Auf diesem Friedhof vertreibt ein Wüstenbussard die Kaninchen

Herford. Ein leises Klingeln der Schellen an den Fängen verrät Falknerin Sara Russo, wo ihr amerikanischer Wüstenbussard Diaz gerade unterwegs ist - auch wenn sie ihn für einen Moment aus den Augen verloren hat. Den scharfen Augen des zwei Jahre alten Greifvogels entgeht nichts, was sich unter ihm abspielt. Lockt Sara Russo winkend mit einem Stückchen Fleisch, fliegt er los von seinem Platz in einem hohen Baum und fängt im Flug, was die Falknerin in die Luft wirft. Dass ihnen regelmäßig Gefahr auf dem bis dahin so friedlichen Erika-Friedhof droht, das haben die Kaninchen erkannt. Ihnen gilt der Einsatz des stattlichen Vogels. "Angehörige waren traurig, wenn die Kaninchen frisch gepflanzte Blumen abgefressen haben" "Wir hatten im Frühjahr und Sommer ein echtes Kaninchen-Problem auf dem Friedhof", sagt Verwalterin Melanie Heaps. "Die Tiere waren sehr zutraulich und sind kaum aus dem Weg gehoppelt, wenn Menschen näher kamen. Angehörige waren aber sehr traurig, wenn die Tiere frisch gepflanzte Blumen abgefressen haben. Und die mögen sie unheimlich gern. Der Friedhof ist für sie ein Schlaraffenland." Die Kaninchen haben ihre Baue sogar unter Grabsteinen und dem großen Wegekreuz gebuddelt. Eine normale Bejagung der Langohren ist auf dem Friedhof nicht erlaubt. Aber Melanie Heaps hatte vom Einsatz von Greifvögeln auf Friedhöfen gehört. Der ist möglich mit Genehmigung der Jagdbehörde. Beim Googeln im Internet stieß Heaps auf Sara Russo aus Bünde, die nebenberuflich als Falknerin arbeitet. "Sie macht zwei- bis dreimal die Woche einen Gang mit ihrem Vogel über den Friedhof", sagt Heaps. "Das schöne, junge Tier hat noch kein Kaninchen erwischt, aber die lassen sich dennoch nicht mehr blicken und die Schäden an Pflanzen sind weniger geworden. Die Angehörigen sind begeistert. Wir werden das wohl so weiter führen." Falknerin spricht von jagdlicher Vergrämung Seit Oktober ist Sara Russo auf dem Friedhof unterwegs. Sie kommt zu verschiedenen Tageszeiten. "Die Kaninchen sind nicht dumm und gewöhnen sich sonst an regelmäßige Rhythmen", weiß Melanie Heaps. "Die Wildtiere wissen ja auch, wann die Jagdsaison beginnt." Sara Russo spricht aber nicht von einer Jagd auf dem Friedhof, sondern von "jagdlicher Vergrämung", die auch Tauben gelten kann. Sollte ihr Vogel dennoch einmal ein Kaninchen packen, wird sie es mit dem Messer erlösen und später verfüttern, sagt sie. Die 26-Jährige hat einen eingeschränkten Jagdschein ohne Waffenkentnisse und 2017 ihren Falkner-Jagdschein erworben. Im Hauptberuf ist sie umweltschutztechnische Assistentin beim Entsorger Berg in Hiddenhausen. Langfristig kann sie sich aber vorstellen, von der Falknerei zu leben. Kaninchen und Tauben werden unsicher und fühlen sich nicht mehr wohl "Ich lassen den Vogel fliegen. Der macht dann sein Ding. Kaninchen und Tauben werden unsicher und fühlen sich nicht mehr wohl", sagt Russo. Anfangs wurden noch Kaninchen auf dem Friedhof beobachtet, doch das wurde immer weniger. Die Falknerin hat den inzwischen zwei Jahre alten Wüstenbussard Diaz und das sechs Monate alte Weibchen Sunny bei einem Züchter gekauft. "Die Tiere müssen dann Vertrauen zu mir aufbauen, lernen auf den Handschuh zu fliegen und dass es Futter nur auf der Hand gibt. Das Fliegen kommt von alleine. Er weiß, dass er es bei mir sicher hat und er kommt auch wegen dem Futter zurück auf meine Hand." Wenn der Vogel Beute macht, tauscht Sara Russo die gegen Fleisch. Auch außerhalb des Friedhofs stehen das Jagen und Töten für sie nicht im Mittelpunkt. Die Falknerin bietet Flugshows an und besucht Einrichtungen wie Kindergärten und Seniorenheime aber auch Mittelaltermärkte, um ihre Wüstenbussarde und eine Schleiereule vorzuführen. Gern würde sie ihre Aktivitäten ausbauen. "Ich suche ein Grundstück mit einem riesengroßen Garten ohne Nachbarn", sagt sie. "Da würde ich ,Millionen' Tiere halten." Sara Russo hat eine eigene Homepage: www. falknerei-aves.de

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