worten hat er einen Brief an seine Helfer geschrieben – und die NW-Redaktion gebeten, ihn zu veröffentlichen.

Meistgelesen