Vom knappen Rückstand, zum Triumph: So wurde Anke Theisen Bürgermeisterin in Herford

Herford. Für die frisch gewählte Bürgermeisterin bleibt keine Zeit zum Durchatmen: Bereits am Dienstag, 30. September, kehrt Anke Theisen als Leiterin der Kriminalwache an ihren Arbeitsplatz zurück – wenn auch nur für kurze Zeit. Im November übernimmt die 56-Jährige dann offiziell das Bürgermeisteramt. Bis dahin gilt es, viel Neues zu lernen und viele Fragen zu klären. &bdquo;Herr Kähler hat angekündigt, eine faire und geordnete Amtsübergabe zu machen. Ich bin zuversichtlich, dass das gut funktioniert“, sagt Theisen im Gespräch mit der NW am Montag. Sie habe in den vergangen knapp 24 Stunden seit ihrem Stichwahl-Sieg gegen Amtsinhaber Tim Kähler Hunderte Nachrichten und Anrufe erhalten – die meisten mit Glückwünschen, vereinzelt gab es aber auch schon erste Anliegen. &bdquo;Die Erwartungshaltung an mich ist groß“, sagt Theisen: &bdquo;Ich muss liefern.“ Zur NW-Themenseite: Alle Zahlen und Fakten zur Kommunalwahl im Kreis Herford Theisen erobert SPD-Hochburgen in der Herforder Innenstadt .responsive23-Pes2yKLXQEeAMWuS-map-stichwahl-herford-buergermeister { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Pes2yKLXQEeAMWuS-map-stichwahl-herford-buergermeister { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Pes2yKLXQEeAMWuS-map-stichwahl-herford-buergermeister { padding-top: 142.86%; } } Um 18.57 Uhr am Sonntag trudeln Ergebnisse aus zwei Wahlbezirken ein, die sinnbildlich für den ganzen Abend stehen. Im Wahlbezirk 22 erhalten Theisen und Kähler gleichviele Stimmen, im Wahlbezirk 5 kann sich die CDU-Frau mit fünf Stimmen Vorsprung knapp den Sieg sichern. Noch vor zwei Wochen hatte Kähler beide Bezirke, teils deutlich gewonnen – doch diesmal machen die Briefwähler den Unterschied. Gerade im Bezirk der Grundschule Falkstraße zeigt sich das: Während Theisen bei den Wählern vor Ort 14 Stimmen weniger als Kähler holt, kann sie mit Hilfe der Briefwähler seinen Vorsprung wettmachen, hat am Ende fünf Stimmen mehr. Insgesamt kann Theisen sieben Wahlbezirke drehen und zusätzlich für sich gewinnen. Kähler dagegen gelingt es nicht, einen zusätzlichen Bezirk zu holen – im Gegenteil. Selbst in seinen bisherigen Hochburgen in der Innenstadt verliert er an Rückhalt. Besonders auffällig ist das im Wahlbezirk 19 im Süden Herfords: Dort hatte er in der ersten Runde noch knapp geführt, nun siegt Theisen mit einem deutlichen Vorsprung von mehr als 200 Stimmen. Interview mit Anke Theisen: &bdquo;Die Herforder wollen kein weiter so“ Die ersten Worte der neuen Bürgermeisterin in Herford Die &bdquo;Hetzkampagne“ hat Theisen belastet Für Theisen ist es ein zutiefst emotionaler Wahlabend: Die Anspannung und die Last der vergangenen Wochen und Monate fallen von ihr ab, sagt sie im NW-Gespräch. Zu den ersten Gratulanten gehören ihre beiden erwachsenen Söhne, die den ganzen Abend über fest an ihrer Seite bleiben. &bdquo;Sie wissen, wie es in mir aussieht, auch wenn ich nach außen lächle“, sagt sie. Die &bdquo;Hetzkampagne“, vor allem kurz vor dem ersten Wahlgang, habe viel in ihr bewegt. Doch Aufgeben sei für sie nicht infrage gekommen. Wie sie aus 105 Stimmen Rückstand mehr als 1.000 Stimmen Vorsprung machen konnte? &bdquo;Dank meines Teams“, sagt sie. In den vergangenen zwei Wochen sei man gemeinsam noch einmal von Tür zu Tür gegangen. Unterstützung habe sie zudem von Kollegen aus anderen Parteien bekommen, die aktiv Wahlkampf betrieben hätten: &bdquo;Dieser Schulterschluss ist alles andere als selbstverständlich.