Horror-Wohnblock in einem Bünder Stadtteil steht zum Verkauf

Bünde. Die Zustände in den Wohnungen sind katastrophal: Die Bewohner haben zum Teil kein fließendes Wasser, Ungeziefer macht sich breit, eine ehemalige Mieterin fand Rattenbabys im Brotkorb in der Küche, und in unzähligen Ecken breitet sich Schimmel aus. Und das ist noch nicht einmal alles, was die Hausverwaltung eines Wohnblocks in Spradow ihren Mietern zugemutet hat – und weiterhin zumutet. Offenbar gibt es jetzt sogar einen Interessenten, der das marode Gebäude kaufen will. Das geht aus einem Schreiben der Hausverwaltung an die Mieter hervor. Besonders schlimm an den aufgezählten Mängeln ist wohl die Tatsache, dass alles noch &bdquo;im rechtlich zulässigen Rahmen“ sei. Sogar, dass in einer Wohnung nur Wasser aus dem Hahn der Badewanne kommt – und zwar ausschließlich da – ist offensichtlich noch kein Zustand, der von einem Mieter vor einem Gericht beanstandet werden könnte. Im Sommer 2023 machten die Mieter der 30 Wohnungen ihrem Unmut Luft, holten sich Hilfe von einem Anwalt und auch die örtlichen Politiker schalteten sich ein. Die damalige Hausverwaltung, die Belvona GmbH, ließ es angesichts der Wohnumstände auch nicht an Zynismus mangeln und postierte auf einer Rasenfläche vor dem Wohnblock am Amselweg ein Werbeschild mit der Aufschrift &bdquo;Belvona. Wir tun alles, damit auch Sie schöner wohnen!“ Für die Mieter wie ein Schlag ins Gesicht. Lesen Sie auch: Ex-Belvona-Blocks in Bünde überprüft Ständige Eigentümerwechsel erschweren Klagen und Beschwerden Beizukommen war der Belvona zudem auch nur schwer. Antworten auf Beschwerden bekamen die Mieter laut deren Auskunft nie. Problematisch für Mieter und deren Anwalt ist denn auch ein gelegentlicher Wechsel der Hausverwaltungen, denn kurz nachdem die Wohnumstände öffentlich wurden und sich auch die Stadt Bünde als Bauordnungsbehörde einschaltete, nachdem auch Brandschutzmängel zutage getreten waren, hieß die neue Hausverwaltung MVGM mit Sitz in Hannover. Eigentümerin ist hingegen die &bdquo;Silver Wohnen 3 GmbH“. Unter dem Namen &bdquo;Silver Wohnen“ finden sich verschiedene Gesellschaften mit jeweils unterschiedlicher Nummerierung von 2 bis 9. .responsive23-rL8AMA1VOg7q9vjP-choro-gebietstypische-bodenrichtwerte { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-rL8AMA1VOg7q9vjP-choro-gebietstypische-bodenrichtwerte { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-rL8AMA1VOg7q9vjP-choro-gebietstypische-bodenrichtwerte { padding-top: 142.86%; } } Vonseiten der Lokalpolitik bekamen die Mieter, die zum Teil Jahrzehnte in dem mehr als 50 Jahre alten Wohnblock leben, Beistand. So stand die Linke beratend zur Seite und empfahl den Bewohnern, die Miete zu kürzen. Gegenüber den Gerichten fehlen aber die Nachweise über erbrachte Handwerkerleistungen, die nach Beschwerden vorgenommen worden sein sollen. Denn: &bdquo;Die Hausverwaltung hat eigene Handwerker und es gibt keinen Nachweis über erbrachte Leistungen, weil keine Rechnungen existieren“, sagte damals Alexandra Palsbröker von der Linken. Bauen, Mieten, Wohnen: Wo wird im Kreis Herford gebaut? Hier entstehen neue Wohngebiete Anwohnerin rät potenziellem Käufer von Spradower Gebäude ab Wie erschütternd die Wohnumstände sind, schildert Tina G. (Name geändert) der Neuen Westfälischen. Die Frau hat es mittlerweile geschafft, mit ihren Kindern aus dem Wohnblock am Amselweg in Spradow auszuziehen. Zehn Jahre hat sie dort auf 77 Quadratmeter gewohnt und zahlte zum Schluss 900 Euro Warmmiete. Tina G. bemängelte unter anderem ein zu niedriges Balkon-Geländer, das eine Gefahr für ihren kleinen Sohn darstellt. Außerdem habe dort ein Kabel heruntergehangen. Sie war es auch, die plötzlich Rattenbabys im Brotkorb in der Küche fand. &bdquo;Ende März, wenige Tage vor unserem Auszug, war jemand da und hat sich den Wohnblock angesehen. Der Mann war vielleicht 30 Jahre alt“, sagt Tina G. im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Offenbar handelte es sich um einen potenziellen Käufer für das Objekt, der bereits in dem Schreiben der Hausverwaltung angekündigt worden war. Auch interessant: Wohnbauprojekt &bdquo;Erdbeerfeld“: Investor will in Bünde im Frühling starten Interessenten wird nur Musterwohnung gezeigt Eine Nachbarin habe ihn im Hausflur wohl noch gewarnt und gesagt, dass er das Gebäude in dem Zustand auf keinen Fall kaufen solle. Als Antwort sei laut Tina G. von ihm nur gekommen: &bdquo;Ja, aber das ist ja alles noch im rechtlich zulässigen Rahmen“. Da wusste man, woran man war. Hin und wieder würden auch Interessenten für Wohnungen dort gesehen. &bdquo;Denen wird dann aber nur die Musterwohnung gezeigt“, weiß Tina G. &bdquo;Die ist frisch renoviert und wird für 540 Euro kalt angeboten.“ Sie wohnt mit ihren beiden Kindern mittlerweile in einem anderen Teil von Bünde in einer &bdquo;sehr schönen Wohnung, in der man sich auch wohlfühlen kann“, sagt sie. Wegen der Umstände hatte sie die Miete in Absprache mit ihrem Anwalt gekürzt. Nach ihrem Auszug legte die Hausverwaltung nach: &bdquo;Ich soll 6.127 Euro nachzahlen. 3.000 Euro davon sollen angeblich Nebenkosten sein“, sagt Tina G. und ergänzt. &bdquo;Das liegt jetzt beim Anwalt.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Unternehmen spricht von &bdquo;spannender Lage“ in Bünde Der Wohnblock dürfte ebenfalls im Internet inseriert sein. Dort bietet die Seil Real Estate GmbH eine Wohnanlage an, die exakt auf den Wohnblock am Amselweg in Spradow passt. Das Exposé wirbt für ein Gebäude von 1971 und 2.150 Quadratmeter vermietbarer Fläche auf einem 2.400 Quadratmeter großen Grundstück. Eine Adresse steht nicht explizit dabei. Lediglich von Bünde im Kreis Herford ist die Rede und dass Interessenten die Adresse vom Anbieter erhalten würden. Das Angebot ist mit dem zynischen, aber leider wohl auch treffenden Titel &bdquo;Wohnanlage in spannender Lage“ überschrieben. Bei einer telefonischen Anfrage der Neuen Westfälischen bei der Seil Real Estate GmbH am Freitag meldete sich ein Mitarbeiter, der die Anfrage an einen Vorgesetzten oder Bearbeiter weiterleiten wollte. Ein Rückruf blieb bis Redaktionsschluss aus.

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