Warum Herforder CDU-Frauen die Quote nicht mögen, aber trotzdem dafür sind

Herford. Die CDU ist als Männerdomäne bekannt und das nicht zu Unrecht: In der Partei liegt der Anteil weiblicher Mitglieder insgesamt bei knapp einem Viertel. Jetzt will die CDU den Anteil weiblicher Amts- und Mandatsträger so weit steigern, dass genauso viele Frauen wie Männer diese Posten belegen. In Herford sind wenige Frauen von der Union im Rat vertreten: Von den 17 Sitzen sind gerade mal fünf von Frauen belegt. Bei der anderen großen Volkspartei, der SPD, sieht es jedoch nicht besser aus: Lediglich drei der 15 Sitze sind von Frauen besetzt. Doch was halten die CDU-Frauen vor Ort von der Debatte, die derzeit auf Bundesebene geführt wird? "Ich bin zwiegespalten", sagt Anke Theisen, Bürgermeisterkandidatin der CDU. Wenn es ginge, würde sie sich aber enthalten - doch wenn es nur die zwei Optionen gebe, wäre ihre Entscheidung klar: "Bevor ich es ablehnen würde, würde ich dafür stimmen", erklärt die 50-Jährige. Die Hälfte der Bevölkerung bestehe aus Frauen, was sich in der Union aber nicht widerspiegele. "Es kann nicht sein, dass wir uns von Männern regieren lassen bei Probleme, die wir haben", betont Theisen. Die Hauptkommissarin ist selbst erst vor kurzem der CDU beigetreten und hat sich von der Partei aufstellen lassen. In einer Männerdomäne durchbeißen Auch sie habe eine Hemmschwelle gehabt, da sie als Kommissarin lange in einem typischen Männerberuf gearbeitet hat: "Ich habe das 30 Jahre bei der Polizei erlebt, dass Frauen ihr Können immer mehr zeigen und immer mehr leisten müssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen." Sie wisse, wie es in einer Männerdomäne ablaufe und habe deshalb auch Bedenken gehabt: "Ich dachte, ich hätte dann ein Déjà-vu." Sie habe sich selbst gefragt, ob sie sich wieder in so eine Situation begeben und sich damit wieder dem Druck aussetzen wolle, mehr leisten zu müssen. Durch ihre Führungserfahrungen weiß sie, dass das nicht leicht ist: "Da muss man sich erstmal durchbeißen." Im Nachhinein sei sie sehr froh, diesen Schritt gegangen zu sein und habe festgestellt, dass sie sehr gut aufgenommen und ihre Vorschläge ernst genommen wurden. Grundsätzlich sehe sie auch die Nachteile einer solchen Vorgabe. "Wir tun Frauen nicht immer einen gefallen damit: Ich möchte keine Quotenfrau sein, sondern wegen meiner Leistung gewählt werden", sagt die 50-Jährige. Zudem sehe sie ein zweites Problem: "Wir müssen gucken, wie wir die Frauen in die Politik bringen." Für sie müsse oft neben Kindern und Beruf erstmal der Freiraum geschaffen werden, um sich politisch zu engagieren. Ähnlich sieht das auch Ratsfrau Meike Voßmerbäumer. "Wahrscheinlich ist es so, dass wir um eine Quote nicht drum herumkommen, wobei ich sie nicht wirklich mag", sagt sie und fügt hinzu, "Ich glaube schon, dass sie den Frauen den Einstieg erleichtert und Mut macht." Sie würde dafür stimmen, sieht allerdings darin so wie Anke Theisen nicht die alleinige Lösung des Problems: "Man kann eine Zahl festlegen, aber wir brauchen auch Frauen, die das machen wollen." Für die Wahl hätten sie 22 Kandidaten aufgestellt - fünf davon Frauen. "Mehr gab es nicht", sagt Voßmerbäumer. Politik sei für junge Frauen, die Kinder und eventuell noch einen Beruf haben, schwer vereinbar. "Wir müssen uns die Frage stellen, wie kann man Kommunalpolitik so gestalten, dass sich junge Frauen dafür wieder interessieren?", fordert Voßmerbäumer. Es könnten Sitzungen verkürzt oder flexibler gestaltet werden und müssten nicht immer abends stattfinden. Auch eine Kinderbetreuung könne angeboten werden. Die Corona-Zeit habe gezeigt, dass vieles möglich sei, was vorher noch als nicht machbar galt. Mit Quote eine echte Chance haben Dem kann sich auch Ratsfrau Marion Maw anschließen, die sich ebenfalls für flexiblere Zeiten ausspricht. Nach wie vor heiße es für Frauen: Kind oder Karriere - auch in der Politik. Grundsätzlich sei sie kein Fan der Frauenquote gewesen: "Aber da auf freiwilliger Basis nichts passiert und die Entwicklung vielleicht auch boykottiert wird, bin ich dafür." Wenn es die Quote gebe, würden die Frauen sehen, dass sie tatsächlich eine Chance haben. "Dann finden sie vielleicht auch den Mut, mitzumachen, wenn die Aussicht auf Erfolg besteht", so Maw. Und die Politik brauche die Frauen. "Wenn mehr es mehr Politikerinnen gäbe, würden wir eher Problemen bei der Bildung, dem Kindergarten und der Schulbetreuung angehen", erhofft sich die Ratsfrau. Denn bisher laste der ganze Alltag auf den Schultern der Frauen." Maw verspricht sich davon eine sozial gerechtere Welt auch für die Frauen selbst, was sich wiederum positiv auf die Beteiligung in der Politik auswirken würde.

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