Herford

Pflegeschule auf dem Bildungscampus: HDZ und Herford verhandeln

CDU-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann unterstützt SPD-Bürgermeister Tim Kähler, der sich mit den geplanten 300 Ausbildungsplätzen einer Pflegeschule noch lange nicht am Ziel sieht

Der Herforder Bildungscampus wird zur Heimat für die Pflegeschule des Klinikums Herford, des Lukas-Krankenhauses Bünde und des Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrums. | © Peter Steinert

Peter Steinert
15.11.2019 | 15.11.2019, 13:52

Herford. Eine Pflegeschule für das Klinikum Herford, das Lukas-Krankenhaus Bünde und das Bad Oeynhausener Herz- und Diabeteszentrum mit 300 Ausbildungsplätzen gehört auf den Bildungscampus. Davon zeigte sich Bürgermeister Tim Kähler (SPD) stets überzeugt. Und stieß auf Widerstand, weil Teile der Kreispolitik diesen Überlegungen nicht folgen mochten. Unterstützung erhielt Kähler dennoch – durch NRW–Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Kosten, Konstellationen und Standorte waren zuvor in Herford aufgestellt und verworfen worden. Bis Laumann in Düsseldorf ein Machtwort spracht (nw.de berichtete kürzlich). Unverhofft sprang ein CDU-Landespolitiker dem SPD-Lokalpolitiker zur Seite.

CDU hatte große Skepsis, dass die Pflegeschule am Bildungscampus landen kann

Denn noch im Juli hatte die CDU im Kreis Herford „große Skepsis, dass die Pflegeschule am Bildungscampus landen kann". Fraktionschef Michael Schönbeck sagte weiter: „Wir haben nicht das Gefühl, dass der Herforder Bürgermeister zeitnah eine Lösung auf dem Bildungscampus anbieten kann."

Die ehemalige britische Lister-School soll für die nächsten Jahre die Schülerinnen und Schüler der Krankenplege aufnehmen. - © Peter Steinert
Die ehemalige britische Lister-School soll für die nächsten Jahre die Schülerinnen und Schüler der Krankenplege aufnehmen. | © Peter Steinert

Schönbeck schlug als Alternative die frei werdende Fachschule für Agrarwirtschaft an der Ravensberger Straße in Herford vor, die ohnehin im Eigentum des Kreises ist. Die SPD-Kreisfraktion verpasste diese CDU-Vorlage zur Rückendeckung für ihr Stadtoberhaupt in der Hansestadt.

Wobei die Politiker des Kreises womöglich den Zeitdruck und eine Ausbildungs-Kooperation des Bünder Lukas-Krankenhauses mit dem HDZ unterschätzten. Denn schon im Sommer war absehbar, dass Krankenschwestern und Krankenpfleger zum kommenden Schuljahr 2020/2021 nicht mehr in Bünde unterrichtet werden könnten, weil das Gebäude abgängig ist.

Laumanns Initiative hat gute Gründe, da das Land NRW 50 Prozent der Anteile am HDZ hält. Und weil der Gesundheitsminister davon überzeugt ist, dass die Ausbildungsquote am HDZ von zuletzt 25 Plätzen auf 100 Plätze bis 2021 gesteigert werden soll. 75 dieser Ausbildungseinheiten entfallen künftig auf Herford, die weiteren 25 auf die Pflegeschule der Mühlenkreiskliniken Minden-Lübbecke.

Unmittelbar nach den Juli-Diskussionen musste Karl-Josef Laumann aktiv geworden sein. Tim Kähler: „Ich habe eine Anfrage vom Aufsichtsrat des HDZ erhalten. Der wollte wissen, welche Probleme es gebe. Daraufhin habe ich dem Aufsichtsrat mitgeteilt, dass wir nicht das Problem sind. Das ist dem Minister mitgeteilt worden. Und dann ist der aktiv geworden." Herfords Stadtoberhaupt: „Inzwischen gibt es direkte Verhandlungen zwischen der Stadtentwicklungsgesellschaft Herford und dem HDZ, um das zu realisieren."

In zwei bis drei Jahren soll eine dauerhafte Lösung realisiert werden

Übergangsweise werde die Krankenpflege-Ausbildung nun ab dem Schuljahr 2020/21 für zwei bis drei Jahre in der ehemaligen britischen Lister-School gestartet, die dem Vernehmen nach auf Kosten des HDZ wieder instand gesetzt wird. Das sei auch der Zeitrahmen, um eine dauerhafte Lösung zu realisieren.

„Eine Variante ist, dass wir zwei weitere Blocks der ehemaligen Wentworth-Kaserne für die Pflegeschule umgestalten. Wir können auch gegebenenfalls neu bauen. Aber das wird jetzt geprüft", sagt Tim Kähler. Beide Seiten seien auf der Suche nach einer dauerhaften Lösung.

Derzeit steht die Ausbildung der Kranken-, aber auch der Altenpflege vor Veränderungen. Möglich, dass die gesamte Ausbildung oder Teile zusammengeführt werden. Was auch Herford betreffen würde. „Ich gehe davon aus, dass die reformierten Ausbildungsgänge in Herford Platz finden werden", sagt der Bürgermeister.

Fest stehe, dass es einen massiven Bedarf an diesen Fachkräften gebe. „Ich bin Minister Laumann sehr dankbar, dass er mit dem Standort Herford eine gute Entscheidung für die gesamte Region getroffen hat, weil das für OWL die Chance ist, dem Fachkräftemangel aktiv zu begegnen", sagt Tim Kähler, der sich nicht auf die zuletzt genannten 300 Pflege-Ausbildungsplätze auf dem Bildungscampus festlegen will. Er möchte sich am Bedarf orientieren.

„Es gibt Märkte. Und die müssen wir uns erschließen. Es gibt Nutzungsmöglichkeiten. Und deswegen können das auch gerne mehr sein. Das können wir realisieren, wenn es gewünscht ist", sagt Tim Kähler.