Nach Aus für Theaterabriss in Herford: Viele Baustellen, kein Standort

Die Katze ist aus dem Sack: Das Theater darf aus Denkmalschutzgründen nicht abgerissen werden. Im Kulturbeirat sorgte die Nachricht erstaunlicherweise für recht wenig Debatten. Ernüchterung, Erleichterung und ein &bdquo;Wir haben es ja geahnt“ über den Köpfen einiger Parteienvertreter beschreiben die Stimmung vielleicht am besten. Unbestritten ist, dass der Schützenhof als Spielstätte für die Philharmonie und das Stadttheater sanierungsbedürftig sind. Passend dazu kam im Kulturbeirat der 2024 auslaufende Mietvertrag für das Musikschulgebäude auf den Tisch, der zusätzlichen Raumbedarf schaffen könnte, sofern keine längere Nutzung vereinbart werden kann. Nebenbei erklärte Theaterleiter Karl-Heinz Rohlf bei der Programmpräsentation für die Spielzeit 2023/24, dass ein Theater nicht ohne raumgreifende Technik neben oder als Bühnenturm über der Bühne auskommen werde. Die Digitalisierung im Theater werde den Raumbedarf nicht schrumpfen lassen, sondern als eigene Kunstform eher zusätzliche Technik erfordern. Und dann sind da die viel zitierten &bdquo;externen Nutzer“, deren Ansprüche an das Haus bisher ebenso wenig greifbar sind wie die möglichen Nutzer selbst. Viele Baustellen also bei der Kultur – auch ohne Standort für den Bau. Insofern ist die Ankündigung des neuen Geschäftsführers der Kultur gGmbH, Christian Kötter-Lixfeld, vor einer erneuten Standortdebatte zunächst inhaltliche Fragen und damit auch Raumbedarf, technische und weitere Anforderungen zu klären, zu begrüßen. Integration weiterer Angebote bisher nur am Rande Thema Bisher wurde das diskutierte OWL-Forum vor allem als gemeinsame Spielstätte von Theater und Philharmonie wahrgenommen, das &bdquo;plus X“ wie die Integration weiterer Angebote, die aus dem Bau einen so genannten &bdquo;Dritten Ort“ machen sollten, lief eher am Rande mit. Der zurückgezogene Abrissantrag, ist ein &bdquo;Alles auf Anfang“, das viele Fragen aufwirft. Zuerst natürlich die grundsätzliche Frage, ob das Theater am jetzigen Standort erhalten und aufwendig grundsaniert werden soll. Sollte es weiter Teil eines neuen Kulturhauses werden, bleiben die Fragen, wie viel Geld in die Erhaltung der Spielfähigkeit ins jetzige Theatergebäude bis zur Eröffnung dieses Neubaus investiert werden soll und wie das – jetzt von der Stadt zu erhaltende Gebäude – danach genutzt werden könnte. Sollte das Theater Theater bleiben, schließt sich die Frage an, wie das Konzept einer neuen Kulturspielstätte ohne Theater aussehen könnte und welche Standorte für ein dann vermutlich kleineres Kulturhaus in Frage kämen. Da die Bedürfnisse der NWD nach einer repräsentativen, vielseitig nutzbaren Spielstätte sowie Arbeits- und Sozialräumen an der Mindener Straße kaum und im Schützenhof nur durch umfangreiche bauliche Erweiterungen zu erfüllen sein dürften, scheinen plötzlich dezentrale Lösungen attraktiver. Neue Debatte diesmal ergebnisoffen Beim Kulturdialog wurde ein so genanntes &bdquo;Kulturdreieck“ (Theater, Musikhaus am Janup, Marta) in Spiel gebracht. Das Quartier Radewig favorisiert ein &bdquo;Musikhaus“ für NWD, externe Konzertveranstalter, lokale Akteure und eventuell integrierter Musikschule am Janup und Erhalt des Theaters. Die nach Ziehen der Notbremse nun möglicherweise neu beginnende inhaltliche Debatte sollte diesmal ergebnisoffen geführt werden. Ergebnisoffen heißt aber auch, dass am Ende doch das Modell &bdquo;Ein Haus für alles“ oder der Erhalt von Theater und einem baulich aufgewerteten und Schützenhof als NWD-Spielstätte stehen könnten, überzeugende Konzepte jeweils vorausgesetzt. Im Blick behalten werden muss, ob trotz des Neustarts die Fördermittel weiter zur Verfügung stehen. Die zugesagten Landes- und Bundesmittel sind nicht nur an Termine und Fristen gebunden, sondern fließen in der Regel auch nur für besonders innovative Projekte. Eine einfache Mehrzweckhalle mit einem coolen Namen würde kaum als Begründung reichen, ebenso wenig der durch jahrelang nicht erfolgte Erhaltsanierung entstandene riesige und unbestrittene Finanzbedarf. Innovative Konzepte bleiben also gefragt – sogar mehr denn je.

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