
Herford. Zum 1. September steigen die Taxi-Preise. Jetzt beschloss der Kreisausschuss, dass die Tarife um knapp zehn Prozent angehoben werden. Herford bewegt sich auf einem Level mit anderen OWL-Kreisen. „Gut, das es so ist. Hätte aber früher sein müssen, weil Bielefeld, Gütersloh oder Paderborn schon eher die Tarife angepasst haben", sagt Stefanie Freitag. Für die Herforder Taxi-Chefin bedeuten die Mehreinnahmen nur geringe Entlastung. Anhaltenden Druck bereiten Mitbewerber, die statt Taxen Mietwagen ins Rennen um die Kundschaft schicken.
Das Geschäft ist härter geworden. Weniger Kunden, höhere Kosten. Angeblich sollen Schwarzfahrer ohne Zulassung unterwegs sein. Auf jeden Fall ist die Anzahl der Mietwagen angestiegen. Stefanie Freitag: „Erst im vergangen Jahr hat ein Unternehmen Insolvenz angemeldet und macht auf anderem Namen mit Mietwagen weiter."
Vorgaben für Fahrdienste sollen aufgelockert werden
Diese Firmen können theoretisch auf Unterstützung aus Berlin hoffen, weil die große Koalition eine Modernisierung des Personenbeförderungsrechts plant. Mit dem Gesetzt sollen die bislang noch strengen Vorgaben für Fahrdienste aufgelockert werden. Das gilt insbesondere für Mietwagen, die derzeit nach einer Fahrt zum Ausgangspunkt, also ihrem Betriebsgelände zurückkehren müssen.
Nur Taxen dürfen an den für sie ausgewiesenen Ständen halten oder unterwegs Fahrgäste aufnehmen. Nachtschwärmer, etwa an den beiden Herforder Großdiskotheken haben jedoch schon jetzt die Wahl zwischen Taxi und Mietwagen, weil das Straßenverkehrsamt nicht kontrolliert.
Mietwagen machen uns das Leben zur Hölle
Stefanie Freitag, mit 14 Fahrzeugen die Nummer 1 in der Hansestadt: „Bis November war ein Sachbearbeiter der Kreisverwaltung für die Taxen zuständig. Doch der ist versetzt worden, zum 1. Juli soll ein Nachfolger kommen. In der Zwischenzeit kontrolliert niemand. Auch nicht die Mietwagen, die uns das Leben zur Hölle machen. Wir haben inzwischen den Verband eingeschaltet."
Fahrgäste könnten allerdings vom derzeitigen Zustand profitieren, weil Mietwagen günstiger sind und deren Fahrer mit ihren Kunden einen Festpreis ausmachen können – wenn die Kunden denn wissen, bei wem sie einsteigen. Denn Mietwagen sind auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen.
Im Gegensatz zu den elfenbeinfarbenen Fahrzeugen der Taxiunternehmen. Deren Inhaber müssen die vom Kreis Herford festgelegten Tarife nehmen und sind gehalten, den geeichten Taxameter einzuschalten. Der springt beim Einschalten an Werktagen (6 bis 22 Uhr) demnächst auf 3,50 Euro. Bislang waren es 3,20 Euro. An Sonn- und Feiertagen werden es 4 Euro statt 3,70 Euro sein. Der Kilometerpreis beträgt künftig 2,20 Euro (vorher 2 Euro) an Werktagen, an Sonn- und Feiertagen sind es 2,30 Euro (2,10 Euro).
Die Unternehmen hatten über ihren Verband die Erhöhungen gefordert und das mit dem steigenden Mindestlohn sowie zusätzlichen Kosten bei der Anschaffung und Eichung von Taxametern, als auch teureren Fahrzeugen und Reparaturen begründet.
Der Preis-Anstieg lässt sich auch mit der gesetzlichen Beförderungs- sowie Betriebspflicht begründen. Demnach muss der Taxifahrer alle Fahrgäste befördern. Selbst dann, wenn nach langer Wartezeit am Bahnhof der nächste Kunde nur um ein paar Häuserecken kutschiert werden möchte.
Mobilitätsgarantie in tiefer Nacht und an hohen Feiertagen
Und wegen der Betriebspflicht sind bei Taxi-Unternehmen mehr Fahrer fest angestellt, als in Mietwagenfirmen. Das sichert Fahrgästen im Kreis Herford eine gewisse Mobilitätsgarantie – in tiefer Nacht und an hohen Feiertagen.
Unterdessen verfolgen die heimischen Taxiunternehmen die Pläne der Bundesregierung mit zunehmender Skepsis. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will das Mietwagengewerbe liberalisieren, was Internet-Fahrdienste stärken würde. Wenngleich „Uber" oder „Mytaxi" im Kreis Herford dem Vernehmen nach noch kein Thema sein sollen. Die Konkurrenz sitzt im Mietwagen nebenan.