Buddeln sich bis unter die Särge: Auf Friedhof in Bünde werden Kaninchen gejagt

Bünde. Es dauert keine fünf Minuten, da ist auch schon das erste Kaninchen auf dem Alten Friedhof in Ennigloh in Sicht. Mitten am Tag und in aller Seelenruhe sitzt das Tier einen kurzen Moment in der Sonne, ehe es sich in seinen Bau zurückzieht. Es scheint bei Weitem nicht das einzige Exemplar zu sein. Zahlreiche Kaninchenlöcher pflastern das Grabfeld, fast jede zweite Grabstätte ist zum Schutz eingezäunt. Warnschilder weisen auf Stolpergefahr hin. Ein Leser hat sich bei der NW über die Schäden beschwert, die die Wildkaninchen seit Jahren auf dem Friedhof anrichten und gefragt, ob die Stadt etwas gegen die Plage unternimmt. &bdquo;Wir haben schon künstliche Pflanzen eingesetzt, aber selbst die haben die Tiere ausgegraben“, berichtet der Betroffene. Er betont, dass er und seine Frau nicht länger bereit seien, dreimal im Jahr das von ihnen betreute Grab neu zu bepflanzen. &bdquo;Die Kaninchen graben sich teilweise bis unter die Särge. Das ist dann nicht besonders appetitlich“, schildert der Mann. Kaninchen-Probleme auf Bünder Friedhof sind seit Jahren bekannt Er fragt sich, ob der Bau eines Kaninchenschutzes in Form eines Zaunes rund um die Gräber überhaupt erlaubt sei und findet: &bdquo;Irgendeine Lösung muss doch gefunden werden. Von anderen Friedhöfen hört man solche Zustände nicht.“ Zum Thema: Ist das die rettende Idee? Lösung für die Bünder Friedhofskapelle in Sicht Auf Anfrage der NW bestätigt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz, dass die Probleme mit Schäden durch Kaninchen auf dem Alten Friedhof in Ennigloh seit Jahren bekannt seien. Grundsätzlich seien auf allen Friedhöfen im Stadtgebiet Kaninchen unterwegs, allerdings würden diese nicht überall Schäden in diesem Ausmaß verursachen. Daher sei die Stadt bereits seit dem Jahr 2020 &bdquo;intensiv mit der Suche nach einer Lösung beschäftigt“, heißt es aus dem Rathaus. Diese Lösung stellt sich allerdings alles andere als unkompliziert dar, was wohl den langen Zeitraum zwischen dem Auftauchen des Problems und dem Finden einer möglichen Abhilfe erklärt. Jagdbeirat vom Kreis Herford muss Jagd auf Kaninchen erlauben Denn Greiner-Rietz weist darauf hin, dass &bdquo;Kaninchen unter das Jagdgesetz fallen“. Da der Friedhof jedoch ein sogenannter &bdquo;befriedeter Bereich“ sei, müsse beim Jagdbeirat des Kreises Herford in jedem Jahr eine Befreiung beantragt werden. Diese werde aufgrund der dichten Bebauung in Ennigloh jedoch &bdquo;nur für die Bejagung mit Frettchen, Greifvögeln und Fangnetzen erteilt“. Da diese Methode allerdings nicht sehr verbreitet sei, habe es geraume Zeit gedauert, einen Jäger zu finden, der Falkner und Frettchenjäger ist. &bdquo;Schlussendlich konnte Kontakt zu einer Person aufgenommen werden, die in ihrer Freizeit mit Frettchen und Greifvögeln jagt, sodass wir einer Lösung nähergekommen sind“, teilt Greiner-Rietz mit. Der erste Jagdtermin nach Auffinden eines geeigneten Jägers sei Mitte Oktober 2023 gewesen, da die Bejagung von Altkaninchen nur zwischen dem 1. Oktober und 28. Februar erlaubt sei. Jungtiere dürften zwar ganzjährig bejagt werden, könnten aber mit dieser Methode nicht separat gefangen werden, &bdquo;da die Frettchen und Greifvögel nicht zwischen Alt- und Jungtieren unterscheiden“. Kaninchenseuche breitet sich auf Bünder Friedhof aus Nach einem guten Jagderfolg in 2023 mit insgesamt 32 Fängen sei die Bejagung im Jahr 2024 fortgeführt worden. Dabei sei festgestellt worden, dass eine Kaninchenseuche auf dem Friedhof angekommen sei. Dabei handelt es sich nach Angaben der Stadt um die sogenannte Kaninchenpest (Myxomatose). Bei Infizierung einer Population überleben nach Angaben von Experten meist nur wenige Tiere den Ausbruch der Seuche. So schreibt beispielsweise der Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen auf seiner Internetseite: &bdquo;Bei Wildkaninchen kommt es deutschlandweit immer wieder zu Myxomatose-Ausbrüchen mit Mortalitätsraten von bis zu 90 Prozent.“ Für den Menschen ist das Virus nach Expertenangaben nicht lebensgefährlich. Allerdings sollte ein direkter Kontakt mit erkrankten Tieren vermieden werden, da dies unter Umständen eine schwere Bindehautentzündung auslösen könnte. Kaninchenbestand auf Bünder Friedhof wird zurückgehen Aufgrund dieser Seuche werde sich die Wildkaninchen-Population auf dem Alten Friedhof in Ennigloh in Zukunft aller Voraussicht nach verringern, teilt Greiner-Rietz mit. Denn bei den Ortsbegehungen mit dem Jäger seien nur noch wenige Jungtiere gesichtet worden. Und diese hätten häufig Krankheitssymptome gezeigt. Alttiere hätte es mehr gegeben, da diese wahrscheinlich resistent gegen das Virus seien. Diese seien allerdings zu erfahren, um sich fangen zu lassen. Dennoch sei davon auszugehen, dass durch die natürliche Verringerung des Kaninchenbestandes auch die Schäden auf dem Friedhof zurückgehen würden. Zum Thema: Deshalb kümmert sich ein Bünder Bestattungshaus auch um Abo-Kündigungen In der Zwischenzeit dürften Besitzer der Gräber tätig werden. Allerdings nur insoweit, &bdquo;dass die Kaninchen nicht verletzt oder geschädigt werden, da sie artenschutzrechtlich und jagdlich geschützt sind. Das Ausbringen von Gift oder anderen schädigenden Substanzen, das Fangen von Tieren sowie das Aufgraben von Bauten sind verboten“, betont Greiner-Rietz. Ob das Einzäunen von Gräbern zum Schutz vor Kaninchen erlaubt ist, wird daraus nicht deutlich. Laut der Friedhofssatzung der Stadt ist &bdquo;das Einfassen der Grabstätte mit Hecken, Feldsteinen, Metall, Kunststoff, Glas oder Ähnlichem“ aber unzulässig. Ausnahmen könnten jedoch zugelassen werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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