“ Die Sozialdemokraten sind derweil dabei, das Wahlergebnis zu verdauen. &bdquo;Wir sind enttäuscht“, sagt Stadtverbandschefin Sarah Heitkemper im Gespräch mit der NW. &bdquo;Wir hätten uns gewünscht, dass die Projekte und Ideen, die wir angestoßen haben, weitergeführt werden. Aber wir nehmen das Ergebnis an und akzeptieren den Wählerwillen.“ Zum Thema: Die erste Frau an der Spitze: Hier gratuliert Kähler der neuen Bürgermeisterin Wer folgt Tim Kähler als SPD-Spitzenmann? Noch am Montagabend wollten sich die führenden Köpfe der Partei zusammensetzen und eine erste Analyse wagen. &bdquo;Wir müssen uns erst einmal intern sortieren und in Ruhe beraten“, so Heitkemper. Klar sei aber: Auch personell stehen Entscheidungen an. Tim Kähler werde sich, wie er am Wahlabend gegenüber der NW bereits angekündigt hat, weitgehend aus der Herforder Politik zurückziehen – nicht zuletzt, weil er kein Ratsmandat hat. &bdquo;Wir haben lange darüber diskutiert und uns schließlich entschieden, ihn nicht für den Rat aufzustellen. Für eine Herausforderin wäre ein Ratsmandat eine Art Absicherung gewesen, bei einem Amtsinhaber hätte das allerdings einen seltsamen Beigeschmack gehabt“, erklärt Heitkämper. Wer Kähler als SPD-Spitzenmann nachfolgt, ist derzeit noch völlig offen. Eines stehe für Heitkemper jedoch fest: Trotz des harten und teils hitzigen Wahlkampfs müssten SPD und CDU nun an einem Strang ziehen, sich zusammenraufen. &bdquo;Es geht um das Wohl der Stadt“, betont sie. &bdquo;Wir sind, wie schon in den letzten Jahren, gesprächsbereit – man kann uns jederzeit ansprechen.“ Kommentar: Anke Theisen ist Bürgermeisterin – ein Wechsel mit Signalwirkung Theisen erhält Glückwünsche aus mehreren Richtungen Zur kleinen Wahlparty im Rathaus schauen am Sonntagabend auch Vertreter anderer Parteien vorbei. Udo Gieselmann von den Bürgern für Herford, der als Bürgermeisterkandidat vor zwei Wochen auf etwas mehr als neun Prozent war, zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis: &bdquo;Das wird gut für Herford“, meint er. Ähnlich zeigt sich FDP-Kandidatin Ricarda Heeper in den Sozialen Netzwerken. Auch Michel Schneidermann, neues AfD-Ratsmitglied, hat Theisen zum Wahlsieg im Namen der Partei gratuliert. &bdquo;Wir freuen uns ausdrücklich darüber, dass die Amtszeit von Herrn Kähler nun beendet ist“, sagt er. &bdquo;Wir wünschen uns, dass Frau Theisen im Rat und im Amt einen fairen und respektvollen Umgang pflegt – anders, als wir es in der Vergangenheit von Herrn Kähler erlebt haben.“ Am heutigen Dienstag werde sich die neue AfD-Ratsfraktion konstituieren. Für Oliver Galling (UfH), bekanntermaßen Unterstützer von Tim Kähler, kommt das Wahlergebnis überraschend. &bdquo;Die Themen Erfahrung und Kompetenz haben in diesem Wahlkampf überhaupt nicht gezogen. Das haben wir vollkommen falsch eingeschätzt“, sagt er. Die CDU habe die emotionale Karte gezogen und damit nun gewonnen. Nun heiße es &bdquo;Krönchen richten und weitermachen.“ Für Claudio Vendramin von den Grünen und ebenfalls Kähler-Unterstützer ist es wichtig, dass die Stadt trotz fehlender Verwaltungserfahrung Theisens trotzdem vorankommt. &bdquo;Ein Investitionsstopp darf es nicht geben, aber ich glaube, das lässt sich machen“, sagt er. Eine schwarze Null brauche es nicht. Große Umfrage: Was die Herforder von der neuen Bürgermeisterin erwarten

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