Kreis Herford. Der Krankenstand bei den rund 37.000 versicherten Arbeitnehmern der Krankenkasse AOK im Kreis Herford lag in den ersten acht Monaten dieses Jahres genau wie im Vorjahr unverändert bei 6,2 Prozent. Doch aufgrund der Corona-Pandemie gab es in den einzelnen Monaten erhebliche Schwankungen. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für die Monate Januar bis August.
Vor allem zu Beginn des Lockdowns im März stieg der Krankenstand rasant an, flachte aber dann wieder deutlich ab. Auffällig ist auch, dass nach Anstieg der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren wieder ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist. „Vermutlich haben viele psychisch Erkrankte in der Lockdown-Phase aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet", sagt AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner.
Dauer der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeit steigt
Allerdings habe der in den vergangenen Jahren deutliche Trend einer längeren Krankschreibung im Corona-Jahr einen erheblichen Schub erhalten: So stieg die Dauer einer durchschnittlichen psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeit im Vergleich zu 2019 von 22,8 Tagen auf 26,6.
Ohnehin hat die Covid-19-Pandemie die Statistik stark beeinflusst und zu teilweise erheblichen Schwankungen geführt. Zunächst gab es zu Beginn der Pandemie im März einen deutlichen Anstieg des Krankenstandes von 7,5 Prozent im Februar auf 8,7 Prozent. Zum Vergleich: Im März 2019 betrug der Krankenstand 7,0 Prozent.
„Die Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung könnte einen Einfluss darauf haben", vermutet Wehmhöner. Gleichzeitig sprächen die Daten aber dafür, dass Ärzteschaft und Beschäftigte mit dieser temporären Regelung verantwortungsvoll umgegangen seien. Denn in den Monaten April (5,9 Prozent), Mai (5,1 Prozent) und Juni (5,2 Prozent) haben die Arbeitnehmer deutlich seltener krankheitsbedingt gefehlt als im Vorjahr.
Dieser Trend setzte sich auch im Juli (5,2 Prozent) und August (5,2 Prozent) fort. „Mehr Homeoffice, weniger Mobilität und die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln dürften zum Rückgang des Krankenstandes beigetragen haben", so Wehmhöner.
Beschäftigte haben aus Angst vor Infektion Arztbesuch vermieden
Außerdem haben vermutlich viele Beschäftigte aus Angst vor einer Infektion den Gang zum Arzt vermieden. Angesichts der aktuell steigenden Corona-Werte seien diese Zahlen jedoch kein Anlass zur Entwarnung: „Es bleibt abzuwarten, wie sich die Infektionszahlen bei den Krankenständen bemerkbar machen."
Eine Auswertung der Krankschreibungen wegen einer Covid-19-Erkankung zeigt, dass im Kreis Herford bis Ende August insgesamt 243 bei der AOK versicherte Beschäftigte wegen einer nachgewiesenen Infektion krankgeschrieben worden. Die meisten AU-Meldungen wurden in den Monaten März 2020 (60 Erkrankte) und April 2020 (91 Erkrankte) gemeldet. Insbesondere Beschäftigte in Gesundheitsberufen waren betroffen.
Links zum Thema