Arzt behandelt kranken Mann ohne Maske nicht

Kirchlengern/Herford. Die Maske gehört für die meisten Menschen in Deutschland zum Leben mittlerweile dazu. Wer zum Einkaufen fährt oder zum Arzt geht, der hat den Mund-Nasenschutz dabei - nicht aber ein 58-jähriger Mann aus Kirchlengern. "Ich habe ein Attest meiner Lungenfachärztin. Das Schreiben besagt, dass ich keine Maske tragen muss", sagt der Lieferwagenfahrer. Doch weil ein Neurologe aus Herford ihm jetzt eine Untersuchung verweigert hat, fühlt sich der Mann "diskriminiert". Seit frühster Kindheit hat der 58-Jährige bereits gesundheitliche Probleme. Die Krankenakte des Mannes ist lang. "Ich leide schon lange unter Asthma", sagt er. Dazu kommen noch mehrere Eingriffe an der Bandscheibe. "Ich habe eine 50-prozentige Schwerbehinderung", berichtet der Lieferwagenfahrer. Weil er schwer Luft bekomme, habe ihm seine Lungenfachärztin nach eigener Aussage bescheinigt, dass er keine Maske tragen müsse. "Ich habe es mit einer Maske probiert, aber ich kann dann nicht richtig atmen. Das geht einfach nicht", sagt er. Zutritt zum Möbelhaus verweigert Seitdem verzichtet er in der Öffentlichkeit in der Regel auf das Tragen einer Maske. Einkaufen geht er zum Beispiel ohne den Mund-Nasenschutz, auch wenn ihm das manchmal schwer fällt. Die Blicke der Mitmenschen machen ihm Angst. "Man fühlt sich dabei wie ein Aussätziger, als ob man von einem anderen Planeten kommt", sagt der 58-Jährige. In einem großen Möbelhaus eines schwedischen Unternehmens schafft er es erst gar nicht durch die Eingangskontrolle. Zweimal habe er es versucht, doch beide Male wurde dem Mann aus Kirchlengern der Einlass verweigert. "Man hat sich dort auf das Hausrecht berufen", sagt er. Krankschreibung vom Neurologen notwendig Auf neue Möbel kann er verzichten. Nicht aber auf wichtige Dokumente. Seitdem er im März an Gürtelrose erkrankte, ist der Kirchlengeraner krankgeschrieben. Doch nach einigen Monaten könne ihm sein Hausarzt, der eine Praxis in Stift Quernheim hat, jetzt keine Bescheinigung mehr ausstellen. "Das kann laut meiner Krankenkasse nur der Facharzt", sagt der Mann. Also wendet sich der 58-Jährige an einen Neurologen aus Herford. Doch in der dortigen Praxis sei ihm der Zugang verweigert worden. "Weil ich keine Maske trage, hat man mich dort nicht behandelt", behauptet der Kirchlengeraner. Er fühle sich dadurch diskriminiert. Der Mann wirft dem Mediziner zudem "unterlassene Hilfeleistung" vor. Ist Patient Bitten des Arztes nicht nachgekommen? Die Neue Westfälische hat bei dem Neurologen aus Herford nachgefragt. Er erklärt, dass der 58-Jährige zuvor schon Patient gewesen sei und bereits schon einmal ohne Maske die Praxis betreten habe. "Auf die Bitte meiner Mitarbeiter hat er sich dann eine Maske geholt", sagt der Arzt. Das sei damals kein Problem gewesen. Diesmal habe der Mann das Tragen der Maske aber verweigert. Auch die Bitte, vor der Praxis zu warten, um andere Patienten nicht zu gefährden, sei der Mann nicht nachgekommen, heißt es vom Neurologen. Der Arzt erklärt zudem, dass er Patienten in der Praxis habe, die zum Teil schwere Lungenkrankheiten haben. Diese seien besonders gefährdet, sagt er. Der Mann aus Kirchlengern sei bisher der einzige Patient gewesen, der die Praxis ohne Maske betreten habe. Das sagt die Kassenärztliche Vereinigung Eine klare Regelung, wie sich ein Hausarzt verhalten muss, wenn ein Patient ohne Maske die Praxis betritt, gibt es nicht. Hermann Lorenz, Hausarzt aus Herford und Leiter der Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, weist aber darauf hin, dass jeder Arzt ein Hygienekonzept für seine Praxis erstellt habe. Zu diesem Konzept gehört in der Regel auch das Tragen eines Mund-Nasenschutzes. Daher liegt es in der Verantwortung des Mediziners, den Zutritt zur Praxis zu verweigern. Für ihn selbst habe die Maske "einen sehr hohen Stellenwert", sagt Lorenz. Schließlich werden damit in den Räumlichkeiten die Patienten und auch die Mitarbeiter geschützt. "Das Nicht-Tragen des Mund-Nasenschutzes bricht dagegen alle Vorstellungen unserer Pandemiebekämpfung", sagt er. Wer zudem dringeld behandelt werden muss, der könne auch mal wenige Minuten eine Maske aufsetzen. "Es gibt nur ganz wenige Patienten bei denen das nicht möglich ist. Selbst wenn man eine Sauerstoffflasche benötige, könne man einen Mund-Nasenschutz tragen, sagt er.

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