„Wir möchten auch einkaufen“: Seniorin beklagt Stolperfallen in der Stadt Bünde

Bünde. Die Reifen ihres Rollators drehen sich, als Norma Schulte über das Kopfsteinpflaster am Tönnies-Wellensiek-Platz in der Bünder Innenstadt geht. Sie hat Schwierigkeiten, voranzukommen, denn die sich drehenden Reifen bremsen den Rollator. &bdquo;Auf Kopfsteinpflaster merkt man es sehr“, sagt die 77-Jährige. &bdquo;Bei Nässe und Schnee ist es noch schlimmer“, wirft eine Passantin ein, die ebenfalls mit einem Rollator unterwegs ist. Norma Schulte lebt seit einem Jahr mit ihrem Ehemann in Bünde. &bdquo;Ich bin in Löhne aufgewachsen“, erzählt sie im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Lange Zeit, rund 25 Jahre hat sie mit ihrem Ehemann in München gelebt, bis sie 2012 erst nach Herford und vergangenes Jahr schließlich nach Bünde zogen. Grund für den Umzug in die Elsestadt war ein Schlaganfall, den Norma Schulte erlitten hat. &bdquo;Seitdem bin ich im Gehen beeinträchtigt“, erzählt sie. Eine barrierefreie Wohnung musste also her. Und die fanden sie und ihr Ehemann in Bünde. In dem gleichen Haus, wo auch schon Norma Schultes Mutter gewohnt hat. Zwei Stürze im Stadtgebiet Seit ihrem Umzug nach Bünde geht die 77-Jährige am Rollator. Mittlerweile hat sie sich schon ein zweites Modell zugelegt – denn mit dem ersten traut sie sich nicht mehr vor die Tür. &bdquo;Damit habe ich mich zweimal hingelegt“, berichtet sie. &bdquo;Einmal auf dem Gehweg an der Bahnhofstraße und einmal an der Else“. Bis auf ein paar blaue Flecken habe sie sich bei den Stürzen glücklicherweise nicht verletzt. Schulte kritisiert, dass es auf den Gehwegen im Stadtgebiet einige Unebenheiten gebe, die vor allem für Menschen gefährlich seien, die auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen seien. Eine dieser Unebenheiten war Grund für ihren Sturz auf dem Frühlingsweg an der Else. Dort sei sie in einem Schlagloch in der Pflasterung hängen geblieben. Der Großteil der Schlaglöcher auf dem gepflasterten Fußweg sind mittlerweile von der Stadt ausgebessert worden, allerdings mit Asphalt. Durch das unterschiedliche Material bleiben also trotzdem noch Unebenheiten übrig. Mehr Sicherheit durch neuen Rollator Der neue Rollator von Norma Schulte ist ein spezieller &bdquo;Outdoor“-Rollator mit Luft-Bereifung. Die Reifen sind besonders robust bei unebenem Boden. Ihr erster Rollator hatte Vollgummi-Reifen, die sind dünner und kleiner. &bdquo;Das ist eigentlich Standard“, sagt Schulte. Für beide Rollatoren hat die Seniorin insgesamt rund 530 Euro bezahlt. 150 Euro davon habe ihre Krankenkasse übernommen. Lesen Sie auch: Eine der kaputtesten Straßen Bündes wird saniert Zwar fühle sie sich mit ihrem neuen Rollator weitaus sicherer, dennoch würde sie sich noch mehr Barrierefreiheit in der Stadt wünschen. &bdquo;Zum Beispiel mehr abgesenkte Bordsteine“, sagt sie. Sind die nicht vorhanden, vor allem bei vergleichsweise hohen Bordsteinkanten, erschwert das mobil eingeschränkten Menschen das Überqueren von Straßen. Norma Schulte muss dann ihren Rollator anheben, um auf den Bürgersteig zu gelangen. Am Gehweg an der Ortstraße (hinter dem Rathaus) sind entsprechende Absenkungen bereits zu finden. &bdquo;Seitdem ist das hier deutlich besser“, sagt die 77-Jährige bei einem Spaziergang durch die Stadt. Stadt äußert sich Auch das Kopfsteinpflaster in der Fußgängerzone bemängelt sie. Menschen, die Rollatoren mit Vollgummi haben, würden dort bei Nässe kaum vorankommen. &bdquo;Und wir möchten doch auch einkaufen“, sagt Schulte. Die Neue Westfälische hat die Kritik von Norma Schulte an die Stadt weitergegeben und nachgefragt, inwiefern sie bei Wegsanierungen darauf achtet, dass sie auch von mobil eingeschränkten Menschen uneingeschränkt genutzt werden können. &bdquo;Barrierefreiheit ist bei der Stadt Bünde ein wichtiges Thema“, sagt Pressesprecherin Doris Greiner-Rietz. &bdquo;Bei Ausbaumaßnahmen werden zum Beispiel anhand des Leitfadens für Barrierefreiheit des Landes und der Einhaltung von Regelwerken die Bedürfnisse von mobil eingeschränkten Personen berücksichtigt.“ Außerdem werde die Inklusive Politikgruppe bei Ausbaumaßnahmen einbezogen. Frühlingsweg soll ausgebaut werden Als Beispiele für Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit in der Stadt nennt Greiner-Rietz die barrierefreie Umgestaltung der Bushaltestellen in der jüngsten Vergangenheit. Im kommenden Jahr sei zudem geplant, die Oberfläche des Gehweges an der Wasserbreite zwischen dem Kleinen Bruchweg und der Gasstraße zu befestigen. Zudem stehe der Frühlingsweg an der Else im Ausbauprogramm der Stadt. &bdquo;Damit verbunden ist auch eine neue Oberfläche, die auf die Nutzerbedürfnisse abgestimmt ist“, sagt Greiner-Rietz. Zu hohe Bordsteine, wie Norma Schulte sie zum Teil bemängelt, werden laut Greiner-Rietz &bdquo;im Rahmen der jährlichen Gehwegunterhaltungsarbeiten beseitigt“. An welchen Wegen mit einer Bordsteinabsenkung gerechnet werden kann, lässt die Stadtsprecherin offen. Ob entsprechende Bordsteinabsenkungen für Fußgänger angelegt werden, hänge vom Budget, von den Baukosten und von der Priorität beziehungsweise dem Bedarf ab. &bdquo;Es ist eine gute Nutzung gegeben“ Auf die Kritik von Schulte, dass das in der Fußgängerzone verlegte Kopfsteinpflaster für Menschen mit Rollator ungeeignet sei, heißt es aus dem Rathaus: &bdquo;Sicherlich gibt es ebenere Pflasterbeläge als das Kleinpflaster in der Eschstraße, aber durch den gewählten wilden Passeverband mit engen Fugen ist durchaus eine gute Nutzung für Menschen mit Rollator gegeben.“ Norma Schulte hofft weiter auf mehr Barrierefreiheit in der Stadt Bünde. Denn die Strecken, die sie noch zu Fuß gehen kann, wolle sie auch weiterhin mit ihrem Rollator gehen.

